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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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SIE ZURÜCK!«
Die Rücklichter wurden immer kleiner, verschwanden nach
Norden auf der Straße, die zum Highway 50 zurückführte.
Die blinkende Ampel tanzte im Wind, und in ihrem unsteten
Licht konnte Johnny einen flüchtigen Blick auf den Wagen erhaschen, der davonfuhr. Etwas war auf der Rückseite aufgemalt worden. Die Schrift konnte er nicht lesen - der Sand war
zu dicht.
»Geht wieder rein, Leute!« brüllte er. »Sie sind fort!«
Der Junge blieb noch einen Moment auf der Straße stehen
und sah in die Richtung, in der die Rücklichter verschwunden
waren. Er ließ die Schultern hängen. Sein Vater nahm ihn an
der Hand. »Komm mit, David. Wir brauchen diesen Bus nicht.
Wir sind in der Stadt. Wir suchen einfach jemanden, der uns
helfen kann, und…«
Er verstummte, sah sich um und stellte fest, was Johnny
schon aufgefallen war. Die ganze Stadt war dunkel. Das
brauchte nur zu bedeuten, daß die Leute in Deckung gegangen waren, daß sie wußten, was vor sich ging, und daß sie sich
vor dem Wahnsinnigen versteckten, bis die Kavallerie eintraf.
Was in gewisser Weise sogar logisch zu sein schien, aber in seinem Herzen spürte Johnny etwas anderes.
In seinem Herzen hatte Johnny den Eindruck, als wäre die
ganze Stadt ein Friedhof.
David und sein Vater kamen zur Treppe zurück, der Junge
niedergeschlagen und mit gesenktem Kopf, während der
Mann immer noch in allen Richtungen nach Gefahren suchte.
Mary stand in der Tür und sah ihnen entgegen, und Johnny
fand, daß sie mit ihrem um den Kopf wehenden Haar außerordentlich hübsch aussah.
Der Bus, Johnny. War da nicht was mit dem Bus? Da war etwas,
oder nicht? Terrys Stimme.
Geheul schwoll in der windigen Dunkelheit an. Es hörte
sich spöttisch an, wie Gelächter, und schien von überallher zu kommen. Johnny hörte es kaum. Ja, etwas war an
dem Bus. Eindeutig. Etwas mit der Größe des Fahrzeugs und
mit dem Schriftzug auf der Rückseite, und mit dem Aussehen des Busses, selbst im Dunkeln und in dem Sandsturm.
Etwas
»O Scheiße!« schrie er und griff sich wieder an die Brust.
Aber diesmal nicht ans Herz, sondern an eine Tasche, die
nicht mehr da war. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie der
Kojote seine teure Motorradjacke hin und her schüttelte, das
Futter zerriß und den ganzen Krimskrams in alle vier Himmelsrichtungen verstreute. Einschließlich
»Was ist?« fragte Mary und beobachtete erschrocken sein
Gesicht. »Was?«
»Ihr solltet besser alle wieder reinkommen, bis die Gewehre geladen sind«, sagte Billingsley zu ihnen. »Außer ihr wollt
das Kroppzeug am Hals haben.«
Auch das hörte Johnny kaum. Die Buchstaben auf dem
Heck des in die stürmische Dunkelheit davonfahrenden Busses konnten das Wort Ryder gebildet haben. Das schien logisch zu sein, oder nicht? Steve Ames suchte nach ihm. Er
hatte in Desperation vorbeigeschaut, nichts gesehen und verließ die Stadt nun wieder, um anderswo zu suchen.
Johnny sprang an dem erstaunten Billingsley vorbei, der
auf ein Knie gegangen war und Gewehre lud, und rannte die
Treppe zum Zellenblock hinauf, während er zu David Carvers
Gott betete, daß sein Handy noch funktionierte.
4
    Wenn alles normal zu sein scheint, normal aussieht… okay, hatte
Steve Ames gesagt, dann versuchen wir, es von hier aus zu melden. Aber wenn wir den Eindruck haben, daß auch nur das Geringste nicht stimmt, brausen wir mit Karacho nach Ely.
Und als der Ryder-Kleinbus im Leerlauf unter dem tanzenden Blinklicht stand, das die einzige Kreuzung in Desperation
markierte, streckte Cynthia die Hand aus und zupfte an Steves Hemd. »Es wird Zeit, nach Ely zu fahren«, sagte sie und
deutete zum Fenster hinaus, über die Kreuzung nach Westen.
»Da unten liegen Fahrräder auf der Straße, siehst du sie?
Meine alte Oma hat immer gesagt, Fahrräder auf der Straße
sind ein ganz schlechtes Omen, als würde man einen Spiegel
zerdeppern oder einen Hut auf dem Bett liegenlassen. Zeit für
unseren Abflug.«
»Deine Oma hat das gesagt, hm?«
»Eigentlich hatte ich nie eine Oma, jedenfalls hab ich sie
nicht gekannt, aber komm zu dir - was haben sie da zu suchen? Warum hat sie niemand bei dem Sturm reingeholt?
Siehst du nicht, daß hier nichts stimmt?«
Er betrachtete die Fahrräder, die auf der Seite lagen, als
wären sie im Wind umgestürzt, dann weiter die Querstraße
entlang, die von Osten nach Westen führte. »Ja, aber es sind
Leute zu Hause. Man sieht Lichter.« Er zeigte darauf.
Ja, sie sah Lichter in manchen Häusern, aber das Muster,
das sie ergaben, machte ihr

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