Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
Vom Netzwerk:
konnte. Am Monitor wurde in seinem Gepäck nichts gefunden, und so wäre alles in schönster Ordnung gewesen. Wäre.
    Jerry Weber hatte sich die Tiraden geduldig angehört. Er wartete, bis das Gepäck vom Miesgelaunten aus dem Röntgengerät rollte. Er wartete, bis der Miesgelaunte den Griff des Koffers in der Hand hatte. Und er wartete auch noch bis zu dem Moment, in dem der Miesgelaunte Luft holte, um den Koffer runterzuheben. Ich würde sogar sagen, Jerry Weber wartete, bis der Koffer fast schon in der Luft war. Was ich im Nachhinein noch bewundern muss, weil der Moment wirklich extrem schwer abzuschätzen ist, in dem der Passagier schon das Gewicht des Koffers angehoben hat, aber den Koffer eben gerade noch nicht. Das ist aber wichtig, diesen Moment abzuschätzen, denn nur dann macht der Passagier so richtig dicke Backen und lässt so richtig schön verblüfft die Luft » pfffffffft« herauszischen, wenn man ihn ganz ernstansieht und in einem ganz nüchtern-beiläufigen Tonfall sagt:
    » Guten Tag, der Herr, würden Sie bitte Ihren Koffer öffnen?«
    » Was?«
    Schon immer wieder erstaunlich, wie viel Hass man in drei Buchstaben packen kann.
    » Bitte öffnen Sie Ihren Koffer!«
    » Was soll die Scheiße?!?«
    » Ich sagte: Öffnen Sie Ihren Koffer!«
    » Verdammt nochmal, Sie wissen wohl nicht, wer ich bin, Sie kleiner Scheißer!«
    Ein Amateur wie ich hätte jetzt vielleicht so was gesagt wie » Aber sicher doch, Sie sind der aus der Businessclass.« Aber Jerry Weber stellte seine Stimme noch zwei Grad sachlicher.
    » Haben Sie vielleicht eine kostspielige Krankheit an den Ohren? Ich sagte, Sie sollen den Koffer öffnen!«
    » Ja, so was! Wie reden Sie denn mit…«
    Es ist nicht leicht, an diesem Punkt den richtigen Tonfall zu finden. Es muss sachlich bleiben, so ein bisschen desinteressiert, aber auch blasiert. Die hohe Kunst besteht allerdings darin, die Lautstärke anzuheben, damit die Leute drum rum auch was davon haben. Es darf aber trotz größerer Lautstärke nicht so klingen, als wäre einem die Sache in irgendeiner Art wichtig.
    » Hören Sie endlich auf sich einzureden, Gott habe die Form zerbrochen, nachdem er Sie erschaffen hat. Und machen Sie den Koffer auf.«
    Der Miesgelaunte öffnete verwirrt seinen Koffer.
    » Das wird ein Nachspiel haben!«, brodelte er. » Ich verspreche Ihnen: Das hat ein Nachspiel!«
    Ahhh, großer Jerry Weber! Sobald der Koffer offen war, setzte er einen tödlich gelangweilten Blick auf und sagte mit der Herzlichkeit eines ostpreußischen Großgrundbesitzers:
    » Lassen Sie’s gut sein, guter Mann, Sie können gehen.«
    Dazu machte er eine sacht wedelnde Handbewegung, als müsse er eine Fliege von einem Wurstbrot vertreiben, und wandte sich bereits dem nächsten Passagier zu.
    » Oder soll ich vorher noch einen Blick in Ihr edles Schuhwerk wagen?«
    Eigentlich hätte er währenddessen auch noch mit dem Handy telefonieren können.
    Ein Dreivierteljahr hat es Jerry bei der FraSec ausgehalten. Dann hat er gekündigt.
    Weil ihm der Spaß ausgegangen ist.

Kinder und Kegel
    » Sie brauchen mich nicht zu prüfen!
    Der Papa hat gesagt, ich stehe unter Naturschutz.«
    Kinder bedeuten immer höchste Alarmstufe. Nicht, weil Kinder prinzipiell so gefährlich sind. Sondern weil der weibliche Teil der Belegschaft dann prinzipiell unter dem Ansturm der Hormone ertrinkt.
    » Süß! Darf ich mal halten?«
    So geht’s schon los. Dabei ist es ausdrücklich untersagt, das Halten fremder Kinder. Nicht, weil es die Verteidigungsfähigkeit der Luftsicherheitsassistenten beeinträchtigen würde, sondern aus dem schlichten Grund, um zu vermeiden, dass ein Mitglied des Luftsicherheitspersonals so ein Kind fallen lässt. Zum Beispiel, weil man mit dem Kind im Arm rückwärts über einen Koffer stolpert. Natürlich kann man so nicht verhindern, dass irgendjemand anders mit dem Kind im Arm über einen Koffer stolpert, aber das ist ja auch der Sinn der Sache: Wenn hier jemand ein Kind fallen lässt, sollen das gefälligst die Eltern selber sein.
    Junge Frau mit Tochter ist an der Kontrolle extrem unleidlich.
    Ihre Tochter:
    » Nehmen Sie’s ihr nicht übel, der Papa hat ’ne Affäre.«
    » Süüß! Ein Junge?«
    » Süüüß! Ein Mädchen?«
    Was ich mich schon immer gefragt habe, ist, was das » süüß« mit seinen ein bis acht » ü« in der Mitte soll. Das kommt ja immer, völlig egal, wie hässlich der kleine Schratz ist, und ich weiß, wovon ich rede: Meine eigene Tochter ist als Kind auch

Weitere Kostenlose Bücher