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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Folsom
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dem Haus treten und die Straße entlang auf sich zukommen sah. Dann stand er auf und schlenderte zu dem großen Springbrunnen hinüber, in dessen Umgebung an diesem schwülheißen Sonntagnachmittag viele Menschen vergeblich etwas Erfrischung zu finden hofften.
    Auch Harry, ein junger, bärtiger Geistlicher, tat nichts anderes.
    Als er sich umsah, konnte er beobachten, wie der hochgewachsene junge Pater mit dem schwarzen Lockenkopf den Park betrat. Er schlenderte lässig dahin, als mache er nur einen Spaziergang, aber Harry merkte, daß Bardoni die Menge in der Umgebung des Springbrunnens nach ihm absuchte. Sein Verhalten war das eines Mannes, der keine Aufmerksamkeit auf sich lenken will, während er etwas tut, bei dem ihm entschieden unbehaglich zumute ist. Aber er kam, und das bewies Harry, daß er recht gehabt hatte. Danny lebte noch. Und Marsciano wußte, wo er war.

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    Harry stand hinter den im Brunnen planschenden Kindern halb verborgen da und wartete ab, bis Pater Bardoni ihn in der Menge entdeckte.
    »Sie sehen anders aus…« Pater Bardoni gesellte sich zu Harry, sah aber nicht ihn an, sondern beobachtete die Kinder, die kreischend im Becken spielten. Tatsächlich hatte Harry an Gewicht verloren, und sein Bart, die Priesterkleidung und seine in die Stirn gezogene Baskenmütze tarnten ihn ebenfalls.
    »Ich möchte Seine Eminenz sprechen.«
    Die beiden Männer sprachen ruhig miteinander, beobachteten die Kinder, lächelten zwischendurch manchmal und freuten sich über deren Planschen.
    »Das ist leider nicht möglich.«
    »Warum nicht?«
    »Es geht eben nicht… Sein Terminkalender ist voll…«
    Harry starrte ihn an. »Unfug!«
    Pater Bardoni ließ seinen Blick über Harry hinweggleiten. »Auf dem Hügel hinter Ihnen, Mr. Addison, sehe ich mehrere berittene Carabinieri. Etwas näher und rechts hinter Ihnen sind zwei weitere auf Motorrädern.« Er sah wieder Harry an. »Sie sind einer der meistgesuchten Männer Italiens. Ich brauchte nur auf die Polizisten zuzu-laufen und die Arme zu schwenken – Sie verstehen doch?«
    »Mein Bruder lebt, Pater. Und Seine Eminenz weiß, wo er ist. Er kann mich entweder selbst zu ihm bringen, oder wir können die Polizeibeamten dort drüben rufen, damit sie ihn dazu überreden, das gleiche zu tun.«
    Pater Bardoni musterte Harry nachdenklich, dann fiel sein Blick auf einen Mann in einem blauen Hemd, der sie von der anderen Seite des Brunnens aus beobachtete.
    »Vielleicht sollten wir einen Spaziergang machen.«
    Als sie sich in Bewegung setzten, sah Harry, wie der Mann sich aus der Menge löste und ihnen in einiger Entfernung folgte, während sie 210
    über eine Rasenfläche gingen, um einen der gepflasterten Parkwege zu erreichen.
    »Wer ist der Kerl?« fragte Harry drängend. »Der Mann in dem blauen Hemd?«
    Pater Bardoni nahm seine Brille ab, polierte sie an seinem Jacken-
    ärmel und setzte sie wieder auf. Ohne Brille wirkte er kräftiger, regelrecht bullig, so daß Harry sich fragte, ob er sie womöglich gar nicht brauchte, sondern nur als Requisit benutzte, um harmloser zu wirken. Vielleicht war er mehr der Leibwächter des Kardinals als sein Sekretär. Jedenfalls schien er weit tiefer in diesen Fall verstrickt zu sein, als Harry bisher angenommen hatte.
    »Mr. Addison.« Pater Bardoni sah sich um. Der Mann in dem blauen Hemd folgte ihnen noch immer. Bardoni blieb abrupt stehen und ließ ihn herankommen. »Einer von Farels Leuten«, sagte er halblaut.
    Der Mann erreichte sie und nickte ihnen im Vorbeigehen zu. »Buon giorno.«
    »Buon giorno«, antwortete Pater Bardoni.
    Pater Bardoni sah ihm nach, dann wandte er sich wieder an Harry.
    »Sie haben keine Ahnung, was hier gespielt wird oder worauf Sie sich einlassen.«
    »Warum erzählen Sie es mir nicht einfach?«
    Pater Bardoni sah dem Mann im blauen Hemd nach, der sich weiter von ihnen entfernte. Er nahm wieder seine Brille ab und wandte sich erneut an Harry.
    »Ich rede mit dem Kardinal, Mr. Addison«, gestand er ihm vorläufig zu. »Ich richte ihm aus, daß Sie ihn zu sprechen wünschen.«
    »Das ist mehr als ein Wunsch, Pater.«
    Pater Bardoni zögerte, als wäge er Harrys Entschlossenheit ab, dann setzte er seine Brille wieder auf. »Wo wohnen Sie?« fragte er.
    »Wie kann ich Sie erreichen?«
    »Schwer zu sagen, Pater. Am besten melde ich mich wieder bei Ihnen.«
    Am Ende des Weges blieb der Mann in dem blauen Hemd stehen und sah sich um. Er beobachtete, wie die beiden Geistlichen sich zum Abschied die Hand

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