Die Braut aus den Highlands
all den übrigen Bündeln unter der Plane handelte. Es mussten Geschenke für Alexâ Schwester Evelinde sein; etwas anderes jedenfalls kam Merry nicht in den Sinn.
Sobald sie aus dem Burghof heraus waren, überholte Gerhard sie, nickte ihr knapp zu und lenkte sein Pferd neben das von Alex. Sie schlugen ein eiliges, gleichmäÃiges Tempo an, das sie den halben Vormittag lang hielten, und Merry vertrieb sich die Zeit, indem sie den Rücken ihres Gemahls betrachtete und darüber nachsann, was die Zukunft bereithalten mochte. Im Augenblick hegte sie eine zage Hoffnung, was sie beide anging. Sie war nicht gänzlich überzeugt davon, dass ihr Gemahl kein Trinker war, war jedoch bereit, sich zumindest noch nicht festzulegen. Aufschluss würde wohl nur die Zeit geben. Bis dahin wollte sich Merry mit dem Gedanken befassen, dass sie vielleicht bereits ein Kind von ihm unter dem Herzen trug. So oft, wie sie sich letzte Nacht einander gewidmet hatten, war dies durchaus möglich.
Sie lächelte unwillkürlich, denn bei dieser Vorstellung fiel ihr ein, dass Edda ihr seit etwa einer Woche mit diesbezüglichen Andeutungen und Fragen zusetzte. Angefangen hatte es an jenem Abend, als Merry nicht wohl gewesen war und schon befürchtete, dass sie sich dieselbe Erkrankung wie die Krieger zugezogen hatte. Edda jedoch war sicher gewesen, dass es eine andere Ursache habe. Da Merry nicht wusste, worauf Edda anspielte, hatte sie die Bemerkung einfach übergangen. Erst als sie später noch einmal etwas Ãhnliches äuÃerte, ging ihr auf, dass sie vermutete und gar hoffte, sie könne schwanger sein. Was natürlich unmöglich gewesen war. Denn bis gestern Nacht war ihre Ehe ja gar nicht vollzogen worden. Doch das wusste Edda nicht, und da Merry es ihr schlecht sagen konnte, hatte sie die Kommentare und Fragen schlicht ignoriert und sich stattdessen den Kopf darüber zerbrochen, was um alles in der Welt Edda überhaupt zu der Annahme verleiten mochte, Merry könne schon so bald guter Hoffnung sein.
Die Antwort auf diese Frage erhielt sie einige Tage darauf, als Edda sie daran erinnerte, dass Merry ihr in der Hochzeitsnacht gesagt habe, sie habe zwei Wochen zuvor geblutet. Sie hatte Merry vor Augen gehalten, dass seit dem Brautbett weitere zwei Wochen vergangen waren, ohne dass ihr Mondblut geflossen war. Edda war sich gewiss, dass Merry in anderen Umständen war, und hielt sie an, Vorsicht walten zu lassen und auf ihre Gesundheit zu achten. Sie hatte ihr gar geraten zu überdenken, ob sie die Reise nicht lieber absagen wolle, um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden.
Merry hatte das ganze Gespräch als furchtbar peinlich empfunden und sich unbehaglich gefühlt. SchlieÃlich war sie zu dem Zeitpunkt noch Jungfrau gewesen und eine Schwangerschaft daher ausgeschlossen. Und was ihr Mondblut anging: Die Wahrheit war, dass dieses immer sehr unregelmäÃig kam, manchmal einen oder zwei Monate lang ausblieb und dann wieder doppelt so lange anhielt, wie es sollte. Dieser Umstand hatte Merry in jüngeren Jahren Sorge bereitet, bis ihre Mutter sie eines Tages beiseitegenommen und ihr versichert hatte, dass dies nicht schlimm sei, ihr sei es auch immer so ergangen. Mit den Jahren, so hatte ihre Mutter erzählt, habe sie herausgefunden, wie ihre Stimmung Einfluss darauf nehme und sie in Zeiten groÃer Belastung auch schon mal einen oder gar zwei Monate lang gar nicht blute. Weil Merry dies alles aber recht genierlich fand, hatte sie Edda gegenüber nichts erwähnt, sondern sie glauben lassen, was sie wollte, und die Unterhaltung bald unter einem Vorwand beendet.
Nun fragte sie sich, ob Alexâ Samen vergangene Nacht tatsächlich seinen Platz gefunden hatte und falls ja, ob der Ritt ihn womöglich wieder lösen könnte. Schon allein der Gedanke lieà sie bedrückt auf ihren Bauch hinabschauen und sich grämen.
âIhr seht beklommen aus.â
Merry sah auf. Alex hatte sein Pferd gezügelt, ritt nun an ihrer Seite und betrachtete sie besorgt.
âFehlt Euch etwas? Seid Ihr nicht wohl?â, fragte er.
âOh, doch, dochâ, beteuerte sie rasch und zwang sich zu einer aufrechteren Haltung im Sattel. âIch bin nur ein wenig müdeâ, gab sie als Erklärung für ihre Stimmung an.
âJa, das ist wohl meine Schuldâ, erwiderte er trocken. âBitte vergebt mir. Ich wusste schlieÃlich, dass wir heute aufbrechen
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