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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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Jahrhunderte entwickelte sich der Name dann interessanterweise zum Synonym für die Universität selbst. Jetzt, beim Anblick der historischen Bildungsstätte, erschien er Hannah, als könne sie den Genius von solch berühmten Absolventen wie Thomas von Aquin, Michel Foucault oder Marie Curie regelrecht spüren.
    Hannah betrachtete im Vorbeigehen ihr Spiegelbild im Schaufenster eines Copyshops. Sie sah fürchterlich aus. Ihr Kleid war ein einziger großer Fleck aus Kaffee und Bier und zu allem Überfluss durch den Sturz auf dem Bahnsteig auch noch an der Hüfte zerrissen. Unter normalen Umständen wäre sie so noch nicht einmal zum Müll wegbringen vor die eigene Haustür gegangen.
     
    Auf dem Weg zur Uni begegneten ihr etliche Studenten. Hannah dachte mit Wehmut an ihr eigenes Studium zurück. Sie hatte die Zeit dieser großen Freiheiten und der intellektuelle Abenteuer genossen. Genau das Gleiche schienen auch die Studenten hier zu spüren. Fast alle unterhielten sich angeregt, hatten fröhliche Gesichter und genossen ganz offensichtlich die Zeit an einer der renommiertesten Universitäten der Welt.  
     
    Auf dem Place de la Sorbonne herrschte ein buntes Treiben. Junge Menschen saßen in der Sonne, schmökerten in dicken Büchern oder tippten auf ihren Laptops. Eine Reihe kleiner Springbrunnen wies den Weg zum Hauptgebäude. Hannah stellte es sich atemberaubend vor, in solch einer musealen Atmosphäre lernen und arbeiten zu dürfen. Das Gebäude stammte aus dem siebzehnten Jahrhundert und wies im Inneren bestimmt holzgetäfelte Hörsäle und Wandfresken in jedem Flur auf. Ob sie wohl Zeit finden würde, der berühmten Bibliothek einen Besuch abzustatten?
    Vor einer großen Hinweistafel mit einer Karte der Liegenschaften der Universität blieb Hannah stehen. Das Hauptgebäude konnte von mehreren Straßen aus betreten werden. Wenn sie die Darstellung richtig verstand, war dieser Campus hier aber lediglich der Hauptstandort der Université 1 Paris 1 Panthéon-Sorbonne . Die Gebäude der anderen beiden unter dem Begriff Sorbonne firmierenden Unis lag weit verstreut im gesamten Pariser Standgebiet.
    „ Also komplizierter geht’s wohl nicht“, grübelte Hannah beim Betrachten der Tafel. 
    Sie griff nach ihrem Mobiltelefon und rief Lennard an.  
    „Hi! Ich bin gerade angekommen.“
    „ Das ging ja schnell“, antwortete er hörbar erleichtert „Ich bin gleich bei dir. Dauert nicht lange.“
    Hannah steckte das Telefon zurück in die Handtasche und setzte sich auf einen Steinsockel in den Schatten. Eine junge Studentin, deren dunkle Hautfarbe und der grüne Sari auf ihre indische Herkunft schließen ließen, saß auf dem Sockel neben ihr und las gedankenversunken in einer dicken Gesamtausgabe von Victor Hugo.
     
    Lennard ließ nicht lange auf sich warten. Widererwarten kam er jedoch nicht aus dem Haupteingang, sondern näherte sich über einen asphaltierten Weg links neben dem Gebäude. Scheinbar war sein Büro in einem der unzähligen Nebengebäude untergebracht. Da er sie nicht direkt sah, blickte er sich suchend um. Hannah stand auf und winkte ihm zu.
    „Hier drüben!“
    Er winkte zurück und beschleunigte seinen Schritt.
    „Alles in Ordnung mit euch beiden?“, fragte er besorgt und deutete auf ihren Bauch.
    „ Ja, bis auf einen gewaltigen Schrecken ist uns nichts passiert.“
    Lennard ließ seinen Blick über den Campus schweifen.
    „Glaubst du, derjenige, der es auf dich abgesehen hat, ist noch immer hinter dir her?“
    „ Keine Ahnung, nachdem ich in die Metro gestiegen bin, habe ich jedenfalls keinen Verfolger bemerkt.“
    „ Komm, lass uns in mein Büro gehen. Da ist es angenehm kühl und du kannst ein wenig zur Ruhe kommen“, sagte Lennard und wies ihr den Weg.
    Sie ließen das Hauptgebäude rechts liegen und kamen bald zu einem kleinen gepflasterten Weg, der zu einem modern aussehenden Bau führte. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass große Pappeln und ein üppiges Buschwerk das Gebäude des kybernetischen Instituts verdeckten. Der recht pragmatisch aussehende kastenförmige Bau stand nämlich im krassen Gegensatz zu den teilweise mehrere hundert Jahre alten Prachtbauten des restlichen Campus.
    „Und dieser Kommissar wollte dir wirklich die Speicherkarte aus der Tasche stehlen?“, fragte Lennard ungläubig als er die Eingangstür mit seiner elektronischen Zugangskarte entriegelte.
    „ Ja, unglaublich, oder? Dabei habe ich ihm sogar kurz vorher noch zugesagt, dass die Polizei

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