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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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dabeisein, wenn es sich um einen interessanten Fall handelt, und so wollte ich Ihnen eine Chance geben.«
      »Mein lieber Junge, ich will die Sache um nichts in der Welt versäumen.«
      Es gab für mich kein größeres Vergnügen, als Holmes bei seinen Untersuchungen zu beobachten, wie er die Fälle entwirrte, die ihm anvertraut waren; ich bewunderte seine schnellen Schlußfolgerungen und plötzlichen Eingebungen, die doch stets auf der Logik basierten. Ich warf mich schnell in die Kleider, und nach wenigen Minuten war ich bereit, meinen Gefährten ins Wohnzimmer zu begleiten. Am Fenster saß eine schwarzgekleidete, tiefverschleierte Dame. Sie erhob sich bei unserem Eintritt.
      »Guten Morgen, Madam«, sagte Holmes fröhlich. »Mein Name ist Sherlock Holmes. Dies hier ist mein guter Freund und Gefährte Dr. Watson, vor dem Sie so offen sprechen können wie vor mir. Ah, ich sehe, daß Mrs. Hudson den guten Einfall gehabt hat, Feuer zu machen. Bitte, setzen Sie sich näher an den Kamin, und ich werde eine Tasse heißen Kaffee bestellen. Sie zittern ja.«
      »Ich zittere nicht vor Kälte«, sagte die Frau mit leiser Stimme und setzte sich auf den angebotenen Platz.
      »Sondern?«
      »Vor Angst, Mr. Holmes. Es ist der Schrecken.« Sie hob den Schleier, als sie das sagte, und wir sahen, daß sie sich wirklich in einem erbärmlichen Zustand von Aufregung befand. Ihr Gesicht war erschöpft und grau, in den ruhelosen Augen stand Furcht, wie man es bei gejagten Tieren kennt. Züge und Gestalt waren die einer Frau von dreißig, aber ihr Haar zeigte vorzeitiges Grau, und sie machte einen müden, abgehärmten Eindruck. Sherlock Holmes musterte sie mit seinem schnellen, umfassenden Blick.
      »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte er beruhigend, beugte sich vor und tätschelte ihr den Unterarm. »Wir werden bald alles in Ordnung bringen, daran zweifle ich nicht. Sie sind heute morgen mit dem Zug gekommen, wie ich sehe.«
      »Sie kennen mich?«
      »Nein, ich sehe eben die Rückfahrkarte in Ih
    rem linken Handschuh. Sie müssen früh aufgebrochen sein, da Sie doch bis zum Bahnhof noch ein gutes Stück über schlechte Straßen mit dem Dogcart zurückzulegen hatten.«
      Die Dame zuckte heftig zusammen und sah meinen Gefährten verwirrt an.
      »Es ist keine Zauberei im Spiel, meine liebe Dame«, sagte er lächelnd. »Ihr linker Jackenärmel weist nicht weniger als sieben Schlammspritzer auf. Die Stellen sind ganz frisch. Es gibt außer einem Dogcart kein Fahrzeug, das auf diese Weise Schlamm hochwirft, und selbst auf ihm bekommt man solche Flecken nur, wenn man links vom Fahrer sitzt.«
      »Welche Überlegungen Sie auch anstellen mögen, Sie haben völlig recht«, sagte sie. »Ich bin vor sechs zu Hause aufgebrochen, habe Leatherhead um zwanzig nach sechs erreicht und den ersten Zug zur Waterloo-Station genommen. Sir, ich halte die Anspannung nicht mehr aus, ich werde verrückt, wenn sie weiter andauert. Ich habe niemanden, an den ich mich wenden kann – niemanden, außer einem, der sich um mich sorgt, und dieser arme Bursche kann wenig ausrichten. Ich habe von Ihnen gehört, Mr. Holmes, Mrs. Fa rintosh, der Sie in der Stunde äußerster Not beigestanden sind, hat mir von Ihnen erzählt. Sie hat mir Ihre Adresse gegeben. O Sir, glauben Sie nicht, daß Sie auch mir helfen oder ein wenig Licht in das Dunkel bringen können, das mich umgibt? Gegenwärtig steht es außer meiner Kraft, Sie zu bezahlen, aber in ein, zwei Monaten werde ich verheiratet sein und die Verfügung über meine Bezüge erlangen, dann zumindest werden Sie mich nicht undankbar finden.«
      Holmes wandte sich nach seinem Schreibpult, schloß es auf, entnahm ein kleines Notizbuch und blätterte darin.
      »Farintosh«, sagte er. »Ja, ich erinnere mich an den Fall; es ging da um eine opalbesetzte Tiara. Ich glaube, das war vor Ihrer Zeit, Watson. Ich kann Ihnen, Madam, nur versichern, daß ich mich glücklich schätzen werde, Ihren Fall mit derselben Sorgfalt zu behandeln wie den Ihrer Freundin. Was die Bezahlung anlangt: Mein Beruf trägt den Lohn in sich, aber es steht Ihnen frei, die Auslagen, die mir entstehen könnten, zu begleichen, wenn es genehm ist. Und nun bitte ich Sie, alles vor uns offenzulegen, was möglicherweise hilft, eine Meinung über die Sache zu bilden.«
      »Ach!« erwiderte unsere Besucherin, »der eigentliche Schrecken meiner Lage besteht darin, daß meine Ängste so unbestimmt sind und mein

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