Die drei ??? und der unheimliche Drache
groß – sie wird bis zu drei Meter lang – aber doch nicht annähernd so riesenhaft wie der Drache, den wir gesehen haben.«
»Vielleicht hat eine von der Sorte eine Extraportion Vitamine gefuttert«, meinte Peter. »Vielleicht war das dann unser Drache.«
»Nein«, sagte Bob. »Der Drache von Komodo stößt keinen Dampf aus, und es gibt ihn auch nur auf einer einzigen kleinen Insel im Indischen Ozean. Und diesem Ungetüm in der Höhle sieht er auch kaum ähnlich. Ich meine, wir können es als gegeben ansehen, daß heute keine Drachen mehr leben. Hingegen erfuhr ich von einer Menge Tiere, die den Menschen angreifen, töten oder sogar fressen!« Er sah seine Freunde an. »Soll ich weitermachen?«
Justus nickte. »Sicher. Wir müssen unsere Feinde in der Natur doch kennen – ebenso wie diejenigen, die uns glauben machen wollen, sie entstammten der Natur. Lies deine Liste herunter, Bob.«
»Also, es geht los«, sagte Bob. »Eine Million Menschen kommen jedes Jahr durch Insekten ums Leben, die Krankheitserreger übertragen. Vierzigtausend sterben an Schlangenbiß, zweitausend werden von Tigern getötet, tausend von Krokodilen gefressen, und nochmal tausend fallen hungrigen Haien zum Opfer.« Er blickte auf.
»Siehst du wohl, Peter«, meinte Justus, »bis jetzt erwähnt die Sta-tistik keinerlei Zusammenstöße zwischen Drachen und Menschen.
Lies weiter, Bob.«
»Das sind die Zahlen, die ins Gewicht fallen«, sagte Bob. »Außerdem gibt es aber eine Menge Todesfälle durch Elefanten, Fluß-
pferde, Nashörner, Wölfe, Löwen, Hyänen und Leoparden. Zum Teil sind es Unfälle. Es gibt aber auch Tiere, die immer wieder gerade den Menschen töten und fressen. Viele handeln aus reiner Mordlust. Doch laut diesem Buch – ›Der Mensch als Beute‹ von James Clarke – werden die Gefahren, die von manchen Tierendrohen, weit übertrieben. Das betrifft zum Beispiel Eisbären, Pumas, Adler und Alligatoren. Der Verfasser sagt auch, Taranteln seien gänzlich harmlos, Grislybären richteten nur selten wirkliches Unheil an, und Affen seien intelligent genug, um dem Menschen nicht zu nahe zu kommen. Und weiter heißt es, wer unbedingt Wert darauf lege, gefressen zu werden, solle sich in Zentralafrika und auf dem indischen Subkontinent aufhalten. Der sicherste Ort hingegen sei Irland, das keine größere Gefahrenquelle aufweise als die Hummel!«
Bob faltete seine Blätter zusammen. In dem kleinen Raum war es still.
»Was meinst du?« wandte sich Justus an Peter.
Peter schüttelte den Kopf. »Danach scheint man ja auch in Seaside ziemlich sicher zu sein«, sagte er lächelnd. »Du mußt mich jetzt nur noch davon überzeugen, daß dieser Drache gestern abend nicht wirklich einer war.«
»Na, jedenfalls«, sagte Justus, »sahen wir noch nie vorher –«
Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn.
Justus griff nach dem Hörer, zögerte aber dann.
»Na los, nimm ab«, ermunterte Peter. »Vielleicht ist es wieder ein Anruf von dieser Leiche – oder dem Gespenst. Vermutlich hat es auch dem Drachen nahegelegt, er solle sich aus seiner Höhle raus-halten.«
Justus mußte lachen und nahm den Hörer auf. »Hallo?« meldete er sich.
Wie gewöhnlich hielt er den Hörer dicht an den Verstärker, damit Bob und Peter Rede und Gegenrede mitbekamen.
»Hallo«, sagte eine vertraute Stimme. »Hier ist Alfred Hitchcock.
Ist dort Jonas junior?«
»Ja. Guten Tag, Mr. Hitchcock. Ich vermute, Sie rufen an, um zu erfahren, wie weit unsere Ermittlungen für Ihren Freund gediehen sind?«
»Ja«, erwiderte die tiefe Stimme. »Ich hatte Allen zugesichert, ihrJungen würdet das Rätsel um seinen verschwundenen Hund binnen kurzem mit Bravour lösen. Ich möchte nun nachfragen, ob meine Zusicherungen gerechtfertigt waren. Habt ihr den Hund bereits gefunden?«
»Noch nicht, Mr. Hitchcock«, sagte Justus. »Erst müssen wir nämlich noch ein anderes Rätsel lösen. Das Rätsel eines Drachen, der hustet.«
»Ein hustender Drache?« fragte Mr. Hitchcock zurück. »Du meinst, so etwas existiert tatsächlich? Und er hustet, sagst du? Wie sonderbar! Unsere Welt ist doch anscheinend voller Rätsel.
Immerhin: wenn das Auftauchen eines Drachen bei euch Verwirrung stiftet, so würde ich empfehlen, daß ihr euch darüber mit dem Mann unterhaltet, der als derzeit weltbester Experte auf diesem Gebiet gilt.«
»Und wer ist das, Sir?« erkundigte sich Justus.
»Nun, mein alter Freund Henry Allen«, antwortete Alfred Hitchcock. »Es überrascht mich, daß er
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