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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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verwirklichen."
    „Wenn es um deine Gesundheit geht, Jane", erklärte Grayson mit einer Entschlossenheit, die einem unüberwindlichen Bollwerk glich, „werde ich kein Risiko eingehen. Ich bestehe darauf, dass du ans Meer fährst, und ich weigere mich, dir eine Fahrt aufs Land zu gestatten."
    „Gut", sagte Simon, der offenbar unbedingt Ruhe und Frieden haben wollte. „Auf meinen Rat hört sie nie."
    Langsam setzte sie sich auf und sah Grayson an. „Wirst du mich dazu zwingen?"
    „Wenn es nicht anders geht", erwiderte er lächelnd. „Ich versprach deinem Vater, an seiner Stelle für deinen Schutz zu sorgen. Ich käme meiner Pflicht nicht nach, würde ich deine Erkrankung auf die leichte Schulter nehmen."
    „Mir geht es schon viel besser", gab sie mit gezwungener Unbekümmertheit zurück, doch Grayson schüttelte vehement den Kopf.
    „Die Strapazen der letzten Wochen fordern jetzt ihren Preis, Jane. Es ist vermutlich nicht gut für dich, wenn du in London bleibst."
    „Willst du sagen, ich soll untertauchen?"
    „Wir können nicht zulassen, dass du dich im Bett räkelst und pummelig wirst, meine kleine Taube."
    „Ich will nicht weg", widersprach sie und betonte jedes Wort einzeln.
    „Du brauchst Erholung, Jane. Ich werde dich in einem Rollstuhl über die Promenade schieben, zusammen mit all den anderen Hypochondern."
    „So etwas nenne ich ein wahrhaft verlockendes Angebot."
    „Dann ein Ritt auf einem Esel."
    „Da weiß ich schon, wer der Esel sein wird."
    Er lächelte und fuhr fort; „Vielleicht würde es dir gefallen, mit Seetang abgerieben zu werden."
    „Mir würde gefallen, dich damit zu strangulieren."
    „Ich werde eines der Dienstmädchen anweisen, dir beim Packen zu helfen", gab er ruhig zurück, während sein Blick sie herausforderte.
    Jane trotzte diesem Blick und fragte sich, ob die erste Frau, die dem Fluch der Boscastle-Augen erlegen war, sich genauso gefühlt hatte wie sie in diesem Moment. Denn obwohl sein Vorschlag sie empörte, wünschte sie sich tief in ihrem Innersten, diesem Teufel überallhin zu folgen, wohin er sie lockte. Sie wollte in seinen Armen liegen, sich ihm hingeben, die Frau sein, die er begehrte. Dummerweise hatte sie sich in die Illusion eines Beschützers verliebt, nicht in einen tatsächlichen Beschützer.
    „Dein Angebot ist mehr als großzügig, Grayson", sagte sie in einem letzten Versuch, sich ihm zu widersetzen. „Aber ich kann wohl kaum allein mit dir Urlaub machen."
    „Selbstverständlich nicht", antwortete er mit gespielter Überraschung. „Onkel Giles und Simon werden mitkommen, damit der Anstand gewahrt wird."
    Eine kurze Pause schloss sich an, und als sie sein teuflisches Grinsen sah, wusste sie, dass der Anstand ihn in Wahrheit nicht im Mindesten scherte.
    Also war zwischen ihnen mit einem Mal wirklich alles anders. Er hatte das bis ins letzte schändliche Detail eiskalt geplant. Zugegeben, er gab sich so charmant und aufmerksam wie immer, doch hinter dieser Tugendhaftigkeit lauerte ein wildes Tier, das nur auf den richtigen Augenblick wartete, um sich auf sein Opfer zu stürzen.
    Hatte sie sich etwa all seine Liebenswürdigkeit nur eingebildet, die ihn auf eine Frau so unwiderstehlich wirken ließ? Oder waren es ihre eigenen Schuldgefühle, die sie daran hinderten, ihn zu durchschauen?
    Nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätte Jane sich als die Geliebte eines Lebemanns gesehen. Auf eine erschreckende Weise war sie vom Pfad der Tugend abgekommen, und der Weg dorthin zurück würde beschwerlich sein, vielleicht sogar unmöglich. Nun, möglicherweise würde sie auch Gefallen an dem Ganzen finden.
    „Nein", sagte sie, diesmal eine Spur mutiger. „Das ist unmöglich, es geziemt sich nicht. Eine Frau kann nicht allein mit drei Männern unterwegs sein, selbst wenn zwei davon zu ihrer Familie gehören."
    Sein gönnerhaftes Lächeln ließ sie ahnen, dass er ihr auch jetzt längst zwei Schritte voraus war. „Jane, du solltest mich eigentlich besser kennen. Natürlich habe ich Chloe gebeten, uns zu begleiten."
    „Und sie hat zugesagt?"
    „Ja."
    Allerdings erst nach zwei Stunden voller Drohungen und Tränen, gefolgt von Chloes Erkenntnis, ihre Anwesenheit in Brighton sei womöglich der einzige Trost, den Jane in ihrem schrecklichen Schicksal finden würde: der Verführung durch einen Boscastle.
    Natürlich würde weder Chloe noch sonst jemand ihn von der Lektion abhalten, die er Jane erteilen wollte. Grayson bereitete nur die Inszenierung mit allen

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