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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Karimjee & Jiwanjee nie mit dem Sklavenhandel befasst haben, haben wir trotzdem Geschäfte mit den Barundi gemacht. Wir lieferten indische Waren, hauptsächlich Seide und Dolche, im Austausch gegen Elfenbein. Aber die Barundi sind für mehr als ihre Handelswaren berühmt. Und? Wie hat dir das Erlebnis gefallen? Ich bin in der Tat recht neugierig!«
    Mohamadalis unbekümmerte Art, sich dem für Oscar so heiklen Thema zu nähern, brachte ihn in Verlegenheit. Aber
jetzt konnte er nicht mehr zurück, schließlich hatte er selbst das Thema angeschnitten. Er berichtete, so gut es ging, von der Wirkung des Getränks und dem grünen Gewürz und dem darauf folgenden Erregungszustand. Zu guter Letzt gelang es Oscar, sich in die richtige Stimmung zu reden, um seine alles andere überlagernde Frage loszuwerden.
    »Du musst entschuldigen, falls ich zu privat werde, aber du bist mein guter Freund und einer der ganz wenigen, denen ich mich überhaupt anvertrauen kann«, begann er zögernd.
    »Es erfüllt mich mit großer Freude, dein Freund zu sein, Oscar. Frag mich, was du willst, und ich werde als Freund antworten.«
    »Es fällt mir schwer, die Frage zu formulieren, ich weiß nicht …«
    Oscar zögerte. Mohamadali sah ihn ruhig und ernst an und wartete.
    »Also …«, zwang sich Oscar weiterzusprechen. »Wir sind uns also offenbar darin einig, dass die Barundi die Fähigkeit besitzen, eine starke Lust auf körperliche Liebe hervorzurufen. Wäre das nicht eine hervorragende Geschäftsidee?«
    »Doch, aber darüber können wir später reden. Sprich weiter!«
    »Meine Frage wird dir vielleicht etwas seltsam erscheinen. Es ist folgendermaßen. Ich sehe die Frau, die … Ich sehe sie die ganze Zeit vor mir, egal, was ich tue, ob ich mit dir über Geschäfte spreche oder ob ich einen Leoparden jage.«
    »Die Frau also, mit der du dich bei den Barundi vergnügt hast?«
    »Vergnügen erfasst es nicht wirklich. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es war ein Wachtraum.«
    »Der sich auf die besonderen chemischen Kenntnisse der Barundi zurückführen lässt.«
    »Nein. Ganz und gar nicht. Oder vielleicht doch. Aber Chemie kann nicht das Ausmaß erklären, das sie in meinem Bewusstsein eingenommen hat. Und damit komme ich zu meiner Frage. Können die Barundi Menschen verhexen? Ich … na ja, du verstehst, dass ich zögerte. Ich glaube nicht an Hexerei, im Gegenteil habe ich in diesem Bereich fatale Fehlschläge erlebt. Aber …«
    »Aber jetzt bist du verunsichert?«
    »Ja. Offen gesagt, ja. Obwohl ich mich dafür schäme, muss ich diese Frage mit Ja beantworten.«
    Mohamadali beugte sich vor, stützte sich auf die Ellbogen und betrachtete ihn ernst. Oscar errötete. Mohamadali schien intensiv nachzudenken.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, bist du mehr oder minder aus einem Impuls heraus nach Afrika gereist«, sagte er nach langer Bedenkzeit. »Hatte dieser hastige Beschluss mit einer Frau zu tun?«
    »Ja.«
    »Die du über alles liebtest, mit der du den Rest deines Lebens verbringen wolltest und die dich verraten hat? Oder ist sie gestorben?«
    »Sie hat mich verraten.«
    »Und du hast geschworen, nie mehr eine andere Frau zu lieben?«
    »Ja.«
    »Und jetzt fragst du dich, ob du verhext bist? Übrigens, wie heißt sie eigentlich, die Neue?«
    »Aisha Nakondi. Aber was meinst du mit die Neue? «
    »Immer mit der Ruhe. Lass mich fortfahren. Du hast dieses Versprechen gehalten. Mehr als vier Jahre in Afrika, nein, fünf Jahre, hast du keine Frau mehr berührt. Weil du es dir geschworen hast?«
    »Ja, das stimmt. Aber wie in aller Welt kannst du wissen …?«
    Mohamadali überlegte lange. Und er bemühte sich, mit keiner Miene zu verraten, was er dachte. Das hat er sich als Geschäftsmann angewöhnt, dachte Oscar.
    »Ja, du bist wahrhaftig verhext«, begann Mohamadali langsam. »Das ist vermutlich die älteste Form der Verzauberung, die die Menschheit kennt. Dich hat eine wilde Leidenschaft erfasst, vielleicht sogar tiefe Liebe. Und das weiß ich aus dem einfachen Grund, weil ich mich in dir wiedererkenne. Ich habe auf Sansibar vor sieben Jahren etwas Ähnliches erlebt. Das ist eine lange Geschichte. Wir liebten uns fast bis zum Wahnsinn, ihre Familie gehörte den Schiiten an, unsere den Sunniten. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Ich schwor, nie eine andere zu lieben, und lebte in Enthaltsamkeit. Jetzt bin ich seit einem Jahr sehr glücklich mit einer anderen Frau verheiratet. Wir erwarten unser erstes Kind.«
    »Ich

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