Die Arena
rezeptpflichtigen Medikamente sicher wegsperren. Oh, nicht Nasonex oder Lyrica, nicht solche Sachen. Du weißt, welches Zeug ich meine.«
»Alles, wovon Leute high werden könnten«, sagte Andy, »ist bereits hinter Schloss und Riegel.« Ihm schien die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, unbehaglich zu sein. Rennie wusste, weshalb, aber ihre verschiedenen Verkaufsbemühungen interessierten ihn im Augenblick nicht; sie hatten wichtigere Dinge zu erledigen.
»Trotzdem solltest du lieber zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
Andrea machte ein besorgtes Gesicht. Andy tätschelte ihre Hand. »Keine Sorge«, sagte er, »für wirklich Bedürftige haben wir immer genug da.«
Andrea lächelte ihn an.
»Fazit: Diese Stadt wird nüchtern bleiben, bis die Krise vorbei ist«, sagte Big Jim. »Sind wir uns darüber einig? Handzeichen.« Die Hände gingen hoch.
»So«, sagte Rennie, »darf ich dorthin zurück, wo ich anfangen wollte?« Er sah zu Randolph hinüber, der mit den Händen eine Geste machte, die zugleich bitte weiter und sorry ausdrückte.
»Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wahrscheinlich viele Leute ängstlich sein werden. Und ängstliche Leute neigen mit oder ohne Schnaps dazu, Unfug zu machen.«
Andrea betrachtete die Konsole rechts neben Big Jim mit den Schaltern für den Fernseher, das Radio und das eingebaute Tonbandsystem - eine Neuerung, die Big Jim hasste. »Sollte das nicht eingeschaltet sein?«
»Ich sehe keine Notwendigkeit dazu.«
Das verdammte Aufzeichnungssystem (das an Richard Nixon denken ließ) war die Idee eines lästigen Medizinmanns namens Eric Everett gewesen, eines Plagegeists Anfang dreißig, der in der ganzen Stadt als Rusty bekannt war. Die Idiotie mit einem Tonbandsystem hatte Everett bei der Bürgerversammlung vor zwei Jahren vorgebracht und als großen Sprung vorwärts angepriesen. Sein Antrag war eine unangenehme Überraschung für Rennie gewesen, der selten überrascht wurde, vor allem nicht von politischen Außenseitern.
Big Jim hatte eingewandt, die Kosten seien immens hoch. Bei sparsamen Yankees funktionierte diese Taktik meistens, aber diesmal nicht; Everett hatte Zahlen vorgelegt - möglicherweise von Duke Perkins geliefert -, die bewiesen, dass Washington achtzig Prozent Zuschuss zahlen würde. Aus irgendeinem Katastrophenhilfsfonds, einem Überbleibsel der großzügigen Clinton-Jahre. Rennie hatte sich ausmanövriert gesehen.
Das war nichts, was oft passierte, und es gefiel Big Jim nicht, aber er war schon viele Jahre länger in der Politik, als Eric »Rusty« Everett Fieberthermometer verteilt hatte, und wusste, dass es ein großer Unterschied war, ob man eine Schlacht oder den Krieg verlor.
»Oder sollte nicht wenigstens jemand Protokoll führen?«, fragte Andrea zaghaft.
»Ich denke, dass es vielleicht am besten ist, die Sache vorerst informell zu behandeln«, sagte Big Jim. »Nur unter uns vieren.« »Nun ... wenn du meinst ... «
»Zwei können ein Geheimnis bewahren, wenn einer von ihnen tot ist«, sagte Andy verträumt.
»Stimmt genau, Kumpel«, sagte Rennie, als wäre die Äußerung ein sinnvoller Beitrag zur Sache gewesen. Dann wandte er sich erneut an Randolph. »Ich würde sagen, dass unsere erste Aufgabe unsere wichtigste Verantwortung der Stadt gegenüber - die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung für die Dauer dieser Krise ist. Das bedeutet Polizei.«
»Verdammt richtig!«, sagte Randolph schneidig.
»Nachdem Chief Perkins nun gewiss vom Himmel auf uns herabsieht ... «
»Mit meiner Frau«, sagte Andy. »Mit Claudie.« Er ließ ein schleimiges Trompeten hören, auf das Big Jim hätte verzichten können. Trotzdem tätschelte er Andys freie Hand.
»Richtig, Andy, die beiden zusammen, getaucht in den Glorienschein Jesu. Aber für uns hier auf Erden ... Peter, welche Truppe können Sie aufbieten?«
Big Jim kannte die Antwort. Er wusste die Antworten auf die meisten seiner Fragen. Das erleichterte einem das Leben. Die Polizei von Chester's Mill war achtzehn Köpfe stark: zwölf Vollzeitkräfte und sechs Teilzeitkräfte (Letztere alle über sechzig, was ihre Dienste verlockend billig machte). Fünf der Vollzeitkräfte waren nicht in der Stadt, das wusste er; sie hatten mit ihren Frauen und Familien das Footballteam der Highschool zu einem Auswärtsspiel begleitet oder waren mit zu der Löschübung nach Castle Rock gefahren. Ein sechster Polizist, Chief Perkins, war tot. Und obwohl Rennie Toten niemals etwas Schlechtes
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