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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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der mit Abfällen übersäten Gänge zwischen den Marktständen vor der Stadtmauer von Messina das Leben zu retten. Hätte er in jenem entscheidenden Moment auch nur einen Fuß weiter rechts oder links gestanden, hätte er es nicht vermocht, und Richard von England wäre dort auf dem verlassenen Markt gestorben.

    ES DAUERTE EINE WEILE, bis André St. Clair wieder zu Bewusstsein kam, und als er erwachte, litt er Höllenqualen, denn sein rechter Arm schien in Flammen zu stehen.
    Andrés Bewegung mit dem Schwert hatte die Flugbahn des Bolzens gekreuzt, sodass die Klinge dem König heftig gegen Brust und Schulter prallte und er zu Boden ging. Dabei hatte Richards Schwert André am Hinterkopf getroffen und ihn betäubt.
    Der Zusammenprall hatte Andrés Schwert völlig zerstört. Es war der Länge nach so verbogen und verdreht, dass es nicht mehr zu reparieren war, und das aus weniger als dreißig Metern Entfernung abgefeuerte Stahlgeschoss hatte ein sauberes Loch in die dicke Stahlklinge getrieben.
    Auch der König war durch den Hieb mit der Klinge, der durch den Bolzen verstärkt wurde, kurzzeitig ohnmächtig geworden, und sein leichtes Kettenhemd – die einzige Rüstung, die er auf der Jagd getragen hatte – war in die Haut seiner Brust gepresst worden, wo es einen deutlichen, schmerzhaften Abdruck hinterließ.
    Sir Andrés rechte Hand jedoch, so schien es, war bei dem Zusammenprall an mehreren Stellen gebrochen worden und sah schlimm aus.
    Innerhalb von Sekunden waren Richard und seine drei Begleiter von den restlichen Jägern umringt worden, und bald darauf wimmelte es am Ort des Geschehens von englischen Soldaten. Als Balduin mit dem bewusstlosen Armbrustschützen über der Schulter zurückkehrte, hatte man Richard und André bereits auf Bahren verfrachtet, und sie befanden sich auf dem Weg zum Zeltlager des Königs, wo sich dessen Leibärzte sofort um das Wohlergehen Richards und seines tapferen Beschützers kümmerten.
    Balduins Verhör des Gefangenen fiel kurz aus und wurde dadurch vereinfacht, dass der Mann kein Held war und die Schmerzen, die ihm der kräftige Ritter aus Anjou kühl und systematisch zufügte, nicht ertragen konnte. Der Möchtegern-Königsmörder gestand auf der Stelle und in allen Einzelheiten. Es stellte sich heraus, dass er ein Sergeant in König Tancreds Diensten war. Er wusste von den Zwistigkeiten zwischen den beiden Königen und hatte ohne weiteres Nachdenken beschlossen, die Bedrohung auszuräumen, die Richard für seinen König darstellte.
    Dann kamen die Ärzte zu dem Schluss, dass St. Clairs Hand doch nicht gebrochen war. Allerdings stimmten sie darin überein, dass jede einzelne Faser seiner Hand, seines Armes und sogar seiner Schulter überdehnt oder gequetscht worden war und dass es Wochen oder sogar Monate dauern würde, bis Sir André seinen Arm wieder benutzen konnte. Er würde spektakuläre Prellungen haben – schon jetzt begann der gesamte Arm sich schwarz zu färben –, und keiner von ihnen war bereit, eine Prognose abzugeben, wie lange André die Folgen seiner Verletzung spüren würde. Einig waren sie sich nur darin, dass das einzige wirksame Heilmittel die Zeit sein würde.
    Also schienten sie den Arm des Ritters so, dass er ihn nicht bewegen konnte, solange es die Ärzte nicht gestatteten. Und da er große Schmerzen hatte und der König tief in seiner Schuld stand, verabreichten sie ihm genug Opium, um ihn drei Tage lang in tiefen Schlaf zu versetzen.

    ALS ANDRÉ ST. CLAIR schließlich die Augen wieder aufschlug, saß sein Vater an seinem Bett und döste mit glasigen Augen vor sich hin.
    André versuchte, sich hinzusetzen, musste aber feststellen, dass er keinen Muskel rühren konnte. Er stieß einen Grunzlaut aus, der Sir Henry ins Hier und Jetzt zurückholte. Er richtete sich auf seinem Sessel auf, dann beugte er sich mit sorgenvoll gerunzelter Stirn vor.
    »André? Hörst du mich?« Seine Miene war voller Zweifel. »Bist du wach?«
    André zwang sich, sich zu entspannen, und versuchte gar nicht erst, seinen Kopf zu bewegen. Mit geschlossenen Augen lag er reglos da, versuchte, seine Atmung zu steuern, und fragte sich, ob seine Stimme ihm wohl genauso wenig gehorchen würde wie der Rest seines Körpers. Als er schließlich bereit war, bewegte er seine Zunge, um seinen trockenen Mund anzufeuchten, dann sprach er.
    »Vater? Was machst du hier?« Er sah sich blinzelnd um. »Wo bin ich?«
    »Du bist in König Richards Privatquartier, in seinem Lazarett.«
    »Wie lange

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