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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatten.
    Während ich die Abordnung der Outislander betrachtete, fragte ich mich, ob sich die Dinge auch in ihren Ländern veränderten. Ihre Frauen waren nie die bewegliche Habe der Männer gewesen. Die Männer mochten ja mit fremden Frauen handeln oder sie als Kriegsbeute nach Hause schleppen, aber ihre eigenen Frauen waren Tabu. Wie seltsam musste es da anmuten, wenn ein Vater seine eigene Tochter als Zeichen seines guten Willens anbot, um Handel und Frieden zu sichern? Bot Ellianias Vater sie wirklich an? Oder war ihre Anwesenheit hier Teil des Plans einer weit älteren, einflussreicheren Familie, des Clans ihrer Mutter? Aber falls das so war, warum es verbergen? Warum ließen sie es so aussehen, als würde ihr Vater sie anbieten? Warum war Peottre der einzige Repräsentant ihres Mütterhauses?
    Die ganze Zeit über hörte ich mit halbem Ohr dem Schnattern der Frauen zu, die Fürst Leuenfarb umringten. Zwei, Lady Heliotrope und Lady Calendula, waren schon vorhin in seinen Gemächern gewesen. Nun stellte ich fest, dass sie nicht nur Rivalinnen um seine Gunst, sondern auch Schwestern waren. Die Art und Weise, wie Fürst Eiche sich immer wieder zwischen Lady Calendula und Fürst Leuenfarb stellte, ließ die Vermutung in mir aufkeimen, dass er ihre Aufmerksamkeit vielleicht für sich wollte. Lady Nelke war älter als die anderen Damen und vielleicht sogar älter als ich. Ich vermutete, dass ihr Ehemann irgendwo in der Burg umherlief. Sie legte die matronenhafte Aggressivität einer Frau an den Tag, die zwar sicher verheiratet war, aber sich immer noch nach der Aufregung der Jagd sehnte. Es war nicht so, als hätte sie Beute wirklich nötig; vielmehr genoss sie die Vorstellung, sie immer noch zur Strecke bringen zu können und das gegen schärfste Konkurrenz. Ihr Kleid enthüllte mehr von ihrer Brust, als sich ziemte, aber es wirkte nicht so aufdringlich, wie es das bei einer jüngeren Frau getan hätte. Sie hatte eine Art, Fürst Leuenfarb die Hand auf Arm oder Schulter zu legen, die man schon fast als besitzergreifend bezeichnen konnte. Zweimal sah ich, wie er ihre Hand fing, als sie ihn berührte, sie tätschelte oder leicht drückte und dann wieder vorsichtig losließ. Vermutlich fühlte sie sich geschmeichelt, doch für mich sah es eher aus, als entferne Fürst Leuenfarb lästige Fussel.
    Lord Lalschopf, ein Mann mittleren Alters und mit angenehmen Gesicht, gesellte sich zu jenen, die Fürst Leuenfarb umringten. Er war ein gut gekleideter Mann mit ebenso guten Manieren, der sich demonstrativ sogar mir vorstellte – eine Ehre, die einem Diener nur selten zuteil wurde. Ich lächelte, als ich mich auf seine Begrüßung hin verneigte. Er stieß mehrere Male gegen mich, als er versuchte, näher an Fürst Leuenfarb heranzukommen und am Gespräch teilzunehmen, aber es fiel mir leicht, ihm sein Ungeschick zu verzeihen. Jedes Mal bat ich ihn um Entschuldigung und trat zurück, und jedes Mal lächelte er mich warm an und erklärte, es sei ganz und gar nicht meine Schuld gewesen. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um Fürst Leuenfarbs verletzten Knöchel, wie grob der unsympathische Heiler gewesen sei und wie sehr es alle bedauerten, dass der Fürst sich auf der Tanzfläche nicht zu ihnen gesellen konnte. Hier errang Lady Nelke einen Sieg über ihre Rivalinnen: Sie ergriff Fürst Leuenfarbs Hand und erklärte, sie würde ihm Gesellschaft leisten, während sie gleichzeitig die anderen Mädchen aufforderte, mit ihren Freiern zu tanzen. Fürst Lalschopf erklärte sofort, dass auch er bei Fürst Leuenfarb bleiben würde, zumal er ein miserabler Tänzer sei. Als Fürst Leuenfarb ihm versicherte, er wisse, dass diese Behauptung nur falscher Bescheidenheit entspringe, und dass er niemals zulassen würde, die Damen von Bocksburg eines solch eleganten Partners zu berauben, schien der Mann zwischen Verzweiflung ob dieser Ablehnung und Freude über das Kompliment hin und her gerissen zu sein.
    Bevor die Rivalität zwischen den Damen weiter eskalieren konnte, hörte der Harfenist plötzlich mit dem Spielen auf. Der Page neben ihm hatte ihm offenbar ein Zeichen gegeben, denn der Barde stand auf und verkündete mit lauter, kräftiger Stimme die Ankunft von Königin Kettricken Weitseher und Prinz Pflichtgetreu, Thronerbe des Hauses Weitseher. Auf eine Geste von Fürst Leuenfarb hin bot ich ihm meinen Arm an und half ihm beim Aufstehen. Stille senkte sich über den Raum, und alle Blicke wandten sich der Tür zu. Die Menge, die sich

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