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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Junge, wegen dir. Tja, Anna, denen möchten wir nicht begegnen, oder? Da sind bestimmt unsere alten Freunde mit dabei. Obwohl es mich ja reizen würde, heimlich einmal wieder dort vorbeizuschauen, in meinem alten Tross. Was sich wohl so verändert hat? Wen es noch gibt und wen nicht mehr. In Memmingen also. Und warum ebendort?«
    »Weil sich nicht weit von hier der Kaiser mit den ganzen Fürsten trifft. In Regensburg oder so. Und weil der Kaiser will, dass Wallenstein in Italien kämpft«, berichtete der Junge, stolz auf all das, was er in der Stadt aufgeschnappt hatte.
    »Aha, dann gibt es also einen Kurfürstentag in Regensburg. Da wird das alte Schlitzohr von Wallenstein wohl einen Teufel tun und nach Italien ziehen, der verschanzt sich da in Memmingen, um den Herrschaften in Regensburg ordentlich Angst einzujagen. Und weißt du warum, mein Junge?«
    Balthasar schüttelte den Kopf.
    »Weil die ihm mit Sicherheit den Laufpass geben wollen. Den kann doch keiner leiden, diesen Emporkömmling. Aber wenn er mit versammelter Mannschaft nur ein paar Meilen entfernt lagert, dann machen sich doch Maximilian und Gefolge in die Hosen vor Angst. Denn sollten die den Kaiser zwingen, den Wallenstein rauszuschmeißen, wird der denen aber zeigen, was er davon hält, das kann ich dir versprechen. Dann macht er dem Maximilian sein schönes Bayern wüst. Katholische gegen Katholische.
    Und außerdem: Was soll der denn in Italien, wo doch die Schweden jetzt im Norden sind? Heilige Jungfrau Maria, über ihre eigenen Plänkeleien erkennen die Papisten anscheinend überhaupt nicht den Ernst der Lage!«
    Zur Enttäuschung der drei Reisenden trug nicht nur die Landung der Schweden und die nahe Anwesenheit ihres alten Heeres bei, aus dem sie vertrieben worden waren. Es kam hinzu, dass sich Bayern mitnichten als das gelobte Land erwies, als welches es sich Anna in ihren Träumen vorgestellt hatte.
    Zunächst einmal waren weit und breit keine Berge zu sehen. Ganz im Gegenteil: Das Land war in diesem Teil Bayerns sogar so flach, dass Anna die Hügel des Weserberglandes dagegen als schroffe Gebirgszüge in Erinnerung hatte. Und die Menschen begegneten den Ankömmlingen, die sich zum Ammersee durchfragten, mit einer Skepsis und Unfreundlichkeit, wie Anna es bisher selten erlebt hatte. Wenn sie etwas in Erfahrung brachten, dann waren es lediglich Hiobsbotschaften, welche zu berichten den Leuten offenbar Freude bereitete.
    Frieden? Den gäbe es hier nicht. Immerhin seien ja die eigenen Truppen durch Bayern marschiert, und Engel seien das auch nicht, außerdem habe erst vor wenigen Jahren eine Pestwelle ihr Unwesen in der Gegend getrieben, und darauf sei eine solch schlimme Hungersnot gefolgt, dass man nicht einmal alle Toten habe vergraben können, so schwach seien die Überlebenden gewesen. Nun würden seit einiger Zeit seltsame Himmelserscheinungen auftreten, die nichts Gutes verkünden. sehr wahrscheinlich plane der Antichrist Wallenstein etwa eine teuflische Tat, der sitze ja jetzt in Memmingen und warte nur darauf, über Bayern herzufallen.
    Ähnliches hörte man aus vielen Mündern, sodass Mergel und Anna beschlossen, niemandem zu berichten, dass sie selbst einem Wallensteinschen Regiment entstammten.
    Als sie schließlich den Ammersee erreichten, war Anna von der Ungastlichkeit der Menschen und dem flachen Land so sehr enttäuscht, dass sie es bereute, doch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt zu sein. Am Ufer des ohne Zweifel wunderschönen Sees stehend und die nackten Füße in das angenehm kühle Wasser tauchend, huschte erst dann wieder ein Lächeln über ihr Gesicht, als sie linker Hand, in weiter, weiter Ferne, das erblickte, was sich in ihrem Kopf als der Inbegriff der Schönheit und Sicherheit festgesetzt hatte – die Berge. Weit weg, doch immerhin sichtbar, ragten ihre schroffen Gipfel, von einem Nebel-schleier verhangen, in den hellblauen Himmel.
    Wer weiß, überlegte Anna, vielleicht gingen doch noch einige ihrer Wünsche in Erfüllung. Und sie dachte seit Tagen zum ersten Mal wieder an die Liebe. Wahrscheinlich war es dumm von ihr, sich so etwas einzubilden, aber sie wollte den Gedanken nicht aufgeben, dass auch er bald hierher, in seine Heimat, zurückkäme und Anna in seine Arme schloss. Das – und daran erinnerte sie sich gut – hatte er ihr beim Abschied versprochen. »Wir werden uns irgendwann wiedersehen«, so waren seine Worte gewesen. Und daran glaubte Anna. Dass er sie jedoch leidenschaftlich umarmen würde, konnte

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