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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Immerhin haben wir uns gut miteinander verstanden.«
    »Dein Mitgefühl brauchen wir nicht, und wenn du dich mit dem Flitscherl gut verstanden hast, dann bist wohl auch nicht besser.«
    Viel war offensichtlich nicht aus dem störrischen Mann herauszuholen. Anna war im Begriff, sich zu verabschieden, als die ganz alte Frau, die Großmutter, zu sprechen anhub und sich auch von den bösen Blicken ihres Sohnes nicht davon abhalten ließ: »Unsre Rosi war ein braves Maderl, und es freut mich, dass sich jemand nach ihr erkundigt. setz dich zu mir, ich werde dir von unserem lieben Kind erzählen.«
    Anna war erleichtert. »Ich glaube, ich weiß, wer die Rosi umgebracht hat. Ich möchte nur ganz sicher sein, bevor man ihn einfängt und bestraft. Deshalb bin ich hergekommen.«
    »Ach, Kind, was nutzt es denn, wenn man den Mörder einfängt? Laufen denn im Moment nicht Tausende von solchen umher? Da ist nicht geholfen, diesen einen zu fangen.«
    Anna hatte geahnt, dass genau das die Reaktion auf ihre Fragen sein würde – Resignation und Hoffnungslosigkeit. Anders hätte auch sie damals nicht geantwortet, wenn man ihr vorgeschlagen hätte, den Mörder ihrer Schwester Mine zu finden.
    »Hat Rosi in letzter Zeit Geschenke erhalten?«, fuhr sie dennoch fort.
    »Geschenke? Unser Mädchen hat immer Geschenke bekommen, war ein freundliches Kind. Kleinigkeiten meist. Aber leider nie etwas zu essen, dabei hätten wir doch das am besten gebrauchen können.«
    »Eine Sanduhr vielleicht?« Anna wollte nicht weiter um den heißen Brei reden.
    »Eine Sanduhr? Toni« – die Alte wandte sich an ihre Schwiegertochter -, »hat die Rosi eine sanduhr geschenkt bekommen?«
    Mit leerem Blick schaute die Angesprochene nach oben.
    »Was willst wissen, Mutter?«
    »Ob die Rosi eine sanduhr hat?«
    »Du meinst ein Stundenglas? So ein Ding, wo Sand hindurchrieselt? Erst in die eine, dann in die andere Richtung, wenn man’s dreht?«
    »Ja, Toni, ein solches Stundenglas.«
    »Hat sie, ja, das hat sie. Und sie hat es an mich weitergegeben. Hat gesagt: Mutter, wenn du traurig bist, dann lass den Sand rieseln, und hast du ihn dreimal rieseln lassen, ist’s mit der Traurigkeit vorbei. So war sie doch, meine Rosi, so war sie.«
    »Von wem hat sie die sanduhr denn geschenkt bekommen?«, wandte sich Anna nun an Rosis Mutter.
    »Ich weiß es nicht. Sie kam eines Morgens die stiege hinunter und hielt sie in der Hand. Einen Tag vor ihrem Tod war das, ja, nur einen Tag davor.«
    »Und dabei hat unser Maderl doch erst so einen schmucken Mann kennengelernt. Hats mir erzählt, Marta. Sollte es euch nicht weitersagen. Aber jetzt, wo es tot ist, das Roserl, macht das ja auch nichts mehr.«
    »Ein Flitscherl war sie, hatte ständig neue Kerle.« Wieder mischte sich der mürrische Vater ein, wurde aber von den beiden Frauen ignoriert.
    Die Großmutter fuhr fort: »Ein braver Mann, mit Anstand. Ja, das hat sie mir erzählt.«
    »Wann hat sie ihn kennengelernt?« Anna wurde immer hellhöriger.
    »Das weiß ich nicht. sie sagte nur, dass er nicht so sei wie all die anderen, die soldaten, die seit so langer Zeit hierherkommen und den jungen Mädchen hinterhersteigen wollen. Ich hätte es dem Roserl so gegönnt, jetzt, wo sie doch ihre Anstellung beim Nesselbacher verloren hat. Da wäre es doch schön, wenn sie einen guten, treuen Mann finden würde, der sie ernähren kann und ihr ein warmes Dach über dem Kopf bietet. Ach, aber das ist ja nun vorbei, nun ist sie tot, die Rosi.«
    »Hör auf zu schwätzen, Mutter, mit der hat’s keiner ernst gemeint.« Der Vater wurde erneut überhört.
    Anna fragte weiter: »War dieser neue Verehrer, war der aus einem der Regimenter, die hier im Moment durchziehen?«
    Die Großmutter zuckte mit den Schultern: »Mehr weiß ich nicht. Sicher hätte sie noch weitererzählt, wäre sie nicht so plötzlich gestorben. Aber so ergeht es vielen in diesen Tagen, besonders den jungen Dingern. Sei bloß vorsichtig, Kind, wenn du gleich das Haus wieder verlässt. Überall kann er lauern, der Tod. Und er bedient sich nicht mehr so gerne an uns Alten und Gebrechlichen, nein, er will was Frisches und Gesundes.«
    »Bevor ich gehe, muss ich noch eines wissen. Hat die Rosi denn erzählt, dass an diesem Mann etwas war, über das sie hat lachen müssen?«
    Die Großmutter schaute Anna nur verständnislos aus ihren trüben Augen an: »Nein, weshalb sollte sie lachen?«
    »Es kam mir gerade in den sinn, vielleicht war er ja bös auf die Rosi.« Anna wurde

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