Die drei !!!, 15, Duell der Topmodels
ein ganz komisches Gefühl. Verena hat uns den gelben Zettel mit der Adresse gezeigt. Da steht tatsächlich die Straße drauf, in der wir gerade sind. Aber hier ist weit und breit keine Modefirma.«
Marie schluckte. »Kann ich mir denken. Die Firma ist hier im Industriegebiet. Was soll das bedeuten?«
»Keine Ahnung!«, sagte Kim. »Auf alle Fälle ist Verena total verzweifelt. Sie meint, das ist kein Zufall. Irgendjemand hat sie absichtlich zur falschen Adresse gelotst.«
Wieder hörte Marie Verenas Schluchzen im Hintergrund. Es klang ganz anders als ihre sonstigen dramatischen, tränenreichem, Auftritte. Es klang unwahrscheinlich echt! Verena hatte panische Angst.
»Wir können sie gar nicht beruhigen«, sagte Kim. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
Marie brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte. »Bleibt, wo ihr seid! Ich komm sofort zu euch.«
»Aber dann platzt doch dein Casting«, protestierte Kim.
»Egal!«, sagte Marie. Nie und nimmer hätte sie seelenruhig zu einem Casting gehen können, wenn sie wusste, dass ihre Freundinnen in Schwierigkeiten steckten.
Kim klang jetzt sichtlich erleichtert. »Das ist total lieb von dir!«
»Kein Problem.« Plötzlich hörte Marie durch das Handy das Brummen eines großen Autos, das näher zu kommen schien. »Ich brauche noch die genaue Adresse!«, sagte sie.
Kims Stimme wurde überlagert vom Geräusch quietschender Bremsen. »Wir sind in der Silber…straße 6.«
»Was ist eigentlich los bei euch?«, fragte Marie. »Wer ist da gerade gekommen?«
Kim antwortete nicht. Marie hörte Türen schlagen und Stiefelgetrampel auf einem Untergrund aus Kies. Dann schrie Kim auf. Die nächsten Geräusche konnte Marie nicht einordnen, bis etwas auf den Boden fiel, und irgendetwas grässlich knirschte.
Marie presste das Handy ans Ohr. »Hallo? Hallo, Kim?«
Keine Antwort. Die Leitung war tot.
Die Masken fallen
Marie zögerte keine Sekunde. Sie stopfte Franzis Handy in die Tasche, stürzte aus der Toilette und rannte hinaus ins Freie. Dann sah sie sich nach allen Seiten um. Mist! Hier gab es weder ein Fahrrad noch sonst ein geeignetes Verkehrsmittel. Der Bus fuhr leider nicht zum Hafen, sondern in eine völlig andere Richtung. Marie stöhnte. Sollte sie Kommissar Peters anrufen und ihn um Hilfe bitten? Nein, das würde viel zu viel Zeit kosten.
Marie zückte wieder ihr Handy. Das war einer der Augenblicke, wo sie ihrem Vater gar nicht genug dankbar sein konnte, dass er ihr ein so großzügiges Taschengeld spendierte. Marie wählte die Nummer der Taxizentrale, gab ihre Adresse durch und sagte: »Kommen Sie schnell, das ist ein Notfall!«
Drei Minuten später brauste ein Taxi an und stoppte mit quietschenden Reifen vor Marie. Der Taxifahrer beugte sich zum Beifahrersitz hinüber und öffnete die Tür. »Bist du etwa der Notfall? Du siehst ja ganz munter aus, mal davon abgesehen, dass du in einen Farbtopf gefallen bist.«
»Sparen Sie sich Ihre Kommentare!«, sagte Marie und sprang mit einem Satz in den Wagen. Dann schlug sie die Tür zu und sagte: »Ich muss dringend zum Hafen. Die Straße weiß ich leider nicht genau. Sie heißt irgendwie Silber…straße oder so ähnlich. Die Hausnummer ist 6.«
Der Taxifahrer, ein junger Türke mit schwarzen Locken, nickte. »Das kann nur die Silberhornstraße sein. Alles klar, schnall dich gut an, und halt dich fest!«
Er fuhr so schnell los, dass Marie unsanft in ihren Sitz gepresst wurde. Schon nach wenigen Sekunden bereute sie, dass sie »Notfall« gesagt hatte. Der Taxifahrer düste in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Stadt. Er ignorierte sämtliche Verkehrsampeln, nahm anderen Autofahrern die Vorfahrt, hupte ununterbrochen und wechselte, ohne zu blinken, die Spur. Marie machte die Augen zu und murmelte ein kurzes Gebet. Wenn sie die Fahrt hier überleben sollte und Holger wiedersehen durfte, würde sie drei Kerzen in einer Kirche anzünden.
Plötzlich fluchte der Taxifahrer und bremste voll ab. Marie flog nach vorne in ihren Sicherheitsgurt und riss die Augen auf. »Was ist passiert?«
Der Taxifahrer zeigte auf die endlos lange Autoschlange vor ihnen, verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen und sagte: »Stau!«
»W…was machen Sie denn da?«, stammelte Kim. »Mein Handy …«
Der Mann mit der schwarzen Bankräubermütze auf dem Kopf lachte nur. »Ach, ist dein schönes Handy kaputt? Das tut mir aber leid! Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte.
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