Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)
vorhat, aber wir wissen noch nicht genau, was.«
Von draußen war laute Unterhaltung zu hören und kurz darauf ging die Tür zum Schankraum auf und vier ortsansäßige Leute traten ein, um zu Mittag zu essen. Sie bemerkten die beiden jungen Männer am Ecktisch und grüßten sie. Dann nahmen sie ihre Plätze am langen Tisch ein.
»Wie dem auch sei«, sagte Will, »ich glaube nicht, dass dies der Ort ist, um darüber zu reden.« Er wusste, dass das Landvolk jeden Fremden mit Neugierde beobachtete. Dementsprechend würde jeder versuchen, bei ihrer Unterhaltung mitzuhören. »Lass uns jetzt einfach nur essen und ich erzähle dir die Einzelheiten unterwegs.«
N ach einem reichlichen Mittagessen im Gasthaus gingen Will und Horace hinaus zu ihren Pferden, um in den Wald zu reiten. Vorher löste Horace jedoch noch die Lederhülle mit dem Bogen, die an seinem Sattel hing, und reichte ihn Will.
»Das ist deiner. Walt meinte, du könntest ihn vielleicht gebrauchen.«
Will strahlte übers ganze Gesicht, als er den Langbogen herausholte und gegen den Kurzbogen austauschte, den er bisher schussbereit bei sich getragen hatte.
»Das fühlt sich schon viel besser an«, sagte er. Horace nickte. Er kannte die Befriedigung und die Sicherheit, die eine vertraute Waffe bieten konnte.
Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten los. Natürlich überragte Horace auf seinem großen Schlachtross seinen Freund, der wie üblich auf Reißer ritt. Die Hündin lief vorneweg und rannte immer wieder zu ihnen zurück. Will hatte sie mitgenommen, da Trobar mit einer Aufgabe für Malcolm beschäftigt war.
»Ich habe schon gehört, dass du inzwischen auf den Hund gekommen bist«, scherzte Horace. »Wie heißt er denn?«
»Es ist eine Sie«, antwortete Will. »Und ich habe noch keinen Namen für sie ausgesucht.«
Horace betrachtete die schwarzweiß gefleckte Hündin nachdenklich.
»Blackie wäre doch gut«, meinte er nach einer Weile.
Will hob die Augenbrauen. »Das ist ja ausgefallen! Wie um alles in der Welt bist du denn darauf gekommen?«
Horace beschloss, Wills Spott zu übergehen. »Immer noch besser, als ihn nur Hund zu nennen.«
»Sie«, verbesserte Will. »Es ist eine Sie, weißt du noch?«
»Egal«, erwiderte Horace. »Ein Hund muss einen Namen haben. Und du kannst mich ja wohl kaum tadeln, dass mir nichts Besseres eingefallen ist, wenn du dir selbst noch keinerlei Gedanken gemacht hast. Blackie ist besser als nichts.«
»Darüber könnte man streiten«, antwortete Will. Insgeheim genoss er dieses freundschaftliche Geplänkel mit Horace. Genau wie in alten Zeiten, dachte er.
»Tja, ich werde ihn … entschuldige, sie … jedenfalls Blackie nennen«, verkündete Horace.
Will zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst. Aber sie ist ein sehr gescheites Tier. Ich bezweifle, dass sie auf einen so alltäglichen Namen hören wird.«
Horace sah ihn von der Seite an. Sein Freund schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Prompt stieß Horace einen durchdringenden Pfiff aus und rief: »Blackie! Stehen bleiben, mein Mädchen!«
Sofort drehte sich die Hündin um und blieb mit einer erhobenen Pfote stehen, den Kopf fragend zur Seite geneigt.
Horace deutete triumphierend auf das Tier.
Will schnaubte abfällig. »Das beweist gar nichts. Sie hat auf den Pfiff reagiert, das ist alles! Du hättest … Butterbrot rufen können, und sie wäre stehen geblieben!«
»Butterbrot ?«, wiederholte Horace gespielt ungläubig. »Das ist dein Namensvorschlag? Und du wagst es, mich wegen Blackie zu verspotten?«
»Ich habe nur gesagt, dass sie wegen deines Pfiffs stehen geblieben ist«, entgegnete Will. Früher hatte er einen solchen Schlagabtausch mit Horace sofort gewonnen, aber jetzt grinste sein Freund ihn auf eine überhebliche Weise an.
Als sie die wartende Hündin erreicht hatten, murrte Will halblaut: »Verräterin!«
Leider hatte Horace das gehört.
»Tja, das ist zumindest etwas besser als Butterbrot , nicht wahr, Blackie?«, sagte er.
Zu Wills Leidwesen antwortete die Hündin mit einem Bellen, als stimme sie Horace zu, dann lief sie wieder los. Horace stieß ein zufriedenes Lachen aus und beschloss, Will vom Haken zu lassen.
»Also war an der ganzen Geschichte über den Zauberer nichts weiter dran und es sind nur übertriebene Gerüchte?«, fragte er und kehrte damit wieder zum Ernst der Lage zurück. Sie hatten es geschafft, einen Teil der Vorfälle auf Macindaw beim Mittagessen zu besprechen, aber es gab immer noch
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