Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Sie lief zur Eingangstür und spähte durch den Spion.
    Draußen stand ihre Schwester Tina auf Zehenspitzen und wedelte mit einer Tüte Muffins. Schnell öffnete Jo die Tür und zerrte sie herein.
    Tina trug die schwarze Bluse und Jeans des Cafés Java Jones, in dem sie arbeitete. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz hochgezurrt, aus dem sich braune Locken ergossen. Kurz blitzte der Silberring in ihrer Nase auf, bevor die Tür zufiel.
    »Dein Koffeinproblem ist ja viel schlimmer, als ich dachte«, sagte sie.
    »Ich werde von den Medien belästigt.«
    »Wissen wir. Die ganze Familie redet darüber, wie du im Fernsehen rüberkommst.«

    Jo führte sie in die Küche. »Und, was meinen sie?«
    »Tante Lolo findet, dein Hintern wirkt dick, wenn du vor der Presse davonrennst.«
    Jo glotzte sie an.
    Tina reichte ihr die Muffins. »Komm, das beruhigt.«
    Stöhnend warf Jo den Kopf zurück.
    »Im Ernst jetzt, setz dich hin und iss was, bevor du dir die Flügel verbrennst wie eine Motte, die durch eine Kerze fliegt.«
    Jo klaubte ihre Aufzeichnungen zusammen, ließ sich auf einen Stuhl fallen und machte die Tüte auf. »Danke.«
    »Warst du wirklich gestern im St. Francis, als …«
    »Ja. Ein echter Alptraum. Aber emotional verarbeiten kann ich das erst später.«
    Tina nahm gegenüber Platz. »Wie nennt man so was? Verdrängung? Leugnung?«
    »Unterdrückung.« Jo legte die Handballen auf die Augen. »Wenn ich in Bewegung bleibe, kann ich den Pfeilen ausweichen, die auf mich abgefeuert werden.«
    Tina schwieg. Jo blickte auf. Das Gesicht ihrer Schwester hatte sich umwölkt.
    »Das waren anstrengende vierundzwanzig Stunden.« Obwohl sie sich bemühte, konnte Jo das Brüchige in ihrer Stimme nicht überspielen. »Gabe tritt in zwei Tagen seinen Dienst an.«
    »O Gott.« Tina legte ihr die Hand auf den Arm. »Erzähl mir alles.«
    Jo erklärte es ihr. »Daher möchte ich den Pfeilen vorerst lieber ausweichen.«
    »Klar, lass es ruhig angehen. Das steckt man doch nicht so einfach weg.«

    Jo rieb sich die Augen. »Ich bin einfach … ratlos.«
    Nachdenklich neigte Tina den Kopf. »Liebst du Gabe?«
    Jo nickte. »Ja.«
    Langsam ging auf Tinas Gesicht ein strahlendes Lächeln auf. »Der volle Wahnsinn.«
    Jos Wangen erwärmten sich, und auch sie lächelte. »Ja, da hast du Recht.«
    Tina riss beide Fäuste nach oben und warf den Kopf zurück. »Ein Schuss, ein Treffer. Woo. «
    Jo lachte.
    Plötzlich zeigte Tina mit dem Finger auf sie wie der Zorn Gottes. »Und es war unvermeidlich.«
    »Das heißt?«
    »Tu nicht so, als wäre Gabe ein Blitz aus heiterem Himmel. Du bist ein Adrenalinjunkie.«
    »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Du stehst auf Nervenkitzel.«
    »Ich hör mir den ganzen Tag das Gerede der Leute an.«
    »Von neun bis fünf starrst du ihnen ins Gesicht. Und zum Entspannen kletterst du in den Bergen rum.«
    »Felsen: Gesichter, die nicht quatschen.«
    »Sie schmeißen dich nur runter, wenn du was machst, was ihnen nicht gefällt. Ein einziger Fehler, der kleinste Ausrutscher und bumm! - nur noch Luft zwischen dir und dem Boden. Bergsteigen ist unerbittlich. Du nimmst es mit Gesichtern auf, die niemals nachgeben. Und genau das reizt dich.«
    »Falsch. Die Berge stellen ein Problem dar, das gelöst werden muss. Genauso drücken es die Kletterer aus.«
    »Jo, gib’s auf.«
    »Nein, wirklich. Beim Klettern geht es um die verborgenen
Wahrheiten im Fels und in dir selbst. Du erforschst ihn, bis er seine Geheimnisse preisgibt und dir den Weg zum Gipfel zeigt.«
    »Du hast also wirklich keine Ahnung?«
    »Klar ist es ein Rausch. Und viele Kletterer gehen auch zu hohe Risiken ein. Aber ich nicht. Du kennst doch das Sprichwort …«
    »Nur ein alter Bergsteiger ist ein guter Bergsteiger.« Tina starrte sie an wie einen begriffsstutzigen Klotz. »Es geht doch nicht nur ums Problemelösen.«
    »Natürlich nicht. Klettern macht mich an.«
    »Was dich anmacht, sind Risiken im Privatleben.«
    »Das ist eine Übertreibung.«
    »Bei Männern.«
    Jo erstarrte. »Das ist Blödsinn. Das ist … Tina, das ist lächerlich und eine Beleidigung gegen … was denn für Männer? Gabe? Daniel? «
    Heftig mit den Händen wedelnd, hielt sich Tina Jos Gekränktheit vom Hals. »Du liebst die Aufregung. Du bist eine Denkerin, die keine Ruhe sucht, so viel steht fest.«
    »Kommst du bitte zur Sache, bevor ich deinen Kopf in die Spüle tauche?«
    »Nach Daniels Tod hast du ein bisschen gebraucht, aber dann bist du ins Spiel zurückgekehrt. Du hast

Weitere Kostenlose Bücher