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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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Pilzen.
    Einen Moment spürte Gerber etwas wie Erleichterung. Ein Drogensüchtiger war eingebrochen und hatte mit dem Internet gespielt. Er rief Petra Decarli an und bat sie, einen Moment zu ihm zu kommen. Gerber hatte von Blank nicht nur das Büro geerbt.
    »Ist eingebrochen worden, als ich nicht hier war, Petra?«
    »Eingebrochen?«
    »Jemand war an meinem Computer und hat mit dem Internet herumgespielt. Ein paar hundert Webseiten zum Thema Drogen besucht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Vorgestern, zwischen zwei und vier Uhr nachts.«
    »Es wurde aber nicht eingebrochen.«
    »Dann war es jemand, der einen Schlüssel hatte.«
    »Zu deinem Büro?«
    »Vielleicht habe ich vergessen abzuschließen.«
    Petra schüttelte den Kopf. »Ich hatte abgeschlossen.«
    Sie schauten sich an und hatten beide denselben Gedanken. »Aber das Paßwort? Er kann es nicht kennen, und er versteht nichts von Computern.« Ein weiteres Indiz, dachte er, daß es Blank war. Jemand, der mehr von Computern verstand, hätte nicht so viele Spuren hinterlassen.
    Petra Decarli setzte sich in einen Besucherstuhl. »Er besaß einen hot key .«
    »Was sagst du da?«
    »Urs hatte eine Tastenkombination, mit der er das Paßwort umgehen konnte.«
    »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    »Bis jetzt war er tot.«
    »Wie lautet die Kombination?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß er ein paar Tasten niederdrückte, während er aufstartete. Ich weiß nicht welche.«
    Gerber war bleich geworden. Blank war nicht tot. Und er wußte von der EXTERNAG .
    »Soll ich die Polizei anrufen?« fragte Petra leise.
    Gerber überlegte. »Laß mich zuerst mit den Chefs sprechen.«
    Die Sonne war untergegangen, aber die Hügel zeichneten sich noch deutlich vor dem taubengrauen Abendhimmel ab. Die Autos auf der Straße, die am See entlangführte, hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Von den Häusern am anderen Ufer blinkten schon ein paar Lichter herauf.
    Pius Ott saß mit Christoph Gerber in der Sitzgruppe beim Westkamin, in der er im Frühling mit Urs Blank gesessen hatte. Der Hausdiener hatte einen Servierwagen mit verschiedenen antipasti gebracht. Dazu gab es einen vino da tavola in einer Designerflasche, den Gerber nicht kannte. Das hatte nicht viel zu bedeuten. Es war noch nicht lange her, daß er es sich leisten konnte, sich für Weine zu interessieren.
    Gerber hatte für Ott das karge Protokoll seiner Sondierungsgespräche in Paris mündlich etwas ausgeschmückt. Nach seiner Beurteilung hatte der Gesprächspartner Interesse signalisiert. Pius Ott nahm es zur Kenntnis und schien zufrieden. Aber seine ungeteilte Aufmerksamkeit erhielt Gerber erst, als er ihm von dem geheimnisvollen Besucher erzählte. Die Tatsache, daß dieser die EXTERNAG -Unterlagen hatte, schien ihn weniger zu beschäftigen als die These, daß es sich um Urs Blank handeln könnte.
    Er formulierte detaillierte Fragen, die ein erstaunliches Wissen über Computer erkennen ließen. Als Gerber auf die besuchten Webseiten zu sprechen kam, stellte Ott den Teller beiseite, den er die ganze Zeit auf den Knien balanciert hatte, ohne davon gegessen zu haben.
    »Drogen?«
    »Halluzinogene Pilze, vor allem.«
    »Können Sie mir die Liste geben?«
    »Es sind über zweihundert Websites«, wandte Gerber ein.
    »Können Sie sie mir geben?«
    Gerber nickte. Er hatte gelernt, Ott nicht zu widersprechen.
    »Wer weiß davon?«
    »Nur meine Sekretärin und ich. Aber morgen werde ich meine Vorgesetzten informieren müssen.«
    »Dabei würde ich es dann bewenden lassen.«
    »Das hatte ich vor.«
    »Ich nehme an, das ist auch im Sinn Ihrer Vorgesetzten.«
    »Davon gehe ich aus.«
    Als Gerber gegangen war, wanderte Ott unruhig vor seiner Trophäenwand auf und ab. Bei einem Löwenschädel blieb er stehen. Die Mähne war stumpf und zerzaust, das halbe Ohr fehlte, und eine Narbe lief diagonal über den Nasenrücken. Auf dem kleinen Messingschild darunter stand: »Oula, 15.1.85, man-eater. «
    Es war keine besonders schöne Trophäe. Aber es war seine wertvollste. Er war zufällig dazu gekommen. Während einer Jagdsafari in Simbabwe waren sie an einem Dorf vorbeigekommen, in welchem ein Löwe bereits den dritten Bewohner getötet hatte. Sie befanden sich in einem Schutzgebiet, aber hier handelte es sich um einen man-eater.
    Drei Nächte und vier Tage jagte er mit seinem guide den Löwen. Es war seine aufregendste Jagd gewesen. Er hatte es mit einem Gegner zu tun, der ihm selbst gefährlich werden konnte.
    Seither

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