Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
muß ich mir merken.«
»Und er darf nicht zu alt sein«, fuhr sie fort. »Junge Hunde schmecken besser.«
»Bestimmt«, sagte er und stand auf.
Plötzlich legte sie den Kopf zur Seite, und ihr Blick traf den seinen. »Mein Mann wurde getötet«, sagte sie, »von Gothir-Lanzenreitern. Jetzt sind meine Decken kalt, und niemand erhitzt mein Blut in einer kalten Nacht.«
Sieben setzte sich schneller wieder hin, als er beabsichtigt hatte. »Das ist eine Tragödie«, sagte er leise und blickte tief in ihre mandelförmigen Augen. »Eine schöne Frau sollte niemals einsam unter kalten Decken liegen.«
»Mein Mann war ein großer Kämpfer, er tötete drei Lanzenreiter. Aber er vögelte wie ein Hund. Schnell. Dann schlief er ein. Du bist kein Kämpfer. Was bist du?«
»Ich bin ein Gelehrter«, sagte er und beugte sich zu ihr. »Ich studiere viele Dinge – Geschichte, Dichtung, Kunst. Aber vor allem studiere ich Frauen. Sie faszinieren mich.« Er hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch ihr langes dunkles Haar und strich es ihr aus der Stirn. »Ich liebe den Geruch von Frauenhaaren, die Berührung von Haut auf Haut, weiche Lippen auf meinen Lippen. Und ich bin nicht schnell.«
Die Frau lächelte und sagte etwas auf nadir zu ihren Freundinnen. Alle Frauen lachten. »Ich bin Niobe«, sagte sie. »Wir wollen sehen, ob du genausogut vögelst, wie du redest.«
Sieben lächelte. »Ich schätze Direktheit. Aber ist das erlaubt? Ich meine, was ist mit den …« Er deutete auf die Männer an den Lagerfeuern.
»Du kommst mit mir«, sagte sie und stand geschmeidig auf. »Ich will sehen, ob es stimmt, was man von den
gajin
sagt.« Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in ein nachtdunkles Zelt.
Am Feuer des Anführers lachte Nuang leise. »Dein Freund hat sich entschlossen, den Tiger zu reiten. Niobe hat genug Feuer, um das Eisen eines jeden Mannes zu schmelzen.«
»Ich denke, er wird es überleben«, sagte Druss.
»Möchtest du eine Frau, die dir die Decken wärmt?«
»Nein. Ich habe eine Frau zu Hause. Was ist mit deinen Leuten passiert? Sie sehen übel zugerichtet aus.«
Nuang spie ins Feuer. »Lanzenreiter der Gothir griffen uns an, sie kamen aus dem Nichts auf ihren riesigen Pferden. Ich verlor zwanzig Männer. Du hast recht gehabt, als du sagtest, das Glück sei mir nicht hold gewesen. Ich muß etwas getan haben, um die Götter von Stein und Wasser zu verärgern. Aber es hat keinen Sinn, darüber zu jammern. Wer bist du? Du bist kein Gothir. Woher kommst du?«
»Aus dem Land Drenai, den blauen Bergen weit im Süden.«
»Dann bist du weit weg von zu Hause, Drenai. Warum suchst du den Schrein?«
»Ein Nadirschamane sagte mir, ich könnte dort vielleicht etwas finden, um einem sterbenden Freund zu helfen.«
»Du gehst ein großes Risiko ein, um diesem Freund zu helfen. Das hier ist kein gastfreundliches Land. Ich hatte selbst daran gedacht, dich zu töten, und ich gehöre zu den friedlicheren Vertretern meines Volkes.«
»Ich bin nicht leicht zu töten.«
»Das wußte ich, als ich dir in die Augen sah. Drenai. Du hast schon viele Kämpfe gesehen, hm? Hinter dir liegen viele Gräber. Einmal, vor langer Zeit, kam ein anderer Drenai zu meinem Volk. Er war auch ein Kämpfer, sie nannten ihn Nicht-Umzubringen, und er kämpfte eine Schlacht gegen die Gothir. Jahre später kam er und lebte bei uns. Ich hörte diese Geschichten als Kind, es sind die einzigen Geschichten, die ich von Drenai kenne. Sein Name war Angel.«
»Ich habe den Namen schon gehört«, sagte Druss. »Was weißt du sonst noch von ihm?«
»Nur daß er die Tochter von Ochsenschädel heiratete und daß sie zwei Söhne hatten. Einer war groß und gutaussehend, er sah Angel nicht ähnlich. Aber der andere war ein mächtiger Krieger. Er heiratete ein Nadirmädchen, und sie verließen den Stamm, um nach Süden zu reisen. Mehr weiß ich nicht.«
Zwei Frauen kamen, knieten neben ihnen nieder und boten den Männern Schalen mit Fleisch an. Eine Reihe spitzer Schreie drang aus dem Zelt von Niobe, und die Frauen lachten. Druss wurde rot und aß schweigend. Die Frauen gingen davon. »Dein Freund wird sehr müde sein, wenn der Morgen graut«, meinte Nuang.
Druss lag ruhig da und blickte zu den Sternen empor. Er hatte nur selten Schwierigkeiten einzuschlafen, aber heute war er ruhelos. Er setzte sich auf und warf seine Decke zurück. Im Lager war es still, die Feuer waren zu glühender Asche heruntergebrannt. Nuang hatte ihm den Schutz seines eigenen
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