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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Schlechteste.«
    Mit einem Ruck setzte er sich auf und starrte sie ungläubig an.
    »Ein Bündnis? Hast du etwa deine Haltung geändert? Bist du jetzt auf Alfons’ Seite?«
    »Und du? Bist du nicht sein Statthalter?«
    »Nur dir zuliebe habe ich dieses Amt angenommen.«
    »Ich weiß. Besser du als irgendein Tolosaner Hauptmann oder ein Mann des Erzbischofs. Dann hätte ich gar nichts mehr zu sagen.«
    »Wir haben Alfons lange genug ertragen«, beschwor er sie hitziger, als man es von ihm gewohnt war. »Inzwischen überzieht er mächtig sein Willkommen in dieser Stadt. Die Stimmung hat sich gewandelt. Es wird Zeit, etwas zu unternehmen.«
    »Willst du etwa einen Aufstand anzetteln?«
    Ein abwegiger Gedanke. Sie war sicher, dass die Barone uneins waren, ganz gleich, was Peire zu glauben schien. Er würde nur ein lächerliches Häuflein Wagemutiger unter sein Banner scharen können. Nicht zu vergessen, dass auch der vermaledeite Erzbischof über Soldaten verfügte. Eine Erhebung wäre ein aussichtsloses Unterfangen.
    »Dein Gemahl hätte nicht lange gefackelt.«
    »Mein Gemahl ist seit sieben Jahren tot«, schrie sie plötzlich aufgebracht. Schon das zweite Mal heute, dass man sie daran erinnerte, was Aimeric getan hätte. »Er ist tot und kommt nicht wieder!«
    Er sah sie lange an und nickte dann.
    »Das ist er. Und ich bete für seine Seele.«
    Sie sah den Schmerz in seinen Augen. Aimerics Tod schwärte immer noch wie eine offene Wunde in seinem Herzen. Würde er denn nie darüber hinwegkommen?
    »Was also ist dein Rat?«, fragte sie.
    »Ich habe gute Verbindungen zu den Trencavels …«
    »Die Trencavels«, lachte sie bitter. »Die sitzen auf ihrer Festung in Carcassona und kehren sich einen Dreck um Narbona. Genauso blind wie alle Großen dieses Landes.«
    Menerba ließ sich nicht beirren. »Und nicht zu vergessen Montpelher, Rodes und andere Fürstentümer. Niemand will, dass Alfons zu stark wird.«
    »Die werden sich doch nie einigen. Besonders die Trencavels hängen ihr Fähnchen mal so oder mal so in den Wind. Auf die kann sich niemand verlassen.«
    »Diesmal ist es anders. Und vergiss nicht Barcelona.«
    »Der gute Ramon Berenguer? Auch der scheint die Familie seines lieben Onkels Aimeric vergessen zu haben. Seit seiner Verlobung mit Peronella von Aragon ist ihm die Vereinigung der beiden Reiche wichtiger als alles andere. Ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Nein, nein«, sagte sie verbittert. »Von Nachbarn und Verwandten ist nichts zu erwarten. Besser, wir gewöhnen uns daran, mit Alfons auszukommen.«
    Menerbas Gesicht verfinsterte sich. »Wieso dieser Sinneswandel? Das passt nicht zu dir. Was hast du vor?«
    Unter seinem Blick fühlte sie sich nackt. Wütend auf sich selbst, biss sie sich auf die Lippen, denn sie hatte das Gefühl, zu viel gesagt zu haben. Immer schon hatte er sie mühelos durchschauen können, nicht wie Aimeric, der sich mit Leichtigkeit von ihr hatte nasführen lassen. Sie stand auf und eilte zum Wandtischchen hinüber, um ihren Kelch nachzufüllen. Ihre Hände zitterten so stark, dass etwas Wein auf ihr Gewand tropfte. Sie nahm einen schnellen Schluck, um sich zu beruhigen.
    »Was führst du im Schilde?«, fragte Menerba um einiges lauter.
    Sie drehte sich um, mit dem Kelch in der Rechten, und bemühte sich, gefasst zu wirken. »Wir müssen einen Weg finden, das Beste aus der Lage zu machen. Man muss sich mit ihm verständigen.«
    Er sprang auf. »Sich verständigen? Was soll das heißen?«
    Rasch trat er näher und blickte forschend in ihre Augen. Plötzlich sah sie eine wilde Vermutung über sein Gesicht zucken. »Willst du etwa in sein Bett springen? Ja, verflucht! Das ist, was du vorhast. Du willst seine Hure werden«, schrie er.
    »Was erfrechst du dich?«, rief sie heftig und versuchte, ihn mit einem wütenden Blick niederzuzwingen. Ärgerlich, dass ihr dabei die Röte in die Wangen stieg, und noch ärgerlicher, dass er es bemerkte. Jäh holte er mit der Linken aus und schlug ihr den Kelch aus der Hand, der auf den Dielen in tausend Scherben zerschellte.
    »Ich werde das nicht hinnehmen«, brüllte er außer sich.
    In Furcht vor seinem Zorn war sie einen Schritt zurückgewichen. Der Ausbruch kam ganz unerwartet und widersprach seinem sonst so besonnenen Wesen. Einen Augenblick lang starrte er sie noch wütend an, dann fiel sein Blick auf die Scherben, und das schien seiner Erregung die Spitze zu nehmen. Vielleicht auch, weil ihm bewusst wurde, dass er in Wirklichkeit keine

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