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Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Die Alchimistin 03 - Die Gebannte

Titel: Die Alchimistin 03 - Die Gebannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Saal.«
    »Führst du dorthin die Männer, die du nach ihren Namen fragst?«
    »Manchmal.«
    Aura folgte ihr durch einen schmalen Gang mit unverputzten Mauern, dann eine enge Holztreppe hinauf. Am Ende eines zweiten Korridors befand sich eine niedrige Tür, die Sophia mit einem Ruck nach außen stieß; die Rückseite war übertapeziert.
Sie betraten einen kleinen Raum mit einem orientalischen Diwan und zwei Sesseln vor einer Balustrade. Dahinter öffnete sich der Saal des Varietés. Der alte Mann und ein Mädchen, vermutlich die Kassiererin, räumten gerade die letzten Gläser ab und zogen dann eine Tür hinter sich zu. Niemand sonst war zu sehen. Aura kam es sehr still vor für einen Ort, an dem sich eben noch ein paar Dutzend Menschen aufgehalten hatten.
    Nur Augenblicke später klopfte es am Eingang der Fürstenloge  – nicht an der Tapetentür –, und der Alte trat ein. Ohne einer der beiden Frauen in die Augen zu sehen, stellte er ein Tablett auf eine Ablage an der Balustrade. Gläser, eine Karaffe mit Wasser und eine Flasche mit grünem Absinth.
    »Bitte«, sagte Sophia, nachdem der Mann verschwunden war, und deutete auf einen der Sessel. Aura setzte sich und sah zu, wie Sophia sich im Schneidersitz auf dem anderen niederließ. Jede ihrer Bewegungen kündete von vollendeter Körperbeherrschung. Das transluzente Haar fiel nach vorn über ihre Schultern, als sie sich fast unmöglich weit vorbeugte und die geschliffenen Gläser mit viel Absinth und wenig Wasser füllte.
    Aura rührte ihres nicht an. Ihre rechte Hand ruhte auf der Tasche.
    Sophia trank einen Schluck, tupfte mit der Zungenspitze einen Tropfen vom Rand ihres Glases und stellte es zurück auf die Ablage. Dann ließ sie sich zurück in die Polster sinken, die Beine noch immer im Schneidersitz. »Bist du überrascht?«
    »Worüber?«
    »Dass ich dich zu mir gebeten habe. Offenbar hältst du mich für eine Schurkin.«
    »Ich bin nicht nach Prag gekommen, um Freundschaften zu schließen. Jemand hat es darauf angelegt, dass ich hier auftauche. Dieselbe Person, die sich wahrscheinlich hier im Varieté mit Professor Tolleran getroffen hat.«
    »Ein Professor.« Sophia seufzte. »Von denen kommen eine
Menge. Und reiche Geschäftsleute. Auch Adelige. Aber vor allem immer wieder die Intellektuellen. Irgendwas, das ich tue, scheint sie anzuziehen wie die Fliegen.«
    »Du tanzt vor ihnen. Nackt.«
    Sophia winkte ab. »Das tun viele. Tänzerinnen gibt es in Prag noch mehr als Alchimisten und Geisterbeschwörer. Und in den Hinterhöfen findet man Mädchen, die einem jeden Wunsch erfüllen. Ginge es nur um nackte Haut, müsste niemand zu mir kommen.«
    »Wundert sich keiner, dass du nicht älter wirst?«
    »Diejenigen, denen es auffällt, kommen genau aus diesem Grund immer wieder. Manche Stammgäste waren junge Männer, als sie mich zum ersten Mal auf der Bühne gesehen haben – und einige von ihnen haben Jahrzehnte später als Greise darum gebeten, sie ein letztes Mal ins Nadeltanz zu bringen.«
    »Da hast du deine Antwort.« Aura verzog die Mundwinkel. »Das Wunder Sophia Luminique fordert ihren Verstand ebenso heraus wie ihren Unterleib.«
    »Und ihren Sinn für Ästhetik.«
    »Zweifellos. Das vorhin war eine fantastische Show.«
    »Freut mich, dass es dir gefallen hat. Magst du keinen Absinth? Ich lasse ihn aus Paris importieren.«
    »Warum bist du so gastfreundlich? Nur weil ich mit Balthasar gefahren bin? In Prag muss es von Männern und Frauen wimmeln, die sich für die Arbeit am Großen Werk interessieren.«
    »Das Große Werk!« Sophia lachte auf und klang erstmals wie jemand, der auf eine lange Lebenserfahrung zurückblickte. »Beim letzten Mal, als ich mich mit Alchimie beschäftigt habe, ist das hier dabei herausgekommen.« Mit einer Hand griff sie sich ins Haar und ließ die glasklaren Locken durch die Finger fließen.
    Aura starrte sie an. »Du hast die Alchimie benutzt, um dir die Haare zu färben ?«

    »Hast du irgendeinen besseren Nutzen gefunden?« Sophia kicherte. »Vor langer Zeit war ich genau wie die anderen. Experimente am Athanor, Wochen und Monate im Staub alter Schriften, das ganze Prozedere. Aber wenn man erst einmal die Unsterblichkeit erlangt hat – welche Ziele bleiben einem dann noch? Ich war nie eine Wissenschaftlerin, mir ist es nie um Methoden und Nachweise gegangen. Von mir aus nenn mich eigennützig, aber mich hat immer nur das ewige Leben interessiert. Philosophische Beweggründe? Bleib mir vom Leib damit. Ich habe

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