Die Berufung
Zachary vor, nicht alle Spenden angegeben zu haben und seine Unerfahrenheit auszunutzen. Zachary erwiderte empört, Fisk seien unbegrenzte Mittel versprochen worden, und genau die habe er bekommen.
»Sie sollten mir dankbar sein, anstatt wegen des Geldes zu meckern«, brüllte er während einer langen, kontroversen Besprechung.
Bald allerdings würden sie von der Presse attackiert werden und gezwungenermaßen vereint auftreten müssen.
Für den Wahlkampf von Sheila McCarthy waren Spendengelder in Höhe von 1,9 Millionen Dollar geflossen, die bis auf den letzten Cent ausgegeben waren. Es würde Jahre dauern, bis der Wechsel über fünfhunderttausend Dollar, den Willy Benton von den zwölf Vorstandsmitgliedern des MTA hatte unterzeichnen lassen, bedient war.
Als die endgültigen Zahlen vorlagen, brach in den Medien ein Sturm der Entrüstung los. Ein Team von Enthüllungsjournalisten vom Clarion-Ledger nahm sich Tony Zachary, Judicial Vision, Ron Fisk und viele der Spender vor, die von außerhalb des Bundesstaates 5000-Dollar-Schecks geschickt hatten. Wirtschaftsverbände und Prozessanwälte attackierten sich über verschiedene Zeitungsartikel gegenseitig. Leitartikel schrien nach Reformen. Der Innenminister des Bundesstaates wollte von Lawsuit Victimsfor Truth, Victims Risinjj und GUN solche Kleinigkeiten wissen wie die Namen ihrer Mitglieder und welche Summen insgesamt für Wahlpropaganda ausgegeben worden waren. Aber die Anfragen prallten an einer unerschütterlichen Front Washingtoner Anwälte mit langjähriger Erfahrung in Wahlangelegenheiten ab.
Barry Rinehart verfolgte die Geschehnisse aus der Sicherheit seines spektakulären Büros in Boca Raton. Solche Kapriolen nach Spielende waren die Regel, nicht die Ausnahme. Die Verlierer beschwerten sich immer über den Mangel an Fairness. Wenn Mr Fisk in wenigen Monaten am Richtertisch saß, würde sich kaum noch jemand an den Wahlkampf erinnern.
Für Rinehart war die Sache abgeschlossen, er verhandelte bereits mit anderen Kunden. Ein Berufungsrichter in Illinois fällte seit Jahren Entscheidungen, die der Versicherungsbranche nicht genehm waren. Es war an der Zeit, ihn zu entfernen. Aber bisher hatte es noch keine Einigung über Rineharts Honorar gegeben, das nach dem Fisk-Erfolg drastisch gestiegen war.
Von den acht Millionen, die Carl Trudeau Rinehart und Konsorten über verschiedene Kanäle hatte zukommen lassen, lagen sieben Millionen immer noch unberührt auf geheimen Konten.
Rinehart dankte Gott mehrmals am Tag für das demokratische System. »Lasst die Menschen wählen!«
TEIL III - DIE STELLUNGNAHME
33
In der ersten Januarwoche legte Ron Fisk seinen Eid als Richter am Supreme Court von Mississippi ab. Es war eine kurze, stille Zeremonie, an der Doreen und die drei Kinder, ein paar Freunde aus Brookhaven, Tony Zachary, die acht übrigen Richter und einige Angestellte des Gerichts teilnahmen. Der Gerichtspräsident hielt eine kurze Begrüßungsansprache, dann gab es Punsch und Kekse. Richter Jimmy McElwayne schenkte sich den Imbiss und ging wieder in sein Büro. Er hatte nicht erwartet, Ron Fisk zu mögen, und bisher keinen Grund, seine Meinung zu ändern. Fisk hatte sich sehr unbeliebt gemacht, als er Sheila McCarthys Mitarbeiter in Bausch und Bogen entließ, ohne ihnen jemals begegnet zu sein. Er fiel erneut unangenehm auf, als er Anfang Dezember auftauchte und den Gerichtspräsidenten belästigte, weil er unbedingt die Prozessliste mit den anstehenden Fällen sehen wollte. Mit vierzig war Fisk bei Weitem das jüngste Mitglied des Gerichts, und sein übertriebener Arbeitseifer hatte bereits einige seiner Kollegen verärgert.
Nachdem er den Eid geleistet hatte, war Fisk berechtigt, an jedem Fall mitzuarbeiten, in dem noch keine Entscheidung ergangen war, unabhängig davon, wie lange die Sache bereits anhängig war. Er stürzte sich in die Arbeit und schuftete bald bis spätabends. Zehn Tage nach seiner Vereidigung stimmte er mit einer Mehrheit von sieben Richtern - die auch McElwayne einschloss - für die Aufhebung des Urteils in einem Bauplanungsverfahren aus DeSoto County. In einem Rechtsstreit um ein Sumpfgebiet in Pearl River County stimmte er mit drei anderen gegen die Mehrheit. Zu keiner dieser Entscheidungen gab er eine Stellungnahme ab.
Jeder Richter kann in jedem Verfahren eine eigene Stellungnahme verfassen, ganz unabhängig davon, ob er mit der Mehrheit übereinstimmt oder eine abweichende Meinung vertritt. Fisk juckte es in den Fingern,
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