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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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machte sich auf den Weg in Richtung Hafen. Hadrian folgte ihm zwischen den Bäumen. Ein Mann, der gerade einen Stall ausmistete, winkte dem Jungen zu. Dax gab ihm ein gefaltetes Stück Papier und lief zu einer Frau an einem Waschzuber. Sie nahm freudig einen Umschlag entgegen und umarmte ihn dankbar.
    Hadrian eilte voraus bis zu einem Punkt, von dem aus er das Ufer sehen konnte. Am Bootshaus behielten zwei Männer die staubige Straße im Blick, als würden sie den Jungen erwarten. Zwei andere spalteten Brennholz und stapelten es am Kai. Dax erreichte die Hügelkuppe und blieb stehen. Er schaute erst zu den wartenden Männern, dann hinaus auf den See und rannte plötzlich so schnell wie möglich los. Hadrian versuchte zu begreifen, was den Jungen so erschreckt hatte, und schirmte seine Augen vor der aufgehenden Sonne ab. Dann ließ die Morgenbrise die Wolken im Norden aufreißen. Im ersten Moment schien dort nur ein dünner Stricham Himmel zu stehen, aber er wurde zusehends größer. Eines der Dampfboote näherte sich.
    Als Hadrian wieder hinsah, verschwanden Dax und die Männer, die auf ihn gewartet hatten, soeben hinter der geheimnisvollen Palisade auf der kleinen Halbinsel. Hadrian vergaß alle Vorsicht und lief zum Ufer.
    Keuchend und mit schmerzendem Arm verfolgte er aus den Schatten, wie der Wachposten am Tor nach drinnen gerufen wurde. Gleich darauf kam er mit einer hölzernen Schubkarre wieder zum Vorschein, auf der ein einzelnes kleines Fass stand. Während der Mann seine Fracht zum Bootshaus schob, ging Hadrian am Ufer entlang, bis er sich direkt gegenüber der Rückseite der Palisade befand. Dort gab es ebenfalls ein Tor, und es stand offen. Hadrian legte den Rucksack ab und lief ins Wasser.
    Wenig später drückte er sich tropfnass gegen die Wand aus Holzpfählen. Bislang hatte man ihn nicht bemerkt, aber von dem einlaufenden Boot aus würde man bald ungehinderte Sicht auf ihn haben. Er schlich sich durch das Tor in den erstbesten Schatten und musste fast würgen, weil es dort so beißend stank. Er befand sich in einem kleinen Anbau, in dem sich Fässer türmten. Manche davon leckten. Hadrian tauchte einen Finger in die Pfütze zu seinen Füßen und roch daran. Terpentin. Im Jahr zuvor hatte ein Farmer, der auf halber Strecke zwischen den Camps und Carthage wohnte, eine kleine Manufaktur eröffnet, in der er das aus den Kiefern auf seinem Land gewonnene, scharf riechende Öl weiterverarbeitete.
    Hadrian stahl sich an der Rückseite des nächstgelegenen Gebäudes entlang. Durch die Fenster sah er gestapelte Vorräte, überwiegend in kleinen Fässern und groben Kisten. An Haken hingen diverse Bergungsgüter. Er vernahm Stimmen und das Knirschen der Schubkarre auf dem Kies. Als er einenBlick um die Ecke riskierte, konnte er beobachten, dass ein weiteres Fass verladen wurde – ganz vorsichtig, als könne es explodieren.
    Durch ein Fenster des größten Gebäudes erspähte er Dax, der mit verängstigter, schuldbewusster Miene zusah, wie mehrere Männer sich um einen Stuhl in der Mitte des Raumes versammelten. Erst als Shenker den Arm hob, um die Gestalt auf dem Stuhl zu schlagen, wichen die anderen weit genug zurück, dass Hadrian die Frau erkennen konnte.
    Jori Wallers Gesicht schwoll bereits an. Blut lief ihr über das Kinn.
    »Wann kommen die anderen?«, drang Shenkers laute Stimme bis nach draußen. »Buchanan hat seine Brikettschlampe doch nicht ohne Grund geschickt!«
    Hadrian wich zurück und sah sich hektisch nach einer Möglichkeit um, für Ablenkung zu sorgen. Vor der Wand des Lagerschuppens lag ein Haufen Lumpen. Am Haupttor stand eine schwelende Kohlenpfanne, die den Wachposten während der Nacht etwas Wärme gespendet hatte. Er schnappte sich mehrere Lappen, rannte zurück in den Anbau und tauchte sie in die Terpentinpfütze. Sobald der Mann mit der Schubkarre das Gelände verlassen hatte, lief Hadrian zum Tor, warf die getränkten Stofffetzen auf die Kohlen und versteckte sich im Schutz der rückwärtigen Palisade.
    Die lautstarke Verpuffung zog panische Rufe aus dem Innern des Hauptgebäudes nach sich. Während die Flammen sich nach den Torpfosten streckten, rannten drei Männer ins Freie und riefen durcheinander. Sie hatten eindeutig Angst, dass das Feuer auf etwas anderes übergreifen könnte.
    Shenker, der an der offenen Tür stehengeblieben war, keuchte überrascht auf, als Hadrian ihm die Schulter in den Leib rammte und ihn zu Boden stieß. Es gelang ihm, mit seinem Taschenmesser die

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