Die Bourne Intrige
diesem Szenario?«
Veronica Hart überlegte einen Augenblick; ihre Antwort war zu wichtig, um etwas Unbedachtes zu sagen. Sie spürte, dass Halliday sie mit seinen funkelnden Augen anstarrte. »Es steht außer Frage, dass die Rakete, die unsere Landsleute getötet hat, eine iranische Kowsar 3 war, deshalb stimme ich der genannten diplomatischen Reaktion zu – und das je früher, umso besser, weil wir einen weltweiten Konsens brauchen.«
»China und Russland können Sie vergessen«, warf Halliday ein. »Sie sind wirtschaftlich zu eng mit dem Iran verbunden, um sich auf unsere Seite zu stellen, auch wenn es noch so viele Beweise gibt, und deshalb müssen wir den Umsturz von innen unterstützen.«
Jetzt kommen wir zum Kern der Sache , dachte die DCI . »Mein Problem mit dem militärischen Teil ist, dass wir schon oft und in vielen Ländern gewisse einheimische Kräfte unterstützt haben, auch in Afghanistan, und was hat es uns gebracht? Die Taliban sind an die Macht gekommen. Und nicht zu vergessen Osama bin Laden und einige andere ziemlich üble extremistische Gruppen, die zu Terroristen wurden.«
»In diesem Fall ist es anders«, beharrte Halliday. »Wir haben Zusicherungen vom Führer der Gruppe. Seine Philosophie ist moderat und demokratisch, kurz gesagt prowestlich.«
Der Präsident klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Dann machen wir es so – mit einer Doppelstrategie. Ich setze alle diplomatischen Hebel in Bewegung. Inzwischen, Bud, erstellen Sie schon mal ein vorläufiges Budget für die Unterstützung dieser Widerstandsgruppe. Je früher Sie es haben, umso früher können wir loslegen, aber ich will es nicht einmal in der Nähe meines Schreibtisches oder des Weißen Hauses sehen. Damit das klar ist, ich war nicht bei dieser Sitzung dabei.« Er sah seine Berater an, als er von seinem Platz aufstand. »Es muss funktionieren, Leute. Das schulden wir den hunderteinundachtzig unschuldigen Amerikanern, die bei diesem Raketenangriff ihr Leben verloren haben.«
Veronica Hart sah Moira Trevor in ihr Büro kommen, so cool und elegant wie immer. Und doch bemerkte sie etwas Dunkles, fast Unheimliches in den Augen ihrer ehemaligen Kollegin, das ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
»Setz dich«, forderte Veronica sie von ihrem Platz hinter dem Schreibtisch auf. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass das wirklich passierte. Als sie Black River verlassen hatte, war sie sich sicher, dass sie Moira Trevor nie wiedersehen, geschweige denn irgendetwas mit ihr zu tun haben würde. Und doch war diese Frau jetzt hier, und ihr Rock raschelte trocken, als sie sich ihr gegenübersetzte und ein Bein über das andere schlug, ihr Rücken so kerzengerade wie der eines Militäroffiziers.
»Ich kann mir vorstellen, dass du genauso überrascht bist wie ich«, sagte Moira.
Veronica Hart sagte nichts; sie sah schweigend in Moiras braune Augen und versuchte den Grund für ihren Besuch darin zu lesen. Doch nach einigen Augenblicken gab sie es auf. Es war zwecklos, hinter diese steinerne Fassade blicken zu wollen, das wusste sie nur zu gut.
Doch allein ihr Äußeres verriet schon einiges: Moiras linker Arm war geschwollen und verbunden, sie hatte Schnittwunden im Gesicht und auf den Handrücken. »Was zum Henker ist mit dir passiert?«, fragte sie unwillkürlich.
»Darüber wollte ich mit dir reden«, sagte Moira.
»Nein, du bist gekommen, weil du Hilfe brauchst.« Veronica beugte sich vor und legte die Ellbogen auf den Tisch. »Es ist verdammt hart, auf sich allein gestellt zu sein, stimmt’s?«
»Herrgott, Ronnie.«
»Was? Die Vergangenheit lauert auf uns beide wie eine Schlange im Gras.«
Moira nickte. »Ja, wahrscheinlich.«
»Wahrscheinlich?« Veronica legte den Kopf auf die Seite. »Du musst schon entschuldigen, dass ich nicht gleich sentimental werde. Du warst es, die gedroht hat. Was hast du genau gesagt?« Sie schürzte die Lippen. »Oh ja: ›Ronnie, dafür mach ich dich fertig, ich werde dir die Hölle heißmachen, wie du’s noch nie erlebt hast.‹« Veronica lehnte sich zurück. »Hab ich irgendwas ausgelassen?« Sie spürte, wie ihr Puls schneller ging. »Und jetzt bist du hier.«
Moira sah sie in steinernem Schweigen an.
Veronica wandte sich einem Sideboard zu, goss Eiswasser in ein großes Glas und schob es über den Tisch. Einen Moment lang tat Moira gar nichts. Vielleicht, dachte Veronica, fragte sie sich, ob es ein Zeichen des Vertrauens oder der Kapitulation wäre, das Glas
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