Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
Vom Netzwerk:
in Hadrians Herz.

K APITEL ELF
    Hadrian beobachtete die Farm eine halbe Stunde lang und wartete ab, während ein Pferdekarren zu der schlaksigen Gestalt mit der Axt fuhr und eine Ladung Holzklötze ablud. Er musterte den primitiven Bretterturm am Rand der Felder. Als der Karren verschwunden war, machte Hadrian einen Schritt, hielt inne und wandte sich um. Er rechnete halb damit, Jori zu entdecken.
    Er war fast schon in Carthage gewesen, als sie ihn keuchend eingeholt hatte.
    »Du bist noch nicht bereit dafür«, warnte er sie.
    »Ich bin nur deswegen außer Atem, weil Helen uns ihre halbe Speisekammer mitgegeben hat«, erwiderte Jori und stellte einen schweren Rucksack ab.
    »Ich dachte, ich hätte beim Aufbruch niemanden geweckt.«
    »Ich glaube, sie hat letzte Nacht überhaupt nicht geschlafen. Sie nimmt mehr wahr als die meisten Sehenden.«
    Er schaute schuldbewusst zu dem dicken Tornister. Morgan und Helen brauchten all ihre Vorräte, um den Winter zu überstehen. »Du meinst, sie hat gewusst, dass ich gehen würde?«
    »Sie hat gewusst, dass wir
beide
gehen würden. Ich habe zu ihr gesagt, ich hätte gedacht, sie würde versuchen, mich zum Bleiben zu überreden.«
    »Was hat sie geantwortet?«
    Jori errötete und wandte den Blick ab. »Sie hat gesagt, falls ich nicht gehen würde, würde ein Teil von mir sich immer fragen, ob du einfach nur vor mir weglaufen wolltest.«
    »Jori …«, setzte er an. »Es könnte nie …« Seine Stimme erstarb.
    »Nie was?«, fragte sie.
    Er sah seine eigenen Füße an, ein verschneites Stück Boden, alles Mögliche, nur nicht sie. »Ich werde nie der Mann sein, den du in mir siehst.«
    Die Stille schien sich endlos hinzuziehen.
    »Versprich mir, auf dich aufzupassen«, sagte er schließlich. Er griff in die Tasche und holte die Achatscheibe heraus. »Die hat Jonah gehört«, sagte er und drückte sie ihr in die Hand. »Wenn er über Probleme nachgedacht hat, hat er sie gerieben. Für mich ist sie zu einer Art Glücksbringer geworden.«
    Jori nickte steif und steckte den Stein ein. Hadrian lud sich den Rucksack auf die Schultern. »Du wirst ihnen erzählen müssen, dass du über Bord gesprungen bist, bei der Explosion verletzt wurdest und dich in eine Höhle retten konntest, wo du dich erholt hast. Du weißt weder, wo ich bin, noch ob ich überlebt habe.«
    Dann führte er sie zu Jonahs Hütte und versprach, er werde am Abend dorthin zurückkehren. Danach machte er sich auf den Weg und beschrieb einen großen Bogen um die Stadt. Nur bei Dax’ Mühle hatte er kurz vorbeigeschaut, aber sie war leer und schien seit Wochen nicht mehr bewohnt worden zu sein.
    Der junge Mann bei der Farm starrte Hadrian nun jedenfalls verblüfft an und hob die Axt, als wolle er sich verteidigen.
    »Sie sind tot!«, rief Nash. »Im See ertrunken. So hieß es im Gefängnis.«
    »Die im Gefängnis glauben alles, was Kenton ihnen erzählt«, sagte Hadrian und kam mit erhobenen Händen näher. »Ich war schon immer recht zäh.«
    Nash packte die Axt am Kopf, streckte Hadrian den Stiel entgegen und stupste ihn in den Bauch. Er humpelte stark. »Sind das wirklich Sie, Mr. Boone?«
    »Höchstpersönlich. Ich musste weg. Jetzt bin ich wieder da.«
    Der junge Einbrecher fing an zu grinsen.
    »Was ist denn auf den Farmen los? Warum stehen überall diese Türme auf den Feldern?«
    »Das sind Wachtürme. Es hat Überfälle gegeben. Fünf, sechs Männer auf einmal, immer nachts. Sie stehlen Getreide, Kühe, Schweine.«
    »Nahrung?«, fragte Hadrian. »Sonst nichts?«
    »Bis jetzt. Und eigentlich auch nicht viel. Meistens können sie verscheucht werden, obwohl sie Schrotflinten haben. Aber der Gouverneur sagt, wir müssen auf alles gefasst sein.« Noch während er sprach, zog Nash ihn in den Schatten der großen Buche, neben der sie standen. Ein Trupp Reiter kam in schnellem Trab den Pfad hinauf.
    »Bewaffnete Patrouillen«, erklärte Nash. »Sie sind Tag und Nacht unterwegs und passen auf die Farmen im Süden und Westen der Stadt auf.«
    »Buchanan nimmt an, die Räuber kämen aus den Reihen der Ausgestoßenen?«
    »Woher denn sonst? Es gibt doch sonst niemanden.«
    »Haben die Räuber dir den Fuß verletzt?«
    Nash runzelte die Stirn und schaute verunsichert zu dem Farmhaus. »Männer vom Fischereigelände. Wades Männer.« Er humpelte wieder ins Freie und holte zwei Keile, um den nächsten Holzklotz zu spalten. Dann warf er Hadrian einen entschuldigenden Blick zu. »Ich habe meiner Mutter versprochen,ich würde

Weitere Kostenlose Bücher