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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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war bereits von den Tsetsefliegen geschlagen worden.
    Hauptmann Werner Schönfeldts Sabotagetruppe war in eine Spezialtruppe für Aufklärung umgewandelt worden, deren Aufgabe nicht darin bestand, an Gefechten teilzunehmen, da sie eine kleine Mannschaft waren und hinter den feindlichen Linien operierten. Ihre Spezialität war es, Vorräte und Basislager zu sprengen oder in Brand zu setzen, wenn die Haupttruppe einen Auftrag ausführte, und dann rasch zu verschwinden.
    Auf dem Rückweg nach einem solchen Auftrag gerieten sie zwischen die eigenen Truppen auf dem Mahengeplateau und ein Regiment Askari-Soldaten von der Goldküste unter englischem Kommando.
    Beabsichtigt war, dass eine deutsche Einheit von dreitausend Mann die Stellung auf dem Plateau halten sollte, bis die Regenzeit endgültig begonnen hatte und jegliche Kriegsführung unmöglich wurde. Von Lettow-Vorbecks Hauptarmee befand sich weiter östlich in der Nähe des Meeres.
    Sie konnten die Kämpfe am Rande des Plateaus aus der Ferne beobachten. Sie besaßen Übung darin, die Geräusche der verschiedenen Waffen zu deuten, und kamen zu dem Schluss, dass die englische Truppe im Begriff war, eine
ordentliche Niederlage zu erleiden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die ersten Fliehenden die bewaldeten Hänge herunterkommen sehen würden.
    Sie beschlossen, das Gefecht abzuwarten, statt den Versuch zu unternehmen, die englischen Truppen seitlich zu passieren, weil sonst ihre eigenen Leute sie womöglich für einen feindlichen Aufklärungsverband hielten und das Feuer eröffneten.
    Sie hielten sich in einem dichten Wald auf, und als sie in dem überall oben vom Plateau herabströmenden Wasser Platz nahmen, stellten sie fest, dass die Vegetation mehr einem Dschungel als einem Wald glich.
    Sie plauderten ein wenig und fühlten sich vollkommen sicher. Ihre Spuren waren längst von den heftigen Regenfällen weggespült worden. Verfolger brauchten sie also keine zu fürchten. Der Feind vor ihnen wurde gerade von ihren Leuten, die befestigte Maschinengewehrstellungen hatten, über den Haufen geschossen.
    Sie hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass der englische Rückzug direkt in ihre Richtung führen und nur wenige Hundert Meter vor ihnen haltmachen würde, um sich zu sammeln. Werner ging davon aus, dass der Feind trotz scheinbar großer Verluste immer noch über mindestens fünfmal so viele Leute verfügte wie sie selbst. Also war Vorsicht angezeigt. Oscar erhielt den Befehl, mit einem Mann zu den Leuten von der Goldküste vorzurücken, um zu rekognoszieren.
    Oscar nickte und nahm Avande mit. Avande war sein ganzes Leben lang Jäger gewesen und bewegte sich ebenso leise und unsichtbar in der Natur wie Oscar.
    Sie kamen mühelos vorwärts. Der Regen verschluckte
alle Geräusche und dämpfte das Licht, sodass selbst Oscars weißes Gesicht nicht plötzlich im Waldesdunkel aufleuchtete, wie das manchmal bei greller Sonne der Fall war. Sie näherten sich dem Feind bis auf vierzig Meter und kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um über hundert Mann handelte, also zu viele, als dass man sie hätte angreifen können.
    Die englischen Offiziere marschierten steifen Schrittes hin und her und brüllten Befehle. Die schwarzen Soldaten stellten sich zugweise auf, damit man sie zählen konnte. Gleichzeitig wurden verwundete Träger und Soldaten weggeschleift und ganz in Oscars und Avandes Nähe in einer Reihe auf die Erde gelegt. Erst begriffen die beiden nicht, was die Engländer damit bezweckten. Warum legten sie die Verwundeten in den Regen, statt sie vor dem Regen zu schützen?
    Nicht einmal als einer der beiden englischen Offiziere, der die Verletzten bewachte, seinen Revolver zog und die Reihe seiner augenscheinlich apathischen Gefechtskameraden abschritt, ahnten Oscar und Avande, was geschehen würde. Dann bezogen die Engländer an den entgegengesetzten Enden der Reihe Stellung und erschossen ganz gelassen die eigenen Leute, einen nach dem anderen.
    Oscar holte sein Fernglas hervor und wischte verzweifelt die Linsen ab, um besser sehen zu können, da er inmitten der Männer, die gerade hingerichtet wurden, ein bekanntes Gesicht zu erkennen geglaubt hatte. Er hatte Narben von Löwenkrallen auf einer Wange gesehen, obwohl der Mann bärtig war. Das Bild verwischte, da der Regen das Fernglas überspülte.
    Langsam und ohne zu merken, wie sein Puls sich beschleunigte, hob er sein Gewehr und schoss dem einen
Offizier in den Kopf. Dank des schweren Geschosses explodierte der

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