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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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soll.«
    Stille senkte sich über die Gasse. Nur Blutmals abgehackter Atem, den er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervorpresste, war zu vernehmen. Ich rührte mich nicht.
    Dann grunzte Blutmal: »Ich arbeite für dich!«
    Ich richtete mich auf. Panik erfasste mich. Und noch etwas anderes ähnlich dem, was ich empfunden hatte, als die Lumpenfrau meinen Apfel verlangte.
    Der Apfel gehörte mir. Ich wollte ihn nicht teilen. Ich wollte ihn nicht verlieren.
    Erick hielt inne, richtete sich ein wenig auf und verringerte den Druck, den er mit dem Knie auf Blutmals Rücken ausübte. Blutmal sog tief den Atem ein und hustete heiser in den Schmutz, doch er rührte sich nicht. Erick kniete immer noch über ihm, umklammerte mit der Hand seinen Nacken.
    »Du willst für mich arbeiten?« Erick dachte darüber nach. Ich konnte es in seiner Stimme hören.
    Ich trat einen Schritt vor und wollte protestierend den Kopf schütteln, ließ es dann aber.
    Abermals hustete Blutmal. Dann sagte er mit erstickter Stimme: »Benutz mich. Wie du sie benutzt.« Er schoss mir einen hasserfüllten Blick zu, den Erick nicht sehen konnte. »Lass mich nach diesen Opfern suchen. Ich kann sie genauso mühelos finden wie dieses kleine Biest.«
    Ich holte tief Luft, um Erick »Nein« zuzurufen und ihm zu sagen, dass man Blutmal nicht trauen konnte; um ihm zu erzählen, wie Blutmal sich zu mir herabgebeugt und gezischt hatte: »Leg dich nicht mit mir an, Miststück.«
    Aber dann blickte Erick mich an. Er hatte sich bereits entschieden. Ich konnte es in seinen Augen erkennen.
    »Zwei Augenpaare wären besser als eines«, meinte er.
    Ich stieß die angehaltene Luft mit einem zittrigen Seufzer aus.
    Es war bereits zu spät.

D ER P ALAST
    A ls Page gekleidet, lief ich zielstrebig die Mitte des Ganges entlang, als wäre ich in einem wichtigen Auftrag für eine bedeutende Persönlichkeit unterwegs und dürfte nicht gestört werden.
    Ich hatte mich von den äußeren Bereichen des Palasts nach innen vorgearbeitet und befand mich nur noch wenige Räume vom Heiligtum entfernt, dem Bereich innerhalb der Mauern des ursprünglichen Schlosses. Statt diese Steinwände einzureißen, hatte man sie beim Ausbau des Gebäudes mit einbezogen, sodass die einstigen Verteidigungswälle nun die Innenwände verschiedener Palasträume bildeten. Was früher ein Tor gewesen war, diente nun als Haupteingang zum inneren Heiligtum, wo sich der Thronsaal und die Gemächer der Regentin befanden.
    Dieser Durchgang würde schwer bewacht sein.
    Ich führte mir den Plan des Palasts vor Augen, den ich im Kopf hatte, und verlangsamte meine Schritte, als der Gang endete. Der daran angrenzende Raum wurde von Ölleuchtern erhellt, die an den mittleren Stützsäulen der Decke befestigt waren; zu beiden Seiten dieser Säulen war der Raum dunkel und menschenleer. Nur Pflanzen konnte ich erblicken: kleine Bäume in großen Töpfen sowie Sträucher und duftende Blumen in kleineren Gefäßen. Die Wand war von einem verschlungenen Maßwerk aus Ranken überzogen.
    Ich bewegte mich durch den Raum, ohne innezuhalten, um zu dem Gang dahinter zu gelangen. Der Haupteingang zum inneren Heiligtum musste sich laut Plan genau vor mir befinden.
    Bald darauf wurde das Licht im Gang heller. Dann öffnete der Flur sich nach links und rechts zu einer hohen Halle.
    Ich wurde langsamer. Meine Schritte hallten laut in der Leere, als ich weiter in den großen Raum vordrang. Eingetopfte Bäume säumten die Seiten der Halle, getrennt durch riesigeBehänge, die ganze Wandabschnitte zwischen den einzelnen Stützbogen einnahmen. Die Decke ragte mindestens zwanzig Fuß hoch auf. Die steinernen Säulen waren gekrümmt, neigten sich einander zu und trafen sich an einem spitzen Scheitelpunkt. Hoch oben zeichneten sich nachtschwarze Fenster ab, dunkler als die Schatten.
    Jemand hustete. Das Geräusch klang überlaut in der Stille der Halle. Ich zuckte zusammen und wandte mich nach rechts, wo sich dem Plan zufolge der Haupteingang befinden musste.
    Das Tor war riesig, mit Eisen beschlagen und so glänzend poliert, dass es beinahe in einem eigenen Licht zu schimmern schien. Es war fast zehn Fuß tief in die Wand eingelassen. Der ursprüngliche Bogen des einstigen Außentors zeichnete sich deutlich ab, zumal der Stein grau und fleckig wirkte, da er einst den Elementen ausgesetzt gewesen war. Banner in den verschiedensten Farben säumten das Tor zu beiden Seiten; jedes hing an einer eigenen Stange. Vor dem Tor waren sechs schwer

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