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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tür zwischen dem Kartenhäuschen und der Halle ist zugenagelt. Die Halbstarken sind über
die Feuerleiter reingeklettert, aber damit war letzten März
Schluß, als sie runtergestürzt ist. Nee, ich glaube, wir sind hier
rundum sicher.«
»Wahrscheinlich sicherer als draußen auf der Straße«, sagte
Johnny.
Audrey drehte sich zu ihm um und stemmte die Hände in
die Hüften. »Und was gedenken Sie zu tun? Hierbleiben und
sich die Zeit mit albernen Schattenspielen auf der Leinwand
vertreiben?«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Steve.
»Beruhigen Sie sich doch!« fauchte sie geradezu. »Ich will
hier raus!«
    »Das wollen wir alle, aber nicht jetzt«, sagte Johnny. Er sah
die anderen an. »Ist jemand anderer Meinung?«
»Es wäre Wahnsinn, im Dunkeln da rauszugehen«, sagte
Mary, »Der Wind hat bestimmt fünfzig Meilen pro Stunde
drauf, und bei dem Sandsturm würde er uns wahrscheinlich
, nacheinander abservieren.«
»Und was, meinen Sie, wird sich morgen daran ändern,
wenn der Sturm zu Ende geht und die Sonne rauskommt?«
fragte Audrey. Sie fragte Johnny, nicht Mary.
»Ich glaube, daß Freund Entragian nicht mehr lebt, wenn
der Sturm vorüber ist«, sagte er. »Wenn er nicht schon tot ist.«
Ralph sah ihn an und nickte. David kauerte vor dem Fernseher, ließ die Hände zwischen den Knien baumeln und sah
Johnny höchst konzentriert an.
»Warum?« fragte Audrey. »Wieso?«
»Haben Sie ihn nicht gesehen?« fragte Mary sie.
»Natürlich hab ich ihn gesehen. Nur heute nicht. Ich hab
gehört, wie er rumgefahren und rumgelaufen ist … und
ich hab gehört, wie er Selbstgespräche geführt hat, da bin
ich ganz sicher, aber gesehen hab ich ihn seit gestern nicht
mehr.«
»Gibt es hier in der Gegend etwas Radioaktives, Ma’am?«
wandte sich Ralph an Audrey. »Gab es hier je eine Art, nun,
eine Art Endlager für radioaktive Abfälle oder ausrangierte
Waffen? Sprengköpfe oder so? Denn der Cop hat so ausgesehen, als wäre er in Auflösung begriffen -«
»Ich glaube nicht, daß es die Strahlenkrankheit war«, sagte
Mary. »Davon hab ich Bilder gesehen, und -«
»Wow«, sagte Johnny und hob die Hände. »Ich möchte
einen Vorschlag machen. Ich finde, wir sollten uns hinsetzen
und uns in Ruhe unterhalten. Damit vertreiben wir uns die
Zeit, und vielleicht fällt uns dabei ein, was wir als nächstes tun
sollten.« Er sah Audrey an, schenkte ihr sein einnehmendstes
Lächeln und stellte zu seinem Entzücken fest, daß sie sich ein
wenig entspannte, wenn auch nicht gerade dahinschmolz.
Vielleicht hatte ihn sein alter Charme doch nicht ganz verlassen. »Zumindest dürfte es konstruktiver sein, als Schattenspiele auf der Leinwand zu machen.«
Sein Lächeln verblaßte ein wenig, und er drehte sich um und
sah sie an: Audrey, die in ihrem knappen sexy Kleid am Rand
des Teppichs stand; David, der vor dem Fernseher hockte; Steve
und Cynthia, die auf den Armlehnen eines alten Polstersessels
saßen, der aussah, als würde er ebenfalls von der alten Circle
Ranch stammen; Mary, die vor der Leinwand stand und mit
ihren unter dem Busen verschränkten Armen wie eine Lehrerin
aussah; Tom Billingsley, der das offene Oberschränkchen der
Bar inspizierte, dabei aber die Hände fest hinter dem Rücken
verschränkte; Ralph, dessen linkes Auge fast völlig zugeschwollen war, in dem Ohrensessel am Rand des Lichtscheins. Die
Collie Entragian Survival Society war vollzählig versammelt
Was für eine Mannschaft, dachte Johnny. Manhattan Transfer
in der Wüste.
»Es gibt noch einen Grund, weshalb wir reden müssen«,
sagte er. Er betrachtete ihre Schatten, die auf der kahlen Leinwand tanzten. Einen Augenblick kamen sie ihm alle wie die
Schatten riesiger Vögel vor. Er dachte an Entragian, der ihm erzählte, daß Geier als einzige Vögel furzten. An Entragian, der
sagte: O Scheiße, wir sind alle jenseits von Gründen, das wissen Sie doch auch. Johnny dachte, das sei vielleicht das Furchteinflößendste, was in seinem ganzen Leben jemand zu ihm gesagt
hatte. Hauptsächlich, weil es sich wie die Wahrheit anhörte.
Johnny nickte langsam, als würde er einer inneren Stimme
zustimmen, dann fuhr er fort.
»Ich habe einiges Außergewöhnliches in meinem Leben
gesehen, hatte aber niemals eine Begegnung mit dem, was ich
das Übernatürliche nennen würde. Bis heute möglicherweise.
Am meisten macht mir dabei angst, daß es vielleicht noch
nicht zu Ende ist. Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, daß
mir in den letzten paar Stunden Dinge widerfahren sind, für
die ich

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