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Die Bücher und das Paradies

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Titel: Die Bücher und das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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geduldige
    Arbeit, ohne irgendeiner Erpressung nachzugeben, unsere
    kleinen Zeitgenossen zu beschämen.
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    Les sémaphores sous la pluie1
    Wie stellt man den Raum mit Worten dar? Das Problem
    hat eine Geschichte, und die Tradition rubriziert die
    Techniken der verbalen Darstellung des Raumes (wie aller
    anderen visuellen Erfahrungen) unter den Namen der
    Hypotypose oder evidentia , die bisweilen gleichgesetzt, bisweilen als verwandt beschrieben wird mit der
    illustratio , der demonstratio , der ekphrasis oder descriptio , der enárgeia usw.
    Unglücklicherweise sind jedoch alle Definitionen der
    Hypotypose kreisförmig, das heißt, sie definieren als
    Hypotypose jene Redefigur, durch die visuelle Erfah-
    rungen mit Hilfe verbaler Mittel dargestellt oder evoziert
    werden. Siehe die Definitionen der großen antiken
    Rhetoriker, von Hermogenes bis Longinos, von Cicero bis
    Quintilian, die ich dem Lausberg entnehme, ohne mich
    weiter um die Vaterschaften zu kümmern, scheint doch
    ohnehin eine die andere zu wiederholen: (a) credibilis
    rerum imago quae velut in rem praesentem perducere
    audientes videtur, (b) proposita forma rerum ita expressa
    verbis ut cerni potius videatur quam audiri, (c) quae tam

    1 Schriftfassung eines Vortrags im Centro di Studi Semiotici e Cognitivi der Universität San Marino am 29. September 1996 für einen Kongreß über die Semiotik des Raumes. Ich eröffnete diesen Vortrag, indem ich den Artikel »I sensi, lo spazio, gli umori.
    Micro-analisi di In the Orchard di Virginia Woolf« von Sandra Caviccioli (in VS , 57, 1990) als eine der schönsten Analysen des Raumes in der Literatur zitierte. Damals war die Autorin im Saal anwesend. Heute, da sie nicht mehr unter uns weilt, widme ich ihr diese Überlegungen.
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    dicere videtur quam ostendere, praesentans oculis quod
    demonstrat, (d) quasi gestarum sub oculis inductio 2 – und so weiter.
    Vor mir habe ich (und zwar diesmal im Wortsinn »vor
    Augen«) den Text über die Hypotypose, den Hermann
    Parret im vergangenen Juli auf dem internationalen
    Kolloquium in Cerisy vorgetragen hat3, und auch hier
    scheint mir die Expedition ins Gestrüpp der neueren
    Theoretiker keine zufriedenstellenden Resultate erbracht
    zu haben. Dumarsais erinnert daran, daß Hypotypose Bild
    oder Gemälde bedeutet und immer dann vorliegt, »wenn
    in Beschreibungen die Dinge, von denen die Rede ist, so
    ausgemalt werden, daß es scheint, als ob das, was man
    sagt, tatsächlich vor Augen läge; man zeigt in gewisser
    Weise das, was man nur erzählt …« ( Des tropes ou des
    différents sens … , 1730), und für andere Theoretiker läßt diese Stilfigur die Realität »mit Händen greifen« – eine
    schöne Metapher, gewiß, aber eine Figur zu benutzen, um
    eine andere zu definieren, ist ein bißchen wenig. Zumal es
    ja, wie schon Aristoteles weiß, eine rhetorische Figur gibt,
    die einem die Dinge fast unter die Nase hält, nämlich die
    Metapher – und niemand wird behaupten wollen, daß die
    Metapher dasselbe sei wie die Hypotypose. Die Wahrheit

    2 (a) glaubwürdiges Bild der Dinge, das die Zuhörer gleichsam zu dem gegenwärtigen Ding hinzuführen scheint, (b) vor Augen
    gestellte Form der Dinge, die durch Worte so ausgedrückt wird, daß man sie besser zu sehen als zu hören meint, (c) die etwas
    ebenso zu sagen wie vorzuzeigen scheint, indem sie das Gezeigte vor Augen stellt, (d) Methode, die Taten gleichsam vor Augen zu führen (A. d. Ü.).
    3 Jetzt: Hermann Parret, »Au nom de l’hypotypose«, in Jean Petitot und Paolo Fabbri, Au nom du Sens: autour de l’œuvre d’Umberto Eco (Colloque de Cerisy, 29 juin au 9 juillet 1996), Paris, Grasset, 2000, S. 139 – 154.
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    ist: wenn die rhetorischen Figuren der Rede Glanz,
    Lebendigkeit und Überzeugungskraft geben sollen und
    wenn man mit Horaz zugeben muß, daß die Dichtung ut
    pictura ist, dann überraschen alle Redefiguren den Leser oder Zuhörer damit, daß sie ihm in gewisser Weise etwas
    vor Augen oder unter die Nase halten. Wenn das aber so
    ist und diese Metapher also wirklich zu allgemein wäre,
    was wird dann aus der Hypotypose?
    Zum Glück sind die Theoretiker gerade da, wo sie uns
    nicht zu sagen vermögen, was eine Hypotypose ist, fast
    immer in der Lage, sehr schöne Beispiele für sie zu geben.
    Die ersten drei stammen von Quintilian ( Institutio
    Oratoria , VIII, 3, 63 – 69). Das erste verweist auf einen Vers der Aeneis (V, 426), wo zwei Faustkämpfer
    gegeneinander antreten und »sich

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