Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
Vom Netzwerk:
wusste ja, dass immer jemand ihr Fenster beobachten würde, auch wenn er selbst nicht auf dem Posten sein konnte.
    Die Zugbrücke ratterte und die Fallgatter knarrten,
als das Tor für die Skotten geöffnet wurde. Alyss sah ihnen nach, wie sie durch den hohen Schnee in Richtung Grenzübergang nach Picta marschierten. Dann versperrte ihr der nordöstliche Turm den Blick und sie kehrte dem Fenster den Rücken.
    Der Wind hatte sich gedreht und schickte seinen eisigen Atem durch das offene Fenster, sodass das kleine Feuer im Kamin flackerte. Mit der Kordel löste Alyss den schweren Wandteppich, der vor das Fenster fiel und den schlimmsten Wind abhielt. Die plötzliche Dunkelheit ihres Gefängnisses deprimierte sie jedoch und so zündete sie die Lampe an.
    Eine halbe Stunde später hörte sie den Schlüssel im Schloss und Keren trat ein.
    Sie erwartete, dass er triumphierte und mit seinem Erfolg prahlte. Doch er schien niedergeschlagen und abgelenkt. Sie stellte ihm jede Menge Fragen über MacHaddish, aber er tat sie ärgerlich ab. Er wollte nicht über den General reden. Stattdessen sprach er über seine Kindheit, dass er im Norden aufgewachsen war und im Frühling und Sommer in den Wäldern und an den Flüssen auf die Jagd gegangen und in den schneereichen Wintern hauptsächlich im Haus eingesperrt gewesen war. Er fragte sie über ihre eigene Kindheit aus, und sie erzählte ihm knapp vom Waisenhaus in Redmont, wo Baron Arald die Waisenkinder all jener erzog, die in seinen Diensten ums Leben gekommen waren.
    Und doch spürte sie während des Gesprächs, dass es
da etwas gab, worüber er nicht reden und dem er sich nicht stellen wollte.
    Allmählich wurde ihr klar, was es war. Keren hatte begriffen, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, ihn endgültig von allem entfremdete, was er kannte und sein Leben lang geschätzt hatte. Ein Weg, von dem es kein Zurück mehr gab.
    Ihr Abendessen wurde gebracht und er entschuldigte sich abrupt und ging weg. Alyss saß nachdenklich am Tisch und starrte auf die Schüssel mit Eintopf. Die Dinge entwickelten sich womöglich schneller als gedacht.
    Sobald das Tablett abgeräumt worden war, würde sie sich wieder an den Stäben zu schaffen machen.



D er Plan für den Hinterhalt war einfach.
    Will hatte eine Stelle in der Nähe ihres Lagers ausgewählt, wo der Weg über eine lange Strecke geradeaus verlief. Gundar und neun seiner Nordländer würden sich gleich zu Beginn des Wegs zu beiden Seiten hinter den Bäumen verstecken. Sobald die Skotten an ihnen vorbeimarschiert waren, konnten sie sie von hinten überraschen.
    Will und Horace wollten am anderen Ende des langen Wegstücks die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich ziehen, indem sie unvermittelt aus ihrem Versteck traten und die Skotten zum Stehenbleiben aufforderten.
    Sobald die Skotten abgelenkt waren, würden die Nordländer hinter ihnen aus dem Wald kommen. Die Skotten würden merken, dass sie in der Unterzahl waren und Widerstand zwecklos war. Die beiden jungen Männer mussten noch überlegen, was sie mit neun Gefangenen tun würden, doch darüber wollte Will sich erst Gedanken machen, wenn es so weit war.
    Er wusste aus eigener Erfahrung und von Gesprächen mit Walt, dass das bloße Erscheinen eines Waldläufers oft ausreichte, um Feinde aufzuhalten. Es hatten sich schon größere Trupps als dieser hier kampflos ergeben. Natürlich erwartete er nicht, dass das auch heute passierte, aber zumindest würde der Anblick eines Waldläufers die Skotten verunsichern, und dieser Moment würde den Nordländern die Gelegenheit geben, den Feind zu überwältigen.
    Will schaffte es rechtzeitig genug, vor den Skotten am Treffpunkt zu sein. Einer der Nordländer war dort postiert, genau so, wie Will es angeregt hatte. Der Mann schrak zusammen, als der Waldläufer plötzlich in der Dämmerung wie aus dem Nichts auftauchte, und griff nach der Streitaxt, die neben ihm am Baum lehnte.
    Will beruhigte ihn rasch. »Nur die Ruhe!«, sagte er und schob die Kapuze seines Umhangs zurück, damit sein Gesicht zu sehen war. »Ich bin’s.«
    »Bei Gorlogs Bart, Waldläufer«, knurrte der Nordländer und schüttelte den Kopf. »Ihr habt mich vielleicht erschreckt.«
    Gorlog, mit seinem langen Bart, den geschwungenen Hörnern und einer Art Reißzähnen, gehörte zu den niederen nordländischen Gottheiten. Will hatte den Namen während seiner langen Bekanntschaft mit den Nordländern schon oft gehört, er ging jedoch nicht weiter darauf ein.
    »Gehen wir«,

Weitere Kostenlose Bücher