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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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da im Telegrammstil.
    Wieso wundere ich mich eigentlich, Thea weiß doch immer alles als
erste. Sie schrieb kurz eine Antwort im Stehen und schlug vor, am nächsten
Montag zusammen Mittagessen zu gehen. Dann schmierte sie sich noch ein
Erdnussbutter-Senf-Sandwich, welches sie mit Salat, Gurken, Schmelzkäse und
Schinken belegte.
    „Meins“, sagte sie scharf, als sie aus dem Augenwinkel heraus sah, wie
sich Lance mit begehrlichem Blick ihrem Brötchen näherte.
    „Spielverderber“,
maulte er.
    „Ich glaube kaum,
dass es zu deinen Aufgaben gehört, mir permanent das Essen zu klauen.“
    Sie füllte noch eine alte Vittel-Flasche mit Leitungswasser, als das
Telefon klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display um die Nummer zu sehen.
0033 – Frankreich… Wer konnte denn das sein? Mémés Nummer war es nicht, nicht
mal eine Nummer aus der Nähe, was zum Glück die Möglichkeit, dass Mémé etwas zugestoßen
war und man sie deshalb zu erreichen versuchte, auch ziemlich einschränkte.
Eigentlich wollte ich gerade gehen, dachte sie, hin und her gerissen, ob sie
rangehen sollte. Schließlich siegte doch die Neugier. „Meyer?“
    „Kaja, hier
spricht deine Mutter.“
    „Oh, hallo Maman“, antwortete Kaja mit wenig Begeisterung. „Von wo
rufst du denn an? Ich dachte, ihr seid irgendwo im Indischen Ozean?“ und
ergänzte im Stillen: oder anderswo weit weg, so weit weg wie möglich.
    „Wir wurden eingeladen auf diesen Empfang in Paris bei...“, ihre
Mutter ratterte irgendwelche Namen herunter, die Kaja nicht das Geringste
sagten.
    Als es in dem Redeschwall ihrer Mutter eine klitzekleine Unterbrechung
gab, schaltete sich Kaja blitzschnell dazwischen und unterbrach sie abrupt:
„Und weshalb rufst du mich an?“
    „Ich werde mich doch wohl noch erkundigen dürfen, wie es meiner
einzigen Tochter geht! Und nachdem du uns nicht mehr anrufst, habe eben ich zum
Hörer gegriffen.“
    Das war Maman live. Immer die ganze Situation umdrehen und versuchen,
Schuldgefühle zu wecken. Kaja hatte das so satt. Früher hatte sie oft angerufen
und ihre Eltern hatten ihr mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass sie keine
Zeit hätten, ihre ganze Zeit mit ihrem Kind am Telefon zu verplempern.
    Deshalb antwortete sie jetzt nur knapp und mit ein klein wenig
boshafter Befriedigung in der Stimmung: „Mir geht’s gut, allerdings wurde ich
heute gerade fristlos entlassen und weiß noch nicht genau, was ich jetzt machen
werde.“
    Was einen erneuten Monolog ihrer Mutter startete, in dem es vor allem
darum ging, was Kaja alles falsch gemacht haben musste, dass es so weit kommen
konnte. Kaja hielt den Hörer einen Meter weg vom Ohr. Das meiste, was ihre
Mutter sagte, kannte sie schließlich schon und sie hatte nicht vor, sich das
alles noch einmal anzuhören. Lance blickte sie mitfühlend an und sie schnitt
ihm eine Grimasse.
    In der nächsten Sekundenpause schaltete sie sich wieder dazwischen und
sagte kurz: „Mémé lässt dich grüssen und danke fürs Anrufen, aber ich muss
jetzt leider los.“ Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab und hängte auf.
„Puh, geschafft. Das hätte ich heute nicht auch noch gebraucht.“ Niemand, nicht
einmal der Abteilungsleiter, schaffte es, sie in kürzester Zeit so
runterzuziehen, wie ihre Mutter. „So, jetzt können wir endlich los.“ Sie
schnappte sich ihren Proviant, wunderte sich kurz, wie ihr Brötchen so lange
überlebt hatte mit diesem gefrässigen Drachen an ihrer Seite.
    „Na hör mal“, wehrte er sich, „ich klau doch nicht dein Sandwich, wenn
diese, diese…“ er suchte nach einem Wort.
    „Rabenmutter?“, half Kaja ihm weiter, schon ein wenig besser gelaunt.
Erleichtert stimmte er ihr zu.
    „Ja, Rabenmutter. Das ist glaube ich das Wort, dass ihr Menschen dafür
benutzt. Auch wenn ich nicht weiß, was ihr Menschen gegen Raben und ihre Eltern
haben. Aber ich schweife wieder einmal ab. Wenn diese Rabenmutter dich nervt,
klaue ich nicht auch noch dein Essen“, schloss der Drache verlegen.
    Kaja ging auf ihn zu und drückte ihn ganz fest. „Wenn du dir Mühe
gibst, wie gerade eben, bist du richtig süss!“
    „Süss, ich doch
nicht! “ wehrte Lance prompt entsetzt ab und fauchte furchterregend, um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen. „Gehen wir jetzt endlich?“
    Am Türlersee angekommen, ließ Kaja Zorro von der Leine und genoss die
Strahlen der Herbstsonne auf ihrem Gesicht. Jetzt im Herbst und noch dazu unter
der Woche hatte es angenehm wenig Leute hier an dem kleinen See

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