Die drei ??? und der Super-Wal
der Füllstandsanzeige war der Sauerstofftank voll.
Mit watschelndem Gang folgte Peter in seinen Flossen Constance zur Reling, Sie setzte sich und ließ sich dann, über die Bootswand hinausgelehnt, weich nach hinten fallen.
Peter machte es ebenso.
Etwa einen Meter unter der Oberfläche streckte er sich aus und glitt durchs Wasser, das Gesicht nach unten gerichtet. Er versuchte sich an alles zu erinnern, was er übers Tauchen gelernt hatte: Durch den Mund atmen, damit die Maske innen nicht beschlägt. Und immer auf den Luftschlauch achten, damit er nicht geknickt wird. Erst dann tauchen, wenn die Feuchtigkeit im Taucheranzug sich allmählich der Körpertem-peratur angepaßt hat, Je tiefer man taucht, um so kälter das Wasser und um so höher der Druck. Beim ersten Anzeichen von Schwindel sofort auftauchen, aber nicht zu schnell.
Einige Minuten lang schwamm Peter dicht unter der Oberfläche. Er wedelte gemächlich mit den Flossen und nahm sich Zeit, sich zu entspannen und an die Welt unter Wasser zu gewöhnen.
Immer wieder war er vom Tauchen begeistert. Mit dem bleibeschwerten Gürtel um die Taille, der dem Auftrieb entgegenwirken sollte, kam er sich vor, als fliege er. Fliegen können wie ein Vogel – das herrliche Gefühl der Freiheit.
Constance und Flukey schwebten wenige Meter von ihm entfernt. Peter hob die Hand und bildete mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Er war jetzt bereit, in die Tiefe zu gehen.
Constance tätschelte Flukeys Rücken. Mit dem hellen Lichtstrahl des Scheinwerfers vor sich glitt der Wal hinunter.
Immer tiefer. Tiefer als Peter oder selbst Constance ihm zu folgen vermochten.
Justus hielt den Blick auf den Bildschirm im Cockpit des Bootes gerichtet. Slater am Steuer behielt ihn auch im Auge.
Das war faszinierend, dachte Justus. Als schaue man einem Raumfahrtmanöver zu. Der Lichtkreis auf dem kleinen Bildschirm schien den Himmel zu erforschen. Einen dunstüber-hangenen, manchmal bewölkten Himmel, durch den urplötzlich Fische wie ein Insektenschwarm schossen.
Immer wenn Flukey sich zu weit vom Boot entfernte, leuchtete der Lichtkreis schwächer. Sofort nahm Slater Kurs aufs Ufer, brachte den Sendemast und den Schornstein zur Deckung und folgte der Richtung, die Flukey eingeschlagen hatte. Wenn dann der Lichtkreis wieder heller wurde, hielt er das Boot ohne Fahrt auf der Stelle.
Eine sandige Fläche, Kies, ein Büschel Tang erschien auf dem Bildschirm. Flukey hatte den Meeresboden erreicht. Die Kamera an seinem Kopf suchte ihn Meter für Meter ab.
Peter war beim Tauchen weit oberhalb Flukeys zurückgeblie-ben. Er wagte sich nicht tiefer. Aus seinem Tauchkurs wußte er, daß der Taucher eine eigenartige Empfindung, ähnlich der Trunkenheit, verspürt, wenn der Druck auf den menschlichen Körper zu stark wird. Er wird dann leichtsinnig und neigt zu törichten, unkontrollierten Handlungen, die sein Leben gefährden können.
Tief unten konnte er den Schimmer von Flukeys Lampe sehen.
Flukey ist gut dran, dachte er. Sein Körper ist an große Tiefen besser angepaßt, Constance hatte ihm erzählt, daß manche Wale eine Meile tief tauchen und bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben können.
Peter hob die Hand, um seinen Luftschlauch glattzustreichen.
Er ließ die Finger über den gebogenen Schlauch bis zum Tank auf seinem Rücken gleiten.
Merkwürdig, dachte er. Er spürte keinen Knick im Schlauch, und doch . . . Angstvoll tastete er nochmals den Schlauch ab.
Irgendwo mußte doch ein Knick sein. Es war nicht anders möglich, denn er bekam keine Luft mehr in die Lungen. Er konnte nicht atmen.
Er griff zur Schließe des beschwerten Gürtels. Atem anhalten, sagte er sich. Den Gürtel abnehmen. Nur keine Panik, du Hasenfuß. Erst mal die Schließe aufbekommen.
Doch er schien gar kein Gefühl mehr in den Fingern zu haben.
Und mit seinen Augen war etwas nicht in Ordnung. Das Wasser um ihn her schien langsam seine Farbe zu verändern. Es wurde zu blassem Rosa und dann zu immer dunklerem Rot.
So dunkel schließlich, daß es wie Schwarz aussah . . .
Er rang jetzt nach Luft und versuchte sich mit den Flossen abzustoßen und sich durch die Dunkelheit nach oben zu kämpfen, versuchte . . .
Grelles Licht blendete ihn plötzlich. Er spürte einen wuchtigen Stoß gegen seine Brust. Etwas so Kraftvolles wie ein Bulldozer hob ihn an und schob ihn stetig zur Oberfläche hoch.
Er leistete keinen Widerstand. Mit letzter, versiegender Kraft klammerte er sich an das rätselhafte Ding, an
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