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Der Zwerg reinigt den Kittel

Der Zwerg reinigt den Kittel

Titel: Der Zwerg reinigt den Kittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Augustin
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andere auch.
    Am zehnten Tag lecke ich die letzten Chipsbrösel aus der letzten Packung und lese auf Seite zwanzig von Gehirnjogging für Alt und Jung die letzte Aufgabenstellung durch.
    Ich war echt fleißig, aber hallo.
    Im Morgengrauen habe ich angefangen und als Erstes dreißig Blumenrätsel aus zusammengesetzten Blumennamen gelöst.
    Wildes Tier + Teil des Mundes = Löwenzahn.
    Tapferer Krieger + Stachel = Rittersporn.
    Nahrung + weiblicher Vogel = Fetthenne.
    Ich habe keine Ahnung von Blumen, aber irgendwie klappt das. Kollektives Gedächtnis oder so.
    Gegen Mittag war ich bei den Scherzfragen, Kapitel Humor hält Alt und Jung in Schwung, Unterkapitel Küsse.
    Frage: Wie heißt der musikalische Kuss?
    Ich schreibe: Musikus.
    Wie heißt der fröhliche Kuss?
    Ich schreibe: Fidelikus.
    Der astronomische Kuss?
    Kopernikus.
    Jetzt soll ich Redewendungen finden, die aus zwei Adjektiven bestehen. Beispiel: frank und frei. Beispiel: lieb und teuer.
    Ich ziehe an der Zigarette und überlege. Dann schreibe ich:
    nackt und bloß.
    Ich überlege wieder und schreibe:
    angst und bange.
    Ich schreibe öd und leer, starr und stumm, null und nichtig.
    Ich bin müde.
    Das bin ich immer, klar, aber es gibt Steigerungen. Es gibt Superlative. Und die Frage ist: Gibt es Hoffnung?
    Vielleicht ruft ja Zwerger noch einmal an, schön und gut, aber, ich meine, was soll ich ihm sagen? Soll ich sagen: Du kriegst die Jacke, Zwerger, wenn du mit mir ein bisschen Nordic Walking machst. Wenn du ein bisschen mit mir redest, von mir aus über deine Hobbys.
    Matchboxautos?
    Wie interessant, Zwerger.
    Ich glaube, ich kann nicht mehr warten. Nicht aufs Wundliegen, nicht aufs Wintergrau, ich muss das jetzt selbst in die Hand nehmen. Höchste Zeit für ein bisschen Schlaf, Bruder des Todes und so, Sie wissen schon.
    Ich werfe Gehirnjogging für Alt und Jung auf den Boden zu den leeren Chipspackungen, den Zigarettenstummeln und dem anderen Kram und nehme den Walkman aus der Schublade. Ich lege die Kassette ein und setze die Kopfhörer auf.
    Warum ich das mache?
    Fragen Sie nicht mich, fragen Sie meine Hände.
    Ich zünde mir eine Zigarette an und drücke auf Play. Ein kurzes Krachen, ein Rauschen, Madonna singt.
    If we took a holiday
    Took some time to celebrate
    Just one day out of life
    It would be, it would be so nice.
    Mein Kopf sinkt nach hinten auf das Kissen, ich schließe die Augen You can turn this world around rötliche Flecken überall, es knistert, aber nur ganz leise, im Hintergrund von Madonna, sie war blutjung damals, ihr erstes Album, ich bin voll abgefahren darauf And bring back all of those happy days ich ziehe mit geschlossenen Augen an der Zigarette Put your troubles down, it’s time to celebrate ich lasse die Hand mit der Zigarette auf die Bettdecke sinken Let love shine, and we will find die Zigarette gleitet aus meinen Fingern A way to come Piep! together Piep? And make things better Almut! We need a holiday das ist nicht Madonna, das ist der Anrufbeantworter!
    Ich reiße mir die Kopfhörer von den Ohren und schlage auf das glühende Brandloch in der Bettdecke ein.
    Â»Almut, Karlotta hier. Mir ist langweilig. Ruf mich an, aber zackig! Nummer wie gehabt.«
    Klack.



1
    Auf dem Großparkplatz vor dem Einkaufszentrum ist nicht viel los. Elf Uhr vormittags, ein paar Hausfrauen schieben Einkaufswagen von hier nach da, wir warten an der verabredeten Stelle, es regnet leicht.
    Â»Der Sinn des Lebens liegt im Werden, Sein und Vergehen.«
    Sagt Karlotta.
    Â»Sinn finden im Werden, Sein und Vergehen, Doppelpunkt, das ist unsere Ethik.«
    Sagt Karlotta.
    Ich ziehe an der Zigarette und überlege.
    Â»Das Leben hat viele Gesichter, und jedes Jahr kommen neue hinzu, bis ins hohe Alter. Doch egal, ob der Blick schärfer wird oder die Sehkraft schwächer, ob die neuen Gesichter in jedem feinen Zug erkannt werden oder gleichsam in der Ferne schweben wie ein Lächeln – der Mensch braucht einen Ort, an dem er sich geborgen fühlt. Absatz.«
    Ich überlege, ob es an den Großparkplätzen liegt oder an mir. Ob es auch auf einem Großparkplatz in, sagen wir, Mexico City so wäre oder in Shanghai. New York, Singapur, Timbuktu.
    Der Regen.
    Liegt es an den Großparkplätzen oder an mir, dass es immer regnet, wenn ich auf einem Großparkplatz stehe und auf einen Bus warte oder auf ein Taxi, was meinen Sie?
    Es liegt am Wetter?
    Na gut,

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