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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verlangen? »Vielleicht soll ich ihnen als Spion in Bocksburg dienen. Oder als Waffe in der Burg, als jemand, den sie von innen gegen die Weitseher richten können.«
    Chade war meinem Gedankengang mühelos gefolgt. »Ist das nicht die einzige Möglichkeit, die wir wählen könnten? Hm. Ja. Für den Augenblick rate ich dir in jedem Fall, vorsichtig zu sein. Aber sei auch für alles offen. Rechne damit, dass sie dich wieder kontaktieren. Hör dir an, was sie verlangen und was sie anbieten. Falls nötig, lass sie glauben, dass du den Prinzen verraten wirst.«
    »Ich soll also den Köder spielen.« Ich setzte mich auf und nahm das Tuch von den Augen.
    Ein Lächeln zuckte um Chades Mund. »Genau.« Er streckte die Hand aus, und ich gab ihm das Tuch. Dann neigte er den Kopf zur Seite und musterte mich kritisch. »Du siehst furchtbar aus. Schlimmer als ein Mann nach einem einwöchigen Saufgelage. Hast du große Schmerzen?«
    »Ich komme schon damit zurecht«, antwortete ich barsch.
    Zufrieden nickte er vor sich hin. »Ich fürchte, das wirst du auch müssen. Aber es wird jedes Mal weniger, nicht wahr? Dein Körper lernt, damit umzugehen. Ich glaube, es ist ähnlich wie bei einem Schwertkämpfer, dessen Muskeln sich an die stundenlangen Übungen gewöhnen.«
    Ich beugte mich mit einem Seufzen vor und rieb mir die brennenden Augen. »Ich denke, es ist mehr wie ein Bastard, der lernt, Schmerzen zu tolerieren.«
    »Nun. Was auch immer es sein mag, ich bin zufrieden.« Seine Erwiderung war brüsk. Ich würde kein Mitleid von dem alten Mann bekommen. Er stand auf. »Geh, und wasch dich, Fitz. Iss etwas. Lass dich sehen. Geh nur noch bewaffnet raus, aber unauffällig.« Er hielt kurz inne. »Du erinnerst dich sicher, wo ich meine Gifte und Werkzeuge aufbewahre, dessen bin ich sicher. Nimm dir, was immer du brauchst, aber lass mir eine Liste da, damit mein Lehrling es wieder auffüllen kann.«
    Ich erwiderte nicht, dass ich mir nichts nehmen würde, dass ich nicht länger ein Assassine war. Ich hatte schon an ein oder zwei Pulver gedacht, die sich als nützlich erweisen könnten, sollte ich wie heute Morgen einer Überzahl gegenüber stehen. »Wann werde ich deinen neuen Lehrling kennen lernen?«, fragte ich beiläufig.
    »Das hast du schon.« Chade lächelte. »Aber wann du ihn wirklich kennen lernen wirst? Ich bin nicht sicher, ob das klug oder angenehm für euch beide sein würde. Oder für mich. Fitz, ich bitte dich, in dieser Sache ehrenhaft zu sein. Lass mir dieses Geheimnis, und versuch nicht herumzuschnüffeln. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass du das Thema besser in Ruhe lässt.«
    »Wo wir schon vom Herumschnüffeln sprechen, da ist noch etwas, was ich dir sagen sollte. Auf meinem Weg die Treppe hinauf habe ich eine Pause gemacht und Stimmen gehört. Ich habe ins Zimmer der Narcheska gesehen. Es gibt da ein paar Informationen, die wohl ich mit dir teilen sollte.«
    Er neigte den Kopf in meine Richtung. »Klingt verführerisch. Sehr verführerisch. Aber es ist dir nicht ganz gelungen, mich abzulenken. Dein Versprechen, Fitz, bevor du mich dazu verführst, über andere Dinge nachzudenken.«
    Um die Wahrheit zu sagen, wollte ich dieses Versprechen nicht geben. Es war nicht nur Neugier, die in mir brannte, noch nicht einmal Eifersucht. Es verstieß einfach gegen alles, was der alte Mann mir beigebracht hatte. ›Finde so viel wie möglich über das heraus, was um dich herum vorgeht‹, hatte er mich gelehrt. ›Du kannst nie wissen, was sich einmal als nützlich erweisen könnte‹. Seine grünen Augen starrten mich unheilvoll an, bis ich den Blick senkte. Ich schüttelte den Kopf, sprach aber die Worte. »Ich verspreche dir, dass ich nicht absichtlich versuchen werde, die Identität deines neuen Lehrlings herauszufinden. Aber darf ich dich eines fragen? Weiß er von mir, wer ich bin und was ich war?«
    »Mein Junge, ich verrate keine Geheimnisse, die nicht die meinen sind.«
    Ich seufzte erleichtert. Es war eine unangenehme Vorstellung, dass irgendjemand in der Burg mich beobachten und wissen könnte, wer ich war, ohne dass ich auch nur den geringsten Anhaltspunkt in Bezug auf seine Identität hatte. Der neue Lehrling wusste also genauso wenig über mich, wie ich über ihn.
    »Nun denn. Die Narcheska.«
    Ich berichtete Chade auf eine Art, wie ich geglaubt hatte, es nie wieder zu tun. So wie damals als Kind gab ich ihm genau die Worte wieder, die ich gehört hatte, und hinterher befragte er mich dazu, was ich glaubte, das

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