Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
hatte vorgeschlagen, dass Lina die Lampe beim viertelstündlichen Schütteln unter ihren Kapuzenpulli nahm. Das dämpfte das Geräusch erheblich. Kim sah auf das GPS-Gerät. Sie blieb stehen und setzte sich dann langsam wieder in Bewegung. »Wir sind ganz in der Nähe!«
»Jetzt müssen wir den Reflektor finden«, sagte Henry leise. »Er markiert die Station.«
Sie schwärmten in die schwarze Nacht aus. Die umherwandernden Lichtkegel von acht Taschenlampen durchschnitten die Finsternis. Tessa und Ina kicherten wie zwei kleine Mädchen. »Ist das aufregend!«, seufzte Tessa. »Da ist es!« Franzi atmete schneller.
Tatsächlich. Drei Meter entfernt leuchtete ein schmales Reflektorband im Licht ihrer Taschenlampe auf. Es war in Kopfhöhe um einen Baumstamm geschlungen. Franzi rannte los.
»Wo bist du?« Kim leuchtete aufgeregt umher. »Hier!« Franzi ließ ihre Lampe dreimal kurz aufblinken. Die anderen folgten dem Zeichen. »Das ist so cool!«, rief Lina.
Franzi hatte kaum den Baum erreicht, da ertönte in unmittelbarer Nähe ein lautes Zischen. Es folgten weitere merkwürdige Laute. Franzis Herzschlag setzte kurz aus, um danach doppelt so schnell weiterzuschlagen.
»Was ist los?« Lina stand jetzt knapp hinter Franzi. Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe zitterte über den Boden, hinauf zum Baumstamm, verfehlte ihn knapp – und traf auf ein großes, weißes, zappelndes, zischendes ... Etwas. Lina stieß einen markerschütternden Schrei aus. Ihre Taschenlampe kullerte über den Boden. »Der kopflose Ritter! Er ist hinter dem Baum!« Im selben Moment schwoll das Zischen weiter an, schien sich an verschiedenen Stellen zu verteilen, zu verdoppeln, zu verdreifachen. Es knackte und rumorte gespenstisch.
Lina rannte los, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her. »Warte!« Franzi erwischte den Zipfel ihres Pullis, aber Lina riss sich los. »Warte doch!«
»Lina!« Tessa hechtete ihrer Tochter hinterher. Franzi stand immer noch wie zur Salzsäule erstarrt da. Vor ihr war leises Rascheln zu hören, und helle Gestalten bewegten sich hektisch im Gebüsch hin und her.
Inzwischen waren auch ihre Freundinnen mit Ina und Henry bei ihr angelangt. »Ich fasse es nicht.«
»Franzi, alles klar? Was ist los?« Ina war sichtlich nervös. »Strauße.« »Wie bitte?«
»Hier ist ein Maschendrahtzaun.« »Ja, aber –«
»Das ist ein Straußenfreigehege.«
Kim näherte sich vorsichtig. Sie blendete mit der Hand den Strahl ihrer Taschenlampe ab und leuchtete nach vorne. »Du hast recht.«
Jetzt sahen es auch die anderen. Dicht vor ihnen stand ein sehr großer Vogel mit langem Hals, kleinem Kopf und einem dichten, hellen Federkleid. Er schien sie aus seinen aufgerissenen Augen vorwurfsvoll anzusehen. Hinter ihm stelzten weitere Exemplare unterschiedlicher Größe herum. »Wir haben die armen Vögel zu Tode erschreckt.« Franzi sah Henry vorwurfsvoll an. »Wenigstens beruhigen sie sich langsam. Aber ihr könnt doch keinen Nachtcache in der Nähe von einem Freigehege anbringen!«
Henry hob beschwichtigend die Hände. »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es hier so etwas gibt.« Franzi schnaubte. »Straußenzuchten gibt es seit fast 20 Jahren in Deutschland.«
»Aber warum ausgerechnet hier, mitten im Wald?«, verteidigte sich Henry. Ina schaltete sich ein. »Ich wusste auch nichts davon. Das muss eine relativ neue Einrichtung sein. Aber es ist die falsche Zeit und der falsche Ort, um das jetzt auszudiskutieren. Ich bin nur froh, dass es nicht schon wieder eine Attacke von unserem ominösen Anti-Cacher war!« Sie reckte den Hals. »Wo sind übrigens Tessa und Lina?«
In der Aufregung hatte niemand darauf geachtet, in welche Richtung die beiden gelaufen waren.
Sie riefen ihre Namen. Stille. Sie liefen ein Stück weiter, riefen wieder. Kim fröstelte. Der Wald schien immer dunkler und enger zu werden. Sie riefen lauter. Ein kühler Wind kam auf. Es rauschte.
»Oh nein, jetzt fängt es auch noch an zu regnen.« Inas Stimme klang leicht belegt.
Sie mussten noch lauter rufen, um gegen das Prasseln des Regens anzukommen. Plötzlich horchte Kim auf. Durch die Geräuschkulisse drang eine Stimme: »Hier!« »Das kam aus dieser Richtung!«
Sie zerrten sich die Kapuzen vom Kopf, um besser hören zu können.
»Ich glaube, sie sind da hinten.« »Hallo, wir sind hier, wo seid ihr?« »Nein, das kam von da.«
»Ich sehe ein Licht. Ganz weit hinten«, meinte Carla plötzlich. »Das ist Tessas Lampe.« Sie rannte los. »Nein,
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