Die Asklepios Papiere (German Edition)
ihrer Limonade. Nachdem sie die eisgekühlte Dose geleert hatte, fischte sie in ihrer Handtasche nach der Puderdose mit der Speicherkarte.
„ Können wir mit deinem Arbeitsrechner versuchen, die Datei zu entschlüsseln?“
„ Könnten wir, aber weil der an das Netzwerk der Uni angeschlossen ist, nehmen wir dafür besser meinen privaten Laptop“, sagte Lennard und räumte auf dem Schreibtisch einen Stapel Papier beiseite, sodass der aufgeklappte Computer zum Vorschein kam.
„ Karte bitte!“
„ Na dann mal los“, sagte Hannah und reichte ihm die Speicherkarte.
Lennard ging zurück zum Schreibtisch und steckte die kleinen blaue Karte in den seitlichen Einschub seines Laptops.
„So“, sagte Lennard und setzte sich auf seinen quietschenden Drehstuhl. „Die Datei habe ich gestern Abend gespeichert. Wenn ich die jetzt mit dem Dekodierungsprogramm zu öffnen versuche…“, erläuterte Lennard und ließ seine Finger geübt über die Tastatur huschen.
„ Passwort?“, wiederholte er kurz darauf die Bildschirmanzeige. „Sollst du bekommen.“ Er klickte auf das Symbol für die Speicherkarte und wie erwartet öffnete sich ein Textdokument mit einer schier endlosen Folge unzusammenhängender Zeichen.
„ Bingo!“, sagte Lennard und kopierte den Code in die Eingabeaufforderung des Entschlüsselungsprogramms. Hannah erhob sich gespannt vom Sofa, ging hinüber zu Lennard und blickte ihm über die Schulter. Der Geruch seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase: Old-Spice. Ihr Vater hatte dieses Aftershave immer benutzt. Als Kind konnte sie den Geruch nicht ausstehen, doch hier und jetzt vermittelte er ihr ein willkommenes Gefühl der Vertrautheit.
„ Was jetzt?“, fragte Hannah.
„ Wir warten, bis das Programm den eingegebenen Code verifiziert hat. Das kann wegen des Datenumfangs einige Sekunden dauern. Und danach…“, Lennard zeigte mit dem Finger auf das sich öffnenden Anzeigefenster auf dem Bildschirm, „…öffnet sich die verschlüsselte Datei.“
Er klickte auf die nunmehr decodierte Datei. Automatisch öffnete sich das Multimediaprogramm.
„Scheint ein Video zu sein“, sagte Hannah. „Mit einer Webcam aufgenommen.“
Auf dem Bildschirm erschien Peter in der Küche der WG sitzend. Offensichtlich hatte er das Video mit der integrierten Kamera seines Laptops aufgezeichnet. Die Bildqualität war dementsprechend nicht besonders gut. Peter wirkte abgekämpft.
„ Hallo Hannah, wenn du dieses Video anschaust, sind zwei Dinge passiert: Erstens hast du deine Höhenangst überwunden und zweitens bin ich wahrscheinlich entführt oder tot .“
Hannahs Kinnlade fiel herunter und sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
„Oh mein Gott“, rief sie aschfahl.
„ Wie du bestimmt schon herausgefunden hast, war meine E-Mail nur ein Vorwand, um dich nach Paris zu locken. Tut mir wirklich sehr leid! Aber auch wenn unsere gemeinsame Zeit vorbei ist, bist du im Moment die einzige, der ich wirklich vertrauen kann .“ Peter wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. „ Wie du sicher noch weißt, arbeite ich bei PSU, einem großen Arzneimittelhersteller, in der Abteilung für Forschung und Entwicklung .“ Peter schüttelte verzweifelt den Kopf. „ Frag mich bitte nicht wie, aber ich bin da zufällig auf etwas gestoßen .“ Er schien zu zögern und nach den richtigen Worten zu suchen. „ Eine unglaubliche Geschichte, die um jeden Preis an die Öffentlichkeit muss. Bei der routinemäßigen Bearbeitung der Korrespondenz mit einer von PSU unterstützten Forschungseinrichtung fielen mir zufällig Berichte über eine atypisch hohe Anzahl von meldepflichtigen Todesfällen auf. Selbst das simbabwische Gesundheitsministerium hat sich an uns gewandt und um eine Stellungnahme gebeten. Ich habe also ein wenig in den Unterlagen geforscht und bin schnell auf ein Projekt namens Asklepios gestoßen, dass ganz offensichtlich inoffiziell und ohne Genehmigung betrieben wurde .“ Peter sah niedergeschlagen und mit müden Augen in die Kamera. „ Ich weiß auch nicht genau wieso, aber ich habe mir ohne Rücksprache mit einem Kollegen und ohne Genehmigung Zutritt zum Archiv für vertrauliche Unterlage verschafft. Da ich nicht weiß, ob dieses Video wirklich nur von dir abgespielt wird Hannah, kann ich mich hier leider nicht genauer ausdrücken. Nur so viel: Irgendjemand in der Firma hat herausgefunden, dass ich Unterlagen über diese Projekt entdeckt habe. Seitdem habe ich das Gefühl, auf Schritt
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