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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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möglich über diesen Mann zu erfahren. »Erinnerst du dich, wie er ausgesehen hat, Myn? Kannst du mir etwas über ihn sagen?«
    »Ja. Er war ein Magier, und er war groß.«
    »War sein Haar silbern?«, fragte Alayna, denn sie nahm an, das Mädchen könnte von Erland geträumt haben.
    »Nein. Es war dunkel, aber es war ein kleines bisschen Grau darin.«
    Alayna erschauderte, aber dann lächelte sie über ihre eigene Dummheit. Sie kannte einen Magier, auf den diese Beschreibung zutraf, aber das war unmöglich.
    »Trug er einen blauen Umhang?«
    »Nein, einen grünen.«
    »Und was für eine Farbe hatte sein Ceryll?«
    »Gelb.«
    Sie schauderte abermals. Der Mann, den Myn da beschrieb, war Sartol.
    »Und du bist sicher, dass es ein wahrer Traum war, Liebes? Bist du sicher, dass es sich nicht nur deshalb wirklich anfühlte, weil du solche Angst hattest?«
    »Ja, Mama. Ich habe diesen Mann im Traum in der Großen Halle gesehen. Ich bin ganz sicher.«
    Alayna wollte ihr einfach nicht glauben. Sartol war tot. Er gehörte nun zu den Unbehausten, und das bedeutete, dass er für alle Ewigkeit auf der Nordebene spuken würde. Aber Myn war alt genug und vertraut genug mit dem Blick, um eine Vision von einem normalen Traum unterscheiden zu können.
    »Wie hat sein Vogel ausgesehen?«, fragte Alayna und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme bebte.
    »Es war ein Falke, ein großer, und ich glaube nicht, dass ich die Art schon mal gesehen habe.«
    Alayna überlegte verzweifelt, welche Art Falke Sartols erster Vogel gewesen war. Er hatte es ihr einmal erzählt, als sie noch seine Schülerin gewesen war, damals, als sie noch Freunde waren. Damals, bevor sie erfuhr, dass er ein Verräter und Mörder war. Seitdem war so viel geschehen, so viel hatte sich verändert. Sie konnte sich nicht mehr erinnern. »Hast du Angst, Mama?«
    Sie wusste schon seit langem, dass es unmöglich war, Myn zu belügen. Das Kind war viel zu aufmerksam. »Ein wenig, Myn-Myn. Der Mann, den du beschreibst, ist jemand, den ich nicht gerne wiedersehen möchte.«
    »Ist er tot?«
    Die Magierin spürte, wie sie bleich wurde. »Wie kommst du darauf?«
    »Weil seine Augen so komisch aussahen«, sagte Myn leise. »Wie sahen seine Augen denn aus?«, fragte sie, obwohl sie es eigentlich nicht wissen wollte.
    »Irgendwie so, als würden sie brennen.«
    Alayna nickte, denn sie wusste genau, wovon das Mädchen sprach. Immerhin hatte sie sowohl Therons als auch Phelans Geist gegenübergestanden. Sie wusste, wie es war, in die Augen der Unbehausten zu schauen. Sie stand auf, griff nach Myns Hand und machte sich auf den Rückweg zur Großen Halle.
    »Was ist mit Papas Hemd?«
    »Wir holen es ein andermal. Im Augenblick möchte ich Papa so bald wie möglich von deinem Traum erzählen.« »Geh langsamer, Mama«, sagte Myn. »Du bist viel zu schnell.«
    »Tut mir Leid, Myn-Myn.«
    Sie zwang sich langsamer zu gehen, spähte aber immer wieder über ihre Schulter und in Gassen hinein, als erwartete sie, dass Sartols Geist sie verfolgte.
    Sobald sie die Große Halle erreicht hatten, brachte Alayna Myn zu Jaryd und ließ die Kleine alles wiederholen, was sie in ihrer Vision gesehen hatte. Wenn Myn Einzelheiten ausließ, half Alayna nach, aber ansonsten gestattete sie ihrer Tochter, den Traum so zu erzählen wie beim ersten Mal. Noch lange nachdem das Kind fertig war, schwiegen sie. Schließlich wechselten sie einen Blick, und Alayna wusste aus dem, was sie in Jaryds Augen sah, dass er den Mann, den Myn beschrieb, ebenfalls erkannt hatte.
    »Myn-Myn«, sagte Alayna nun, »warum gehst du nicht in die Küche und holst dir etwas zu essen? Dein Papa und ich, wir müssen uns unterhalten.«
    »Gut«, sagte die Kleine leise und ging zur Tür. Aber bevor sie sie öffnete, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu ihren Eltern um. »Ich habe Angst, allein zu sein, Mama. Ich habe Angst vor dem Mann.«
    Alayna ging zu ihr und umarmte sie. »Wie wäre es, wenn ich nach Valya rufe? Hilft das ein bisschen?«
    Myn nickte und Alayna führte sie in die Küche. Nachdem sie dem Mädchen etwas zu essen geholt und gewartet hatte, bis Valya, die Frau, die sich um die Kleine kümmerte, eingetroffen war, kehrte Alayna in ihr Zimmer zurück und setzte sich in einen der großen Sessel. Jaryd hatte sich inzwischen nicht von der Stelle gerührt. Er stand immer noch mitten im Zimmer und starrte in die leere Feuerstelle, auf deren Sims sein riesiger Adler saß.
    »Was, glaubst du, hat das zu bedeuten?«,

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