Die Brueder des Kreuzes
Hervorragend. Der Mann legt wirklich gesunden Menschenverstand an den Tag. Sagt mir, was ich tun soll.«
»Wir sind sechs Meilen von Arsuf entfernt. Ihr müsst die Stadt auskundschaften, damit wir ganz sicher sein können, dass Saladins Männer sie nicht besetzt haben.«
St. Claire runzelte die Stirn.
»Welche Rolle spielt das noch? Wir sind den ganzen Weg marschiert, um die Stadt anzugreifen. Wollt Ihr mir sagen, dass niemand auf die Idee gekommen ist, dass sie besetzt sein könnte? Das kann ich nicht glauben.«
»Nein, das meine ich nicht. Aber der Feind ist seit drei Tagen ständig in Bewegung. Richard ist überzeugt, dass sie uns morgen angreifen wollen und uns zu einem Kampf unter ihren Bedingungen zwingen wollen. Saladin braucht dringend einen Sieg, denn seine Glaubwürdigkeit – und, wie es heißt, seine Macht über seine Männer – hat seit dem Fall von Acre schwer gelitten. Richard glaubt, dass Saladin uns nicht kampflos weiterziehen lassen wird. Das ist der Grund, warum wir diesen sicheren Lagerplatz gewählt haben … und warum wir plötzlich überall Saladins Reiter sehen. Richard glaubt, dass er uns provozieren wird, bis wir uns auf einen Kampf einlassen – weil er hofft, dass wir denselben Fehler begehen werden wie de Ridefort. Doch davon ist Richard weit entfernt. Er wird mit äußerster Vorsicht vorgehen.«
»Ich verstehe. Und wie soll das aussehen?«
»Geschlossene Reihen, disziplinierter Vormarsch ohne jede Reaktion auf Provokationen durch den Feind, bis Richard den Zeitpunkt für gekommen hält. Dann wird sich die Marschordnung ändern, und wir werden uns in fünf Divisionen aufteilen.«
»Wie denn?«
»Die Templer bilden die Vorhut, unterstützt von den Turkopolen, was nur von Vorteil sein wird.«
André nickte zustimmend, denn die Turkopolen waren einheimische Truppen, die in den Techniken der Sarazenen ausgebildet waren.
»Und dahinter?«
»Richards Lehnsmänner aus Aquitanien, Poitou, Anjou und aus der Bretagne. Sie werden von Guido angeführt.«
»Guido von Lusignan?«
»Ebendieser. Anscheinend hat sich seine Feldherrnkunst verbessert. Hinter ihnen in der Mitte folgen die Normannen und die Engländer mit der Standarte. Die Franzosen bilden die Nachhut, dazu die Hospitalritter und ein zusammengewürfelter Haufen syrischer Barone. Henri de la Champagne wird sie befehligen, und er hat Jacques de Avesnes dabei, also wird es hier nicht an Rückgrat fehlen.«
»Das sind aber nur vier Divisionen. Und die fünfte?«
»Aye, die fünfte Division wird klein, aber unübersehbar sein. Richard selbst und die Grafschaft Burgund, unterstützt von einem Kader handverlesener Ritter aller Kontingente. Sie werden an der Marschlinie entlangreiten und Stärke demonstrieren.«
»Und warum muss dann noch jemand nach Arsuf reiten?«
»Weil wir schon zweiundsechzig Meilen weit gekommen sind und uns nur noch sechs fehlen. Wenn wir uns jeden Schritt dorthin erkämpfen müssen, wie Richard es vermutet, dann wäre es eine Katastrophe, wenn wir dort ankämen und feststellen müssten, dass sich die Stadt gegen uns verbarrikadiert hat. Und wenn nicht, so könnten wir eine Vorhut entsenden, die sie für uns besetzt, bevor Saladin es kann.«
»Wann muss ich aufbrechen?«
»Am besten sofort, dann könnt Ihr unterwegs übernachten. Ihr solltet jemanden mitnehmen, dem Ihr vertrauen könnt. Kennt Ihr einen solchen Mann?«
»Aye, aber Ihr könnt ja nicht mit. Sonst kenne ich niemanden, der Arabisch spricht und sich als Einheimischer ausgeben könnte. Also werde ich allein reiten müssen.«
»Trotzdem solltet Ihr zumindest für die erste Etappe jemanden mitnehmen. Ihr müsst Euch zwar in einen Sarazenen verwandeln, bevor Euch Saladins Männer zu Gesicht bekommen, aber Ihr könnt nicht in dieser Verkleidung mitten durch diesen Pöbel hier reiten. Also müsst Ihr Eure arabischen Kleider und Waffen auf einem Packpferd mitnehmen und sie unterwegs anlegen. Habt Ihr alles, was Ihr braucht?«
»Nicht hier. Meine Kleider habe ich, aber den Sarazenendolch und die Rüstung habe ich in der Felsenhöhle gelassen.«
»Hmm. Geht zu Conrad, dem Waffenschmied. Er wird Euch geben, was Ihr braucht, denn er verwaltet die erbeuteten Ausrüstungsgegenstände.«
»Gut. Ich brauche aber keinen Begleiter, wenn ich ein Packpferd habe. Ich nehme ein arabisches Maultier mit. Dann kann ich auch meine eigene Rüstung mitnehmen, denn ich möchte morgen nicht als Moslemreiter in unser Lager zurückkehren.«
Alec Sinclair verzog das
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