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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Moment an unsympathisch war.
    »Was wollt Ihr von einem Blinden? Und woher wisst Ihr, dass ich ein Hauptmann bin? Offenbar hat sich mein erbarmungswürdiges Schicksal schon überall herumgesprochen, und Ihr wollt mich jetzt entweder zu einem Opfer Eurer barmherzigen Fürsorge oder Eurer üblen Scherze machen, was mir gleichermaßen unangenehm ist.«
    »Wenn Ihr einen Moment stehen bleibt, werde ich Euch Eure Fragen gern beantworten, denn Ihr irrt in jeder Eurer Annahmen.«
    »So?«
    »Mein Name ist Zerolas, und ich bin ein Händler aus dem fernen Norgua im Herzogtum Noram, falls Ihr wisst, wo sich das befindet. Falls nicht, wäre dies nicht verwunderlich, so weit ist es von Elbenhaven entfernt.«
    »Ich war dabei, als Noram gegründet und Herzog Mirgamir in sein Amt erhoben wurde«, erklärte Rhiagon.
    »Wie auch immer«, sagte Zerolas, »ich bin über die hiesigen Verhältnisse nicht besonders informiert, doch dass Ihr ein Hauptmann seid, habe ich an dem Ehrenzeichen erkannt, das an Eurem Wams angebracht ist. Das ist alles.«
    Rhiagon betastete die Stelle an der Brust, an der dieses Zeichen normalerweise seinen Platz hatte – und tatsächlich, da war es, obwohl Rhiagon sicher war, es abgelegt zu haben.
    Offenbar irrte er in dieser Hinsicht.
    »Nun gut«, sagte Rhiagon. »Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag, werter Zerolas.« Er wollte schon weitergehen.
    Aber Zerolas fasste ihn am Arm. »Vorsicht! Da liegt die Hinterlassenschaft eines Straßenköters vor Euch!« Rhiagon blieb stehen, und Zerolas lachte auf. »Ich weiß, die Alten behaupten, dass es so etwas früher in einer Elbenstadt in Athranor nie gegeben habe, doch ich bezweifle, dass ihre Erinnerung sie da wirklich nicht trügt.«
    »Was wollt Ihr noch?«, fragte Rhiagon und klang leicht ungehalten. »Mir etwas verkaufen?« Er mochte Zerolas nicht, und dass dieser ihn davor bewahrt hatte, in ein Hundeexkrement zu treten, setzte ihm noch viel mehr zu, hatte es ihn doch erneut an seine Behinderung erinnert. »Ich brauche nichts von dem Tand, den einer wie Ihr mir bieten könnte. Ich habe keinen Bedarf an nordbergischen Seehundfellen, die auf so dilettantische Weise gegerbt wurden, wie das in Berghaven nun leider mal der Tradition entspricht.«
    »Abermals muss ich Euer Vorurteil korrigieren, Hauptmann.
    Im Allgemeinen pflege ich Dinge anzubieten, die meine Kundschaft sich insgeheim am meisten wünscht. Ich erfülle sehnlichste Wünsche…«, erklärte Zerolas und fügte leiser und in vertraulichem Tonfall hinzu: »… und könnte auch den Euren erfüllen!«
    »Das steht kaum in Eurer Macht«, sagte Rhiagon kategorisch.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Nicht einmal die größten Heiler Elbianas können mir das Augenlicht zurückgeben – doch genau dies ist mein sehnlichster Wunsch. Wie solltet Ihr mir den erfüllen können, hm?«
    »Es gibt einen genialen Erfinder in Berghaven, dessen Talent und Geistesgaben wohl nur mit denen des Thamandor vergleichbar sind«, entgegnete Zerolas. »Übrigens arbeitete dieser Erfinder einst fast eine Jahrhunderthälfte lang in der Manufaktur des berühmten Waffenmeisters, bevor er sich schließlich selbstständig machte. Sein Name ist Residor, doch anstatt sich wie der hoch geschätzte Thamandor auf die Herstellung von Waffen zu kaprizieren, entwickelt er Mechanismen, die Notleidenden zu helfen vermögen. Eine ganze Reihe von Werkzeugen und Hilfsmittel, die die Heilerzunft verwendet, gehen auf seine Erfindungen zurück.«
    »Vielleicht ist dies der Grund, weshalb ich noch nichts von diesem Residor gehört habe«, sagte Rhiagon, und es war sarkastisch gemeint, denn er glaubte Zerolas kein einziges Wort. Dennoch war sein Interesse geweckt, auch wenn er es sich selbst gegenüber noch nicht eingestand.
    Und dann sagte Zerolas zu seinem größten Erstaunen:
    »Jedenfalls habe ich hier ein Paar künstliche Augen aus Residors Fertigung. Und ich bin bereit, es Euch zu verkaufen.«
    Rhiagon verschlug es die Sprache; erst allmählich sickerte in seinen Verstand, was Zerolas gerade gesagt hatte, und als dies geschehen war, fehlten ihm schlichtweg die Worte.
    »Was ist?«, fragte der Händler. »Ihr seid so still.«
    Noch immer schaffte es Rhiagon nicht, einen Ton hervorzubringen, dann straffte er die Haltung und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, als er sagte: »Ich fürchte, meine Ersparnisse reichen nicht aus. Der Preis, den Ihr dafür verlangen werdet, muss unvorstellbar hoch sein, sollte es diesem Residor

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