Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Hände, als wolle ich einen Schlag abwehren.
    »Was hast du, Junge?«, verlangte er von mir zu wissen und beugte sich näher heran, um mich genauer anzusehen. »Deine Augen sind voller Blut! Wann hast du zum letzten Mal geschlafen?«
    »Gerade eben, glaube ich.« Ich brachte ein schwaches Lächeln zustande und strich mir mit der Hand über das kurzgeschnittene Haar. Nass vom Schweiß klebte es an meinem Kopf. Ich erinnerte mich nur an Fetzen eines Albtraums. »Ich habe deinen Diener getroffen«, sagte ich mit zitternder Stimme.
    »Dick? Nun ja, er ist vielleicht nicht der klügste Mann in der Burg aber er dient meinen Zwecken auf bewundernswerte Art und Weise. Es dürfte ihm schwer fallen, Geheimnisse zu verraten, wo er doch noch nicht einmal eines erkennt, wenn er darüber fällt. Aber genug von ihm. Kaum hatte mich Fürst Leuenfarbs Nachricht erreicht, bin ich hier rauf gekommen in der Hoffnung, dich anzutreffen. Was ist das von wegen der Gescheckten in Burgstadt?«
    »Er hat das in seiner Nachricht geschrieben?« Ich war entsetzt.
    »Nicht in so vielen Worten. Nur ich konnte dem einen Sinn entnehmen. Jetzt erzähl erst mal.«
    »Sie sind mir vergangene Nacht gefolgt … heute Morgen. Sie wollten mir Angst einjagen und mich wissen lassen, dass sie mich kennen – dass sie mich jederzeit finden können. Chade. Lassen wir das mal einen Augenblick beiseite. Hast du gewusst, dass dein Diener – Wie ist sein Name? Dick? – hast du gewusst, dass er über die Gabe verfügt?«
    »Eine Gabe für was? Teetassen zu zerbrechen?« Der alte Mann schnaufte, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht. Dann seufzte er und deutete angewidert auf den kalten Kamin. »Er sollte eigentlich jeden Tag ein kleines Feuer da drin machen. Die Hälfte der Zeit vergisst er es. Wovon redest du?«
    »Dick verfügt über die Gabe. Sein Talent ist stark. Er hätte mir fast einen Gabenbefehl eingebrannt, als ich ihn zufällig hier überrascht habe. Hätte ich meine Mauer nicht errichtet gehabt, um mich vor Pflichtgetreu zu schützen, ich glaube, er hätte mir jeden Gedanken aus dem Kopf geschossen. ›Geh weg‹, hat er mir gesagt, und ›Du siehst mich nicht‹. Und ›Tu mir nicht weh‹. Einmal, im Stall, habe ich gesehen, wie ein paar Jungen ihn geneckt hat, und ich habe genauso laut gehört, als hätte es jemand neben mir gesagt: ›Du siehst mich nicht‹. Dann sind die Stallburschen ihrer Arbeit nachgegangen, danach kann ich mich auch nicht mehr daran erinnern, dass ich ihn dort gesehen habe.«
    Chade ließ sich langsam auf den Stuhl sinken. Er streckte die Hand nach meiner aus, als könne das die Sache verständlicher für ihn machen. Oder vielleicht wollte er einfach nur nachsehen, ob ich Fieber hatte. »Dick gebietet über Gabenmagie«, sagte er vorsichtig. »Hast du mir das gerade gesagt?«
    »Ja. Sie ist roh und unausgebildet, aber sie brennt in ihm wie ein Scheiterhaufen. So etwas bin ich noch nie begegnet.« Ich schloss die Augen, legte die Hände an die Schläfen und versuchte, meinen Kopf wieder zurechtzurücken. »Ich fühle mich, als wäre ich verprügelt worden.«
    Einen Augenblick später sagte Chade schroff: »Hier. Versuch das mal.«
    Ich nahm das kalte, feuchte Tuch, das er mir anbot, und legte es mir auf die Augen. Ich wusste es besser, als dass ich ihn nach etwas Stärkerem gefragt hätte. Der sture alte Mann hatte sich in den Kopf gesetzt, dass meine Schmerzmittel meine Fähigkeit beeinträchtigen würden, Pflichtgetreu in der Gabe zu unterrichten. Es war sinnlos, mich nach der Erleichterung zu sehnen, die Elfenrinde mir bringen würde. Falls es noch welche gab in der Burg, so war sie sicherlich gut versteckt.
    »Was soll ich deswegen tun?«, murmelte Chade, und ich hob eine Ecke des Tuchs, um ihn anzusehen.
    »Wegen was?«
    »Wegen Dick und seinem Talent.«
    »Tun? Was kannst du deswegen tun? Der Schwachkopf hat es eben.«
    Chade setzte sich wieder. »Dem nach zu urteilen, was ich aus den alten Gabenschriften übersetzt habe, macht ihn das zu einer Bedrohung für uns. Er ist ein wildes Talent, unausgebildet und undiszipliniert. Seine Gabe kann Pflichtgetreu korrumpieren, während er zu lernen versucht. In der Wut könnte er die Gabe gegen Menschen einsetzen; offensichtlich hat er das bereits getan. Schlimmer noch: Du sagst, er sei stark. Stärker als du?«
    Ich hob die Hand zu einer hilflosen Geste. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Mein Talent war stets recht erratisch, Chade. Und ich wüsste auch nicht, wie

Weitere Kostenlose Bücher