Die Braut des Freibeuters: Er beherrschte die Meere - doch sie war die Herrin seiner Sinne (German Edition)
sonst fliegst du gleich mit ihr über Bord.«
Der Mann grunzte etwas, war dann mit einem Schritt bei Vanessa und schlug ihr das Messer aus der Hand, bevor sie eine Bewegung zur Gegenwehr machen konnte. Dann bog er ihr derb die Hände auf den Rücken, fesselte sie mit einem Stück Seil, das er aus seiner dreckigen Hose gezogen hatte, und stieß sie vor sich her aus der Kajüte. Der Captain folgte langsam und sah aus einiger Entfernung zu, wie die Männer auf den Befehl von Jenkins hin eine Planke über die Reling legten und sie auf der Schiffsinnenseite festhielten, während der längere Teil davon frei über dem Meer schwebte. Dann zerrten zwei der Kerle Vanessa hinauf und ein dritter trieb sie mit dem Entermesser weiter, bis sie über der Wasseroberfläche stand und verzweifelt versuchte, auf dem schmalen Brett das Gleichgewicht zu halten. Sie hatten bereits Segel gesetzt, das Schiff bewegte sich überraschend schnell auf dem Meer dahin, und der hohe Seegang schlug an die Schiffsplanken, so dass das aufschäumende Wasser bis zu ihr hinaufspritzte. Vanessa biss sich auf die Lippen, betete still um Hilfe und verwünschte ihre Idee, das sichere Festland zu verlassen und zu den Westindischen Inseln zu reisen. Daheim in Frankreich wäre sie in der Zwischenzeit vermutlich schon die Geliebte dieses schmierigen Herzogs, aber das wäre immer noch besser, als zwischen dem Tod in diesem unheimlichen Meer oder der Vergewaltigung durch einen Piraten wählen zu müssen.
In der Ferne erkannte sie die Umrisse der Duchesse, die schnell kleiner wurden. Wenn Martin überhaupt noch lebte und nur schwer verletzt war, dann musste er dort an Bord sein. Aber wenn er lebt, dachte sie plötzlich mit grimmiger Gewissheit, dann wird er dafür sorgen, dass die Duchesse Land erreicht, und dann wird er euch finden und … Das Schiff schlingerte etwas, und sie schrie erschrocken auf.
»Ihr dürft sie nicht töten!«, rief eine junge Stimme verzweifelt. Vanessa erkannte Jack, der zwei der Kerle zur Seite stieß. Sie wusste nicht, wie er hierhergekommen war, aber der Anblick des Jungen gab ihr eine Kraft, die sie zuvor nicht mehr verspürt hatte. Sie war nicht allein auf diesem Schiff voller Mörder! Jack war da!
Der Junge warf sich mit aller Kraft auf die Piraten, die ihn lachend überwältigten. »Wehe, ihr tut ihr etwas, dann …«
Der Captain machte eine abfällige Handbewegung. »Jenkins, sorg dafür, dass beide über die Planke gehen. Ich habe keine Lust, mir das länger anzuhören.«
Einer der Piraten packte den Jungen, und obwohl er sich wie eine kleine Wildkatze wehrte, stand er nur wenige Augenblicke später neben Vanessa auf dem schmalen Brett. In seinen Augen waren Tränen. »Miss Vanessa, es tut mir ja so leid. Ich bin mitgekommen, als man Sie verschleppt hat, um Ihnen zu helfen, und nun …«
Vanessa, die schon mehrmals beinahe abgerutscht wäre, wandte sich ängstlich um und sah die Piraten beschwörend an. »Nicht! Ich tue alles, was Ihr wollt, Monsieur, aber lasst uns leben!«
»Ich habe keine Lust mehr, mich mit dir abzugeben«, erwiderte der Captain höhnisch. »Los, hebt die Planke, und ab mit ihr! Manche Weiber wollen es eben nicht anders.«
»Nein!«, schrie sie in Todesangst auf, als die beiden Männer, die das Brett festgehalten hatten, Anstalten machten, es hochzuheben, so dass sie und Jack unweigerlich ins Wasser rutschen würden. »Bitte nicht! Ich sorge dafür, dass Ihr so viel Geld bekommt, wie Ihr wollt, und noch mehr! Aber bitte, lasst uns leben!« Sie wusste, dass der Pirat nur mit ihr spielte und sie vermutlich sogar wieder aus dem Wasser ziehen würde, um das Lösegeld nicht zu verlieren, aber die Todesangst war jetzt stärker als alle Verachtung, die sie für ihn empfand.
»Was tut ihr da?«, erklang plötzlich eine scharfe Stimme. Vanessa wagte kaum den Kopf zu wenden, aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Diese Stimme war ihr fast so vertraut wie ihre eigene, und sie hätte am liebsten vor Freude gejubelt.
»Habt ihr den Verstand verloren?« Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Martin sich zwischen den Männern hindurchdrängte.
»Halt dich da raus!«, fuhr der Captain ihn an, als er näher kam.
»Sie hat Geld«, sagte Martin hart. »Viel Geld. Und ihr Onkel noch mehr, das weiß ich. Ich habe sie mit ihrer Zofe reden hören.«
Er drehte sich um und wandte sich an die anderen. »Das gibt für jeden von uns einen schönen Batzen! Und ich weiß, wovon ich rede. Einige von euch kennen mich doch. Du
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