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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kriegsfürst inmitten von Kriegsfürsten. Dies war eine Versammlung von Gleichgestellten, die zusammengekommen waren, um über die Vermählung der Narcheska zu diskutieren.
    All das nahm ich in der kurzen Zeit auf, die meine Augen brauchten, sich nach dem Sonnenschein draußen an das Dämmerlicht in der Halle zu gewöhnen. Ich suchte mir einen Platz neben Sieber in der hintersten Reihe der Gardisten und lehnte mich an die Wand. Aus dem Mundwinkel heraus bemerkte Sieber: »Die sind ganz und gar nicht wie wir, mein Freund. Kein Festmahl, keine Geschenke, keine Lieder ... nicht die kleinste Feierlichkeit für unseren Prinzen. Nur dieses >Wie geht es Euch?< am Hafen, und dann haben sie ihn sofort hierher gebracht und mit der Diskussion begonnen. Diese Leute kommen wirklich direkt zur Sache. Einigen von ihnen missfällt die Vorstellung, dass eine ihrer Frauen das Land verlässt und fortan in den Sechs Provinzen lebt. Sie betrachten das als unnatürlich und vermutlich auch als böses Omen. Den meisten ist das Ganze aber so oder so egal. Sie scheinen zu glauben, dass dieses Unglück nur den Narwalclan befallen wird, und nicht die ihren. Der eigentliche Knackpunkt ist das Drachentöten.«
    Ich nickte anerkennend ob dieser knappen und präzisen Zusammenfassung. Mit Sieber hatte Chade eine gute Wahl getroffen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Sprecher. Dabei fiel mir auf, dass er in der Mitte eines auf den Boden gemalten Kreises stand. Der Kreis war verschlungen und stilisiert, aber trotzdem als Schlange zu erkennen, die sich in den eigenen Schwanz biss. Der Mann nannte nicht seinen Namen, bevor er sprach. Vielleicht ging er davon aus, dass jeder ihn kannte, oder dass der eintätowierte Seeotter auf seiner Stirn als Identifikation ausreichte. Auf jeden Fall wählte er schlichte Worte und sprach ohne Wut, als erkläre er dummen Kindern etwas vollkommen Offensichtliches.
    »Eisfeuer ist keine Kuh, die irgendjemandem von uns gehört. Er ist kein Vieh, das als Mitgift herhalten könnte. Und noch weniger gehört er einem fremden Prinzen. Wie also kann er den Kopf einer Kreatur, die ihm nicht gehört, dem Schwarzwasser-Mutterhaus des Narwalclans als Brautpreis anbieten? Wir können sein Versprechen nur auf zweierlei Art betrachten. Entweder hat er es in vollkommener Unwissenheit gegeben, oder aber es stellt einen offenen Affront gegen uns dar.«
    Dann legte er eine Pause ein und machte eine seltsame Handbewegung. Einen Augenblick später wurde die Bedeutung dieser Geste klar, denn Prinz Pflichtgetreu stand langsam auf und gesellte sich zu dem Sprecher im Kreis. »Nein, Kaempra Otter.« Pflichtgetreu sprach ihn als Kriegsführer seines Clans an. »Mit Unwissenheit hatte das nichts zu tun, und es war auch nicht als Affront gedacht. Die Narcheska hat mich damit herausgefordert, um mich ihrer als würdig zu erweisen.« Der Prinz hob die Hände und ließ sie hilflos wieder sinken. »Was blieb mir anderes übrig, als diese Herausforderung anzunehmen? Wenn Euch eine Frau auf diese Art herausfordern und vor den versammelten Kriegern sagen würde, akzeptiere oder gestehe deine Feigheit ein<, was würdet Ihr dann tun? Was würde irgendjemand von uns tun?«
    Viele der Versammelten nickten bei diesen Worten. Pflichtgetreu erwiderte ihr Nicken ernst und fügte dann hinzu: »Was soll ich jetzt also tun ? Ich habe mein Wort gegeben, vor euren Kriegern und vor meinen, in der Halle meiner Eltern. Ich habe gesagt, dass ich versuchen werde, diese Tat zu vollbringen. Ich weiß nicht, wie ich diese Worte auf ehrenhafte Art wieder zurücknehmen könnte. Gibt es hier vielleicht einen Brauch, hier im Land der Narcheska, der es einem Mann ermöglicht, einmal Gesagtes ungeschehen zu machen?«
    Der Prinz ahmte die Geste nach, mit der der Otter-Kaempra ihm den Kreis überlassen hatte. Dann verneigte er sich in die vier Ecken der Halle und zog sich zu seiner Bank zurück. Als er sich wieder setzte, ergriff erneut der Otter das Wort.
    »Falls dies die Art war, in der Ihr die Herausforderung angenommen habt, will ich das nicht als Affront betrachten. Ich behalte mir allerdings vor, mir meinen Teil über die Tochter des Schwarzwasserclans zu denken, die solch eine Herausforderung ausgesprochen hat... ungeachtet der Umstände.«
    Mir war schon vorhin aufgefallen, dass Peottre Schwarzwasser fast allein auf einer der vorderen Bänke hockte. Er verzog das Gesicht ob der Bemerkung des Ottermannes, machte aber keinerlei Anstalten, etwas zu sagen. Der

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