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Die Diener des Boesen

Die Diener des Boesen

Titel: Die Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden , Nancy Holder
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so schnell groß.«
    Sie nahm den Plastikbeutel. Jamie sagte: »Öffnen Sie ihn bitte nicht, Mrs. DeMarco.«
    Sie hielt den Beutel und starrte durch das Plastik den Anhänger an. Strich mit ihren Fingern über den Namen. Sie sah aus, als würde sie im nächsten Moment erneut die Fassung verlieren, aber sie riss sich zusammen. Giles bewunderte sie sehr dafür.
    »Ich fürchte, ich habe die Beherrschung verloren. Ich habe ein paar Bemerkungen gemacht. Ich ... ich habe den Jungen beleidigt. Ich wollte es nicht. Noch während ich es sagte, habe ich mich dafür geschämt.«
    »Bemerkungen, Ma'am?«
    Mrs. DeMarco sah den Anhänger an.
    »Liz will damit sagen, dass sie ihn einen Schwachkopf genannt hat«, dröhnte eine Stimme aus dem Flur. Dann betrat ein Mann in einem schmierigen blauen Arbeitshemd und mit feuchten dunklen Haaren den Raum. Er hatte wohl gerade geduscht. In seiner Jugend musste er ein kräftiger Mann gewesen sein. Jetzt war er fett geworden.
    »Ich bin Connies Vater. Was ist mit ihr? Haben Sie die kleine Herumtreiberin gefunden?«
    »Artie«, sagte Mrs. DeMarco und sah ihren Mann mit einem gequälten Gesichtsausdruck an.
    »Sie ist eine Herumtreiberin. Mit allen Jungs hat sie sich abgegeben. Wir haben sie gewarnt. Schau uns an: Wir haben viel zu früh geheiratet.« Er zögerte. »Nicht dass wir nicht glücklich sind. Aber wenigstens Liz hätte aufs College gehen können. Diese Göre hat ihre Figur verdorben, unsere Zukunft verbaut.« Er zuckte die Schultern. »Dann hat sie uns auch noch das angetan.«
    Jamie nickte. »Ich verstehe.«
    »Oh, Sie verstehen gar nichts«, sagte der Mann in einem feindseligen Ton.» Sie sehen ein billiges Apartment und einen fetten, schäbigen Kerl. Sie sehen nicht die Jahre, in denen wir versucht haben, sie glücklich zu machen, ihr alles zu geben. Ich bin verbittert, das streite ich nicht ab. Doch ich war nicht immer so. Viele andere Kerle hätten sich davongemacht, aber ich bin geblieben. Ich habe das Richtige getan.« Er seufzte. »Ich war ein junger Bengel. Siebzehn Jahre alt. Aber ich habe das Richtige getan.«
    Mrs. DeMarco schluchzte. »Was verschweigen Sie uns, Detective?«, fragte sie. »Sie ist tot, nicht wahr?«
    »Ma'am, ich hoffe nicht.« Jamie steckte den Plastikbeutel wieder m den Briefumschlag. Giles bemerkte, dass Mr. DeMarco nicht gebeten hatte, ihn sehen zu dürfen. »Mehr kann ich Ihnen im Moment leider auch nicht sagen.«
    Sie nickte. »Ich werde nach dem Besuch bei meinem Priester ins Asyl gehen«, erklärte sie. »Wenn Sie irgendetwas hören ...?«
    » Rufe ich Sie dort an.« Jamie klopfte auf seine Tasche.» Die Nummer habe ich.«
    »Okay.«
    »Auf Wiedersehen, Mrs. DeMarco«, sagte Giles.
    »Sie sind der Bibliothekar«, sagte sie zu ihm. »Ich habe einige Kinder im Asyl über Sie reden hören.«
    »Tatsächlich?« Er war plötzlich alarmiert. »Und was sagen sie?«
    »Sie finden Ihren Akzent cool.« Sie lächelte matt. »Einige der Mädchen möchten gern wissen, ob Sie Prinz William kennen.«
    Sein Lächeln war traurig. »Erzählen Sie ihnen irgendeine Lüge.«
    »Das mache ich«, sagte sie gequält. »Jeden Tag.«
    Jamie neigte den Kopf. »Mrs. DeMarco. Mr. DeMarco.«
    Die beiden Männer verließen die Wohnung. Die Fliegengittertür schlug hinter ihnen zu.
    »Was ist los mit dir?«, schrie Mr. DeMarco seine Frau an. »Dauernd bist du bei diesem Priester, dauernd in diesem verdammten Asyl. Und was ist mit mir? Ich gehe vor die Hunde.«
    »Artie, es tut mir Leid«, sagte Mrs. DeMarco. »Es ist nur so, dass ich die Chance habe, etwas Gutes zu tun . . .«
    »Ja, mit diesem kleinen Miststück hast du wirklich eine gute Tat vollbracht. Wenn sie nach Hause kommt, werde ich sie verprügeln ...«
    »Du wirst sie nicht anrühren«, schrie sie.
    Jamie warf Giles einen Blick zu, als sie in Jamies Streifenwagen einstiegen.
    »Genau das ist es, was die Leute von uns denken«, erklärte er Giles. »Wenn dein Kind ausreißt, denken sie, dass es einen Grund dafür hat. Dass du es missbraucht oder geschlagen hast. Niemand glaubt ...« Er verstummte. »Niemand glaubt dir, dass es einfach ausgerissen ist und du keine Ahnung hast, warum.« Er wischte sich über die Stirn. »Mann, jetzt könnte ich einen Drink gebrauchen. «
    »Bleib standhaft, alter Knabe«, sagte Giles.
    Jamie seufzte und nickte. »Ich weiß. Morgen werde ich erfahren, ob ich noch immer einen Job habe. Brauchst du vielleicht Hilfe in der Bibliothek?«
    »Es ist ein elender Job, ehrlich«, sagte Giles.

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