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Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung

Titel: Die Bestimmung - Roth, V: Bestimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Roth
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hier.
    » Traust du dich, in den Sumpf zu springen?«, sagt Christina zu Will.
    » Ja, wenn du als Erste springst.«
    Wir stehen vor einem Kinderkarussell. Manche Pferdchen sehen arg mitgenommen und verwittert aus, ihre Schwänze sind ausgerissen und die Sättel abgeschlagen. Four holt die Fahne aus seiner Tasche.
    » In etwa zehn Minuten wird die andere Mannschaft an ihrem Platz sein«, sagt er. » Ich schlage vor, ihr nutzt diese Zeit und überlegt euch eine Strategie. Wir sind zwar keine Ken, aber geistig vorbereitet zu sein, ist Teil eurer Ausbildung bei den Ferox.«
    Er hat recht. Was nützt ein trainierter Körper, wenn man seinen Geist nicht sammeln kann?
    Will nimmt die Fahne an sich. » Ein paar von uns sollten hierbleiben und die Fahne bewachen, während die anderen ausschwärmen und den Aufenthaltsort der gegnerischen Mannschaft ausfindig machen«, schlägt er vor.
    » Ach ja?« Marlene nimmt Will die Fahne aus der Hand. » Wer hat dich denn zum Anführer gemacht, du abtrünniger Grünschnabel?«
    » Keiner«, sagt Will. » Aber irgendjemand muss es ja sein.«
    » Vielleicht sollten wir uns eine defensivere Strategie überlegen. Wir könnten zum Beispiel warten, bis sie kommen, und sie uns dann schnappen«, schlägt Christina vor.
    » So würden es Feiglinge machen«, sagt Uriah. » Ich bin dafür, dass wir alle ausschwärmen und zuvor die Flagge so gut verstecken, dass niemand sie findet.«
    Alle reden wild durcheinander und die Diskussion wird immer hitziger. Christina verteidigt Wills Plan, die Ferox-Leute sind für den Angriff, und alle streiten sich darum, wer die Entscheidung treffen sollte. Four setzt sich auf das Karussellpodest und lehnt sich gegen den Sockel eines Plastikpferdchens. Er blickt zum Himmel, an dem keine Sterne zu sehen sind; nur der Vollmond schimmert durch die dünne Wolkendecke. Die Hände im Nacken verschränkt, die Armmuskeln entspannt, das Gewehr lässig an die Schulter gelehnt, macht er einen fast behaglichen Eindruck.
    Irritiert kneife ich die Augen zusammen. Warum lasse ich mich so leicht von ihm ablenken? Ich muss mich konzentrieren.
    Was würde ich vorschlagen, wenn ich das Geschnatter hinter mir übertönen könnte? Wir können nichts Sinnvolles tun, solange wir nicht wissen, wo die andere Mannschaft ist. Sie könnte irgendwo in einem Umkreis von zwei Meilen sein, obwohl das öde Marschland als Versteck wohl eher nicht infrage kommt. Der beste Weg, um sie zu finden, besteht nicht darin, zu streiten, wie und wo man nach ihnen sucht oder wie viele von uns einen Suchtrupp bilden.
    Der beste Weg ist, so hoch hinauf wie möglich zu klettern.
    Ich vergewissere mich kurz, dass mich niemand beobachtet. Dann gehe ich mit leisen, vorsichtigen Schritten zum Riesenrad und halte mit einer Hand mein Gewehr auf dem Rücken fest, damit es nicht klappert.
    Beim Blick nach oben stockt mir der Atem. Das Riesenrad ist höher, als ich dachte, und so groß, dass ich die Gondeln ganz oben kaum sehen kann. Das einzig Gute daran ist, dass es gebaut wurde, um Lasten zu tragen. Wenn ich hinaufklettere, wird es zumindest nicht unter mir zusammenbrechen.
    Mein Herz klopft schneller. Soll ich wirklich mein Leben riskieren, nur um ein Spiel der Ferox zu gewinnen?
    Es ist so dunkel, dass man nicht viel erkennen kann, aber als ich die riesigen, rostigen Verstrebungen des Riesenrads betrachte, entdecke ich eine Sprossenleiter. Die Eisenträger sind gerade mal so breit wie meine Schulter und nirgends gibt es ein Sicherungsgeländer, aber eine Leiter hinaufzusteigen, ist immer noch besser, als an den Speichen eines Riesenrads entlangzuklettern.
    Ich greife nach einer Leitersprosse. Sie ist rostig und dünn und fühlt sich an, als würde sie jeden Augenblick unter meinen Händen zerbröseln. Ich verlagere mein Gewicht auf die unterste Sprosse, um ihre Festigkeit zu prüfen, ich hüpfe darauf herum, um auszutesten, ob sie mich trägt. Die Bewegung tut weh und ich stöhne unwillkürlich auf.
    » Tris«, sagt jemand leise hinter mir. Ich weiß selbst nicht, warum ich nicht erschrecke. Vielleicht, weil ich allmählich zur Ferox werde und mich daran gewöhne, ständig auf der Hut zu sein. Vielleicht auch, weil die Stimme leise und sanft und beinahe beruhigend klingt. Egal. Ich blicke über die Schulter. Hinter mir steht Four und hat das Gewehr über den Rücken geschnallt, genauso wie ich.
    » Was gibt’s?«, frage ich.
    » Ich würde gern wissen, was du zu tun gedenkst.«
    » Ich suche mir einen höheren

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