Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)
, sagte Sophie. Sie nahm ihre Puppe hoch, küsste sie zärtlich auf den Kopf und glitt lautlos vom Balkon herunter.
Sophies Rock bauschte sich beim Sturz um ihre Taille. Nightingale beugte sich vor und streckte die rechte Hand nach ihr aus, obwohl er wusste, dass er nichts tun konnte. » Sophie! « , schrie er. Sie fiel lotrecht nach unten, die Puppe noch immer im Arm, und ihr flatterndes Haar peitschte durch den Wind.
Im letzten Augenblick schloss er die Augen, damit er nicht sehen musste, wie sie auf dem Boden aufschlug, aber vor dem Geräusch konnte er nicht die Ohren verschließen, vor dem dumpfen Aufprall, mit dem ihr herabstürzender Körper auf den Asphalt krachte. Die Zigarette fiel ihm aus den kraftlosen Fingern, und er rannte in die Wohnung.
Auf dem Sofa saß Hand in Hand ein altes Paar. Mr. und Mrs. Jackson. Sie blickten mit ausdruckslosen Gesichtern zu ihm auf. » Bitte hilf mir, Jack « , sagten sie mit der gleichen mechanischen, emotionslosen Stimme.
Nightingale eilte an ihnen vorbei. In der Tür stand ein junger Constable und berührte mit der rechten Hand das Mikrofon an seiner Schulter. Das Funkgerät des Constables knisterte, doch als Nightingale an ihm vorbeiging, wurden dessen Augen feucht. » Bitte hilf mir, Jack « , sagte er. Nightingale schob ihn aus dem Weg und eilte durch den Korridor zur Fluchttreppe. Er rannte die Stufen hinunter. Der Polizist rief ihm etwas nach, aber Nightingale, der immer zwei Stufen auf einmal nahm, war bereits außer Hörweite.
Er stürmte in die Eingangshalle, wo ein Dutzend Sanitäter und uniformierte Polizisten in ihre Funkgeräte sprachen. Nightingale schob sich zwischen ihnen hindurch. Einer von ihnen, ein Schrank von einem Mann in einer neongelben Jacke, packte Nightingale am Arm. » Bitte hilf mir, Jack « , sagte er. Seine Stimme war ein tiefes Grollen, und er starrte Nightingale mit blicklosen Augen an. Nightingale schüttelte ihn ab, rannte aus dem Haus und wandte sich nach rechts Richtung Fluss.
Zwei Sanitäterinnen kauerten bei der Leiche des kleinen Mädchens. Die jüngere der beiden weinte. Vier Feuerwehrleute in unförmigen Neonjacken standen hinter ihnen. Einer übergab sich vorgebeugt und würgend, ein anderer wischte sich mit dem Handrücken Tränen aus den Augen.
Nightingale ging zu den Sanitäterinnen. Die jüngere blickte zu ihm auf, das Gesicht nass von Tränen. Ihre Unterlippe zitterte. Dann wurde ihr Gesicht plötzlich starr und die Augen glasig. » Bitte hilf mir, Jack « , sagte sie, zu Nightingale aufschauend. Ihre Stimme war dumpf und monoton. Er schob sie zur Seite und kniete sich neben Sophie. Um ihren zertrümmerten Schädel breitete sich eine Blutlache aus. Ihre Augen waren geschlossen, als ob sie schliefe, und die Barbiepuppe hielt sie noch immer in der rechten Hand. Nightingale streckte die Hand aus, um ihr übers Haar zu streichen, doch da riss sie plötzlich die Augen auf. » Bitte hilf mir, Jack « , krächzte sie. Sie holte lang, tief und rasselnd Atem und schrie dann plötzlich wie am Spieß los. Das Schreien verwandelte sich in das Klingeln seines Handys, und endlich wachte er auf.
42
Nightingale tastete nach seinem Handy und nahm den Anruf entgegen. » Jack? « Es war eine amerikanische Stimme. Joshua Wainwright.
» Joshua, wie läuft’s? « Es war noch dunkel draußen, und Nightingale schaute mit zusammengekniffenen Augen auf seine Armbanduhr. Es war halb sechs. Er stöhnte.
» Sorry, Mann. Hab ich Sie geweckt? «
» Nö, das Telefon hat sowieso geklingelt. «
» Wie bitte? «
» Englischer Humor. « Nightingale setzte sich auf. » Wo sind Sie? «
» In New York « , antwortete der Amerikaner. » Verdammt, wie viel Uhr ist es bei euch? «
» Halb sechs Uhr früh. «
» Mann, das tut mir leid. Bei der ganzen Fliegerei letzthin bin ich mit der Zeit durcheinandergekommen. «
» Kein Problem, Joshua. « Er gähnte und hielt die Hand vor den Mund.
» Alles in Ordnung? Sie klingen ein bisschen angespannt. Ich kann später noch mal anrufen. «
Nightingale rieb sich das Kinn. » Schon gut. Ich habe einfach nur schlecht geträumt. Was ist los? «
» Ging es um das Mädchen? In dem Traum? «
» Wie kommen Sie darauf? «
» Weil es Sie belastet, und Probleme machen sich nun einmal gerne im Traum bemerkbar. «
Nightingale seufzte. » Ja, das sagt mir meine Assistentin auch immer. «
» Ich könnte Ihnen vielleicht helfen « , sagte Joshua.
» Rufen Sie mich deswegen an? Sie sind doch kein Hellseher, oder,
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