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Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete

Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete

Titel: Die 7 Geheimnisse Der Schildkroete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aljoscha A. Schwarz , Ronald P. Schweppe
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gar nicht mehr als Wut wahrnimmt, sondern als Unruhe, innere Angst oder Depression.
    Auch Gewalt gegen sich selbst ist Gewalt. Gewalt aber, das haben wir ja schon festgestellt, ist niemals hilfreich.
    Wir stehen also vor einer merkwürdigen Situation: Die Wut herauszulassen, schadet anderen und uns selbst. Aber die Wut nach innen zu richten, ist kaum besser. Zwar scheint es zunächst so, dass es immerhin ein wenig besser wäre, da wir immerhin anderen nicht schaden. Doch nicht einmal das trifft wirklich zu. Ein Mensch, der sich selbst zugrunde richtet, weil er voller Wut ist und die Wut gegen sich selbst wüten lässt, wird kein zufriedener Mensch sein. Und allein dadurch wird er wiederum auf andere wirken. Diese Wirkung wird nicht positiv sein, denn sie hat ihren Ursprung in der zerstörerischen Kraft der Aggression.
     
    Rantan hatte das Gefühl, dass etwas an dem, was die Meisterin sagte, nicht ganz stimme. »Eigentlich will ich ja gar nicht aggressiv sein. Nun gut, es ist vielleicht richtig, dass ich wegen einer tief sitzenden Angst so hitzig reagiere. Aber ich reagiere doch nur dann, wenn etwas passiert. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass mich jemand angreifen würde, wäre ich bestimmt ganz ruhig.« Kurma lachte. »Mein Lieber, da hast du freilich recht. Du wirst nur wütend, wenn du dich angegriffen fühlst. Zum Beispiel, wenn eine Ameise hustet.«
    Aggression hat einen Auslöser. Das heißt aber noch nicht, dass der Auslöser die Aggression macht. Wenn Regenwolken am Himmel erscheinen, werden die Menschen ihre Regenschirme aufspannen. Die Regenwolken sind also der Auslöser – aber natürlich ist es keineswegs so, dass die Regenwolken irgendwie am Regenschirmaufspannen beteiligt wären!
    Die Auslöser von Aggressionen liegen also tatsächlich außerhalb aggressiver Menschen, aber diese Auslöser sind nicht wirklich für die Aggression verantwortlich. Wenn Wut und Aggression entstehen, empfindet der Betreffende etwas als Bedrohung. Das heißt weder, dass er tatsächlich bedroht ist, noch, dass er die Bedrohung bewusst wahrnimmt. Äußere Ereignisse allein »machen« die Wut nicht.
    Wenn wir uns genau ansehen, was wirklich passiert, wenn jemand wütend wird, sehen wir, dass jemand, der aggressiv wird, immer davon überzeugt ist, dass andere ihn wütend machen und dass er selbst eigentlich wenig dazu beiträgt. Das ist eine ganz normale Reaktion. Denn niemand will gern wütend sein . Aber es geschieht dennoch, und zwar genau dann, wenn er sich hilflos fühlt.

     
    Beispielsweise auf der Autobahn: Der Fahrer, der schnell fahren will, aber nicht kann, weil der Fahrer vor ihm langsamer ist, wird wütend, weil er glaubt, in seiner Freiheit behindert zu werden. Er blinkt, hupt, fährt dicht auf, zeigt dem anderen einen Vogel – und nichts hilft. Er ist hilflos und wird immer wütender. Der langsame
    Fahrer fühlt sich bedrängt, dazu gezwungen schneller zu fahren oder hektisch die Spur zu wechseln, obwohl er doch schon ber 100 fährt. Er sieht, dass der Fahrer hinter ihm eine Gefahr für andere Menschen darstellt, aber wahrscheinlich ungestraft davonkommt. Er tritt kurz auf die Bremse, fährt noch etwas langsamer, zeigt dem anderen einen Vogel – und nichts hilft. Er ist hilflos und wird immer wütender.

     
    Beide fühlen sich hilflos. Beide glauben, »im Recht« zu sein. Beide werden wütend. Und beide glauben, dass der andere Fahrer ihre Wut ausgelöst hat.
    Vielleicht meinen Sie das bisher ja auch noch? Viele Menschen wären seltsam berührt, wenn ihnen ein Fremder auf der Straße die Zunge herausstreckt. Manch einer wird das als Beleidigung empfinden und wahrscheinlich würden einige aggressiv darauf reagieren. Stellen Sie sich vor, Ihnen würde das passieren. Wären sie amüsiert, beleidigt, aggressiv? Und wie würden sich Ihre Gefühle verändern, wenn Sie erfahren, dass der Zungeherausstrecker aus Tibet kommt, wo das eine freundliche Begrüßung ist?
    Wenn wir wütend werden, sollten wir uns also die Auslöser der Aggression genau ansehen, um herauszufinden: »Worauf reagiere ich?« Dann werden wir beginnen, darüber nachzudenken, warum wir in bestimmten Situationen Wut entwickeln. Zuerst wird der Verstand versuchen, unsere Reaktion zu rechtfertigen. Beispielsweise wird er sagen: »Der Raser gefährdet mich ja wirklich !« Doch dann, wenn wir diese Gründe hinter uns lassen und die Frage stellen: »Ja, aber warum werde ich deswegen wütend?«, werden wir den Blick vom Außen auf das Innen

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