Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
...
    »Ich habe diese Flugstunden von Anfang an gehasst«, sagte er und begann erneut zu weinen. Bald schluchzte er laut, aber das war in Ordnung, denn Brenda Perkins war still weinend gegangen, nachdem sie die sterblichen Überreste ihres Mannes in Augenschein genommen hatte, und die Brüder Bowie waren unten. Sie hatten alle Hände voll zu tun. (Andy begriff auf verschwommene Weise, dass irgendetwas sehr Schlimmes passiert war.) Fern Bowie war weggefahren, um im Sweetbriar Rose eine Kleinigkeit zu essen, und als er zurückkam, hatte Andy eigentlich erwartet, dass Fern ihn hinauswerfen würde, aber Fern war auf dem Korridor weitergegangen, ohne auch nur einen Blick in den Salon zu werfen, in dem Andy mit seinen Händen zwischen den Knien, gelockerter Krawatte und zerzausten Haaren saß.
    Fern war in den Raum hinuntergegangen, den sein Bruder Stewart und er »den Arbeitsraum« nannten. (Grausig, grausig!) Duke Perkins lag dort unten. Auch dieser verdammte alte Chuck Thompson, der Andys Frau vielleicht nicht zu Flugstunden überredet, aber ihr auch bestimmt nicht davon abgeraten hatte. Vielleicht waren noch andere dort unten.
    Ganz bestimmt Claudette.
    Andy stieß ein wässriges Stöhnen aus und faltete seine Hände noch krampfhafter. Er konnte nicht ohne sie leben; er konnte unmöglich ohne sie leben. Und nicht nur deshalb, weil er sie mehr liebte als sein eigenes Leben. Es war Claudette (mit regelmäßigen, heimlich geleisteten und immer größeren Zuschüssen von Jim Rennie), die den Drugstore in Gang hielt; auf sich allein gestellt hätte Andy schon vor der Jahrtausendwende Pleite gemacht. Seine Spezialität waren Menschen, nicht Konten und Kassenbücher. Seine Frau war die Zahlenspezialistin. Oder war es gewesen.
    Als die Vergangenheitsform in seinem Kopf erklang, stöhnte Andy erneut.
    Gemeinsam hatten Claudette und Big Jim sogar die Bücher der Stadt frisiert, als die Aufsichtsbehörde sie geprüft hatte. Die Prüfung hatte unangemeldet stattfinden sollen, aber Big Jim hatte vorher davon erfahren. Nicht sehr früh; eben rechtzeitig genug, dass die beiden sich mit der Software, die Claudette MR. CLEAN nannte, an die Arbeit hatten machen können. Die beiden nannten sie so, weil sie lauter saubere Zahlen produzierte. So hatten sie die Rechnungsprüfung unbeschadet überstanden, statt im Gefängnis zu landen (was nicht fair gewesen wäre, weil das meiste, was sie getan hatten - tatsächlich fast alles -, zum Besten der Stadt gewesen war).
    Die Wahrheit über Claudette Sanders lautete: Sie war eine hübschere Version von Jim Rennie gewesen, eine liebenswürdigere Version, eine, mit der er schlafen und der er seine Geheimnisse erzählen konnte, und ein Leben ohne sie war unvorstellbar.
    Andy begann wieder zu weinen, und das war der Augenblick, in dem Big Jim persönlich ihm eine Hand auf die Schulter legte und sie kräftig drückte. Andy hatte ihn nicht hereinkommen gehört, trotzdem zuckte er nicht zusammen. Er hatte diese Hand fast erwartet, weil ihr Besitzer immer dann aufzukreuzen schien, wenn Andy ihn am dringendsten brauchte.
    »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde«, sagte Big Jim. »Andy - Kumpel- das tut mir so, so leid.«
    Andy rappelte sich auf, warf seine Arme um Big Jims Körperfülle und begann an Big Jims Jackett zu schluchzen. »Ich hab ihr gesagt, dass diese Flugstunden gefiährlich sind! Ich hab ihr gesagt, dass Chuck Thompson ein Esel ist, genau wie sein Vater einer war!«
    Big Jims Hand rieb ihm beruhigend den Rücken. »Ich weiß. Aber sie ist jetzt an einem besseren Ort, Andy - sie hat heute mit Jesus zu Abend gegessen: Roastbeef, junge Erbsen, Kartoffelbrei mit Soße! Ist das nicht ein überwältigender Gedanke? An den musst du dich halten. Glaubst du, wir sollten beten?«
    »Ja!«, schluchzte Andy. »Ja, Big Jim! Bete mit mir!«
    Sie knieten nieder, und Big Jim betete lange und inbrünstig für Claudette Sanders' Seele. (Im Arbeitsraum unter ihnen hörte Stewart Bowie ihn, sah zur Decke auf und bemerkte: »Bei dem kommt die Scheiße vorn und hinten raus.«)
    Nach vier oder fünf Minuten von wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild und als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind (wieso das von Bedeutung sein sollte, verstand Andy nicht ganz, aber das war ihm egal; es war tröstlich, einfach mit Big Jim gottwärts auf den Knien zu liegen) schloss Rennie mit: »UmChristiwillenamen« und half Andy aufzustehen.
    Von Angesicht zu Angesicht, Busen an Busen, packte Big Jim

Weitere Kostenlose Bücher