Die beste Welt: Roman (German Edition)
Zeitdimension, aber dieses Verfahren ist selten, es befindet sich noch im Versuchsstadium und kommt nur fernab der üblichen Routen zum Einsatz. Unsere Wissenschaftler sind noch dabei, die Auswirkungen zu beobachten und zu dokumentieren.
Kurzum, wir hatten die technischen Voraussetzungen, um einen Piloten in eine Zeit vor der Katastrophe zurückzuschicken. Was er dort ausrichten könnte, war umstritten. Die einen glaubten, durch eine Abwendung der Katastrophe entstünde lediglich eine parallele Zeitlinie, in der Sadira am Leben bliebe, während wir – davon unberührt – ahnungslos in unserer Zeitlinie verharrten. Die anderen waren überzeugt, Sadira sei durch eine so fortgeschrittene Technik zerstört worden, dass sie nur aus der Zukunft stammen könnte, und dadurch sei die parallele Zeitlinie entstanden, in der wir jetzt leben. Außerdem seien parallele Zeitlinien nicht stabil, sollten wir also die Katastrophe verhindern, dann würde sich unsere gegenwärtige Existenz einfach auflösen, und zurück bliebe nur die ursprüngliche Realität, in der Sadira nie untergegangen war.
Dann gab es noch die Pessimisten, die jede Veränderung für unmöglich hielten. Immerhin räumten sie ein, dass der Pilot Beweise dafür finden könnte, wie die Ainya die Katastrophe ausgelöst hätten, und wenn er mit dieser Information zurückkehrte, könnten wir sicherstellen, dass nie wieder ein Planet in diesem Ausmaß verwüstet würde.
Naraldi, ein erfahrener und weit gereister Pilot, wurde für die Mission ausgewählt. Ich kenne ihn gut. Er war immer sehr pragmatisch. Um die Debatte abzukürzen, akzeptierte er die drei verschiedenen Missionspläne unter der Voraussetzung, dass er nach Einschätzung der Lage selbst bestimmen könnte, welchen er ausführte. Außerdem verzichtete er auf sein eigenes Mentalschiff und ging stattdessen eine Bindung mit einem speziell ausgerüsteten Schiff ein. Fernab von den bewohnten Sektoren der Galaxis schlug er den neuen Kurs ein, den noch niemand geflogen war … und verschwand. Und wir warteten.
Monate später kehrte der Abgesandte zurück, um uns persönlich zu bestätigen, was wir bereits erfahren hatten. Die Mission war erfolgreich gewesen und doch auch wieder nicht, denn an unserem Schicksal hatte sich nichts geändert, und es waren keine Beweise gefunden worden. Wir sollten ohne weitere Diskussion unsere Arbeit fortsetzen, als hätte der Rettungsversuch nie stattgefunden. Zu gegebener Zeit würde man hochrangigen Regierungsbeamten die Berichte der Wissenschaftler, die die Mission analysierten, zugänglich machen.«
Er tauchte aus seiner Geschichte auf, hielt inne. Ich hatte ihm gebannt zugehört, nun begegneten sich unsere Blicke. »Sie haben auf meinem Terminal einen dieser Berichte gelesen. Erinnern Sie sich?«
Ich überlegte. »Ich glaube, ich kann mich an den Anlass erinnern, vom Bericht an sich weiß ich vor allem, dass ich kaum etwas verstand. Er war sehr technisch.«
Sein Mundwinkel signalisierte mit kurzem Zucken ironische Zustimmung. »Die Menge von komplexen multivariaten Berechnungen in diesem Dokument konnte tatsächlich abschreckend wirken. Kurz zusammengefasst, besagten sie, dass bereits stabile parallele Zeitlinien existieren. Naraldi war nicht imstande, unser Schicksal zu verändern, weil er keine Möglichkeit hatte, in unsere Vergangenheit zu reisen. Er konnte viele andere Vergangenheiten verschiedener Zeitlinien erreichen und auch andere Gegenwarten und Zukünfte sehen. Aber an seine eigene Linie kam er nicht heran.«
Bedauern überschattete sein Gesicht. »Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum bisher keine Zeremonien eingeführt wurden. Wir hofften immer noch, wir könnten den Albtraum einfach zum Verschwinden bringen.«
»Was wurde aus Naraldi?«, fragte ich.
Er blinzelte die Schwermut weg, und sein Blick wurde scharf und prüfend. »Er kehrte nach etwa fünf Monaten wohlbehalten zurück. Sie haben ihn kennengelernt – seine dankbare Regierung hat ihm das ehrenvolle und zugleich geruhsame Amt des sadirischen Konsuls auf Cygnus Beta übertragen.«
Das Greisengesicht, die unendlich traurigen Augen. Aufkeimendes Entsetzen verschloss mir den Mund. Das musste ich erst verdauen. »Wie lange war er da draußen?«
Dllenahkh zuckte die Achseln. »Das weiß niemand. Was für ein Zeitmesser wäre auf solchen Reisen von Nutzen gewesen? Er war siebzig Jahre alt, als er aufbrach, für unsere Verhältnisse kaum im mittleren Alter. Inzwischen sieht er mindestens fünfzig Jahre
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