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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht beklagen … Und die Kollegen dort, die anderen Patienten … na, die meisten sind ja verdammt viel jünger als ich, aber nette Kerle sind es allemal …«
    Er schloß die Tür seines alten Peugeot auf. Der Wagen sah aus, als habe er zehnmal die Sahara durchquert.
    »Ich kann nicht sagen, Herr Martin: Ihr Schaden wird's nicht sein, wenn Sie kommen. Leider nicht … Bei Leuten in unserer Situation sind solche Sätze wohl nicht angebracht. Aber es könnte ja sein, daß unser Gespräch etwas bewirkt.«
    »Wenn Sie meinen …«
    »Vielleicht können wir noch dankbar sein, daß sich das Schicksal eines Menschen namens Paul Novotny bediente, um uns zusammenzubringen. Dieser Schicksalsmensch Novotny wird Ihnen auch genau erklären, wo ich zu finden bin.«
    Diesmal gab er ihm keine Hand. Er hob sie an die Schläfe, kurz und abrupt – ein perfekter militärischer Gruß.
    Sie standen beide nebeneinander, hörten, wie er den Gang einlegte, sahen zu, wie der alte Wagen grauen Rauch aus dem Auspuff spuckte und dann langsam davonrollte.
    Als er verschwunden war, seufzte Novotny kurz auf, schüttelte den Kopf und wandte sich an Rio: »Ich geb' dir gleich die Adresse. Und eine Lageskizze zeichne ich dir auch auf. Es ist leicht zu finden.«
    Er setzte sich in den BMW, nahm ein Notizbuch, schrieb Kiefers Adresse darauf und entwarf mit raschen, geschickten Strichen eine Skizze.
    Dann schien er es plötzlich sehr eilig zu haben. Er nahm das Blaulicht, setzte die Haftplatte auf das Wagendach und ließ den Motor an. Kaum hatten sie die Straße erreicht, ließ er das Blaulicht auffunkeln und gab Gas.
    Rio lehnte sich zurück.
    W IR HABEN DIE GLEICHEN H ENKER …
    L EUTE IN UNSERER S ITUATION …
    D IE EINEN LAUFEN FREI RUM , DIE ANDEREN VERRECKEN …
    Sätze wie Hämmer …
    »Keine Hämmer, Rio«, meldete sich Reissner, »Tatbestände.« Er mischte sich in seine Gedanken, immer mit derselben leisen, traurigen Stimme: »Ist doch so? Gib es zu …«
    »Laß mich zufrieden.«
    Und Reissner ließ ihn zufrieden. Der Wagen raste dahin. Die anderen Fahrzeuge drängten sich vor dem heranpreschenden Blaulicht zur Seite, Paul hing über dem Steuer, als ginge es darum, irgendeinen Geiselnehmer an der Ausführung seines Plans zu hindern. Aber wahrscheinlich wollte er nichts anderes, als die Spannung loswerden, die die kurze Begegnung mit Kiefer in ihm hinterlassen hatte.
    Rio war heilfroh, als sie am Präsidium ankamen. Er wollte aussteigen, aber der Kommissar hielt ihn am Ärmel fest: »Hör mal, Rio, hör mir einen Moment zu. Da wär' noch etwas …« Novotny zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Er schien einige Mühe zu haben, es loszuwerden. »Rio, der Alte ist wirklich mein Freund. Das hast du ja gesehen.«
    »Und weiter?«
    »Wenn ich Ludwig ansehe, zerreißt's mir das Herz. Das ist die eine Seite der Medaille.«
    »Nun red mal von der anderen.«
    »Gut. Wenn du da rausfährst, nach Steinebach, dann mußt du dir etwas merken: Er mag noch so hinfällig wirken, aber er ist stets mit Vorsicht zu genießen. Ludwigs Hirn tickt noch immer schneller als die meisten Computer. Falls er dir irgendeinen Vorschlag macht, falls er irgend etwas von dir will – überleg's dir genau. Überschlafs … Sei auf der Hut. Du weißt, was ich meine …«
    »Ich versuch's.« Rio tätschelte seine Hand. »Bis bald, Paul. Und danke. Ich ruf dich an …«
    Die Fliederbüsche. Und die Blüten daran waren alle verwelkt. Ein kleiner Junge kam Rio auf einem Dreirad entgegengestrampelt und hob die rechte Faust. Rio wich aus, und der kleine Junge lachte.
    Er läutete. Nichts. Dabei stand Veras Golf vor der Garage. Rio schüttelte den Kopf und kramte den Hausschlüssel aus der Hosentasche. Als er die Tür öffnete, fühlte er Widerstand, vernahm ein schabendes Geräusch, das ihn an einen Ziegelstein denken ließ.
    Er stieß auf – und es war ein Ziegel!
    Im Licht der Korridorbeleuchtung wurde ihm sofort klar, was der Ziegel sollte und weshalb Vera ihn direkt hinter die Haustür plaziert hatte. Paß auf! sagte das braunrote Rechteck am Boden, es gibt hier was zum Staunen!
    Was es gab, war ein weißes Papierband, das wohl von einer Faxrolle abgewickelt worden war. Dieses leuchtendweiße Band erstreckte sich vom Eingang bis zur Schlafzimmertür und war mit Fotos beklebt. Den Anfang bildete der mit großen roten Filzstiftlettern hingeworfene Satz: A LLE S TRASSEN FÜHREN NACH R OM . H IER IST UNSERE S TRASSE .
    Darunter waren zwei rote Herzen gemalt.
    Rio ließ sich auf

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