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Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben

Titel: Die Elben - 03 - Der Krieg der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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tatsächlich gelungen sein, dies Wunder zu vollbringen und künstliche Augen herzustellen.«
    »Es ist kein Wunder, und es hat auch nur wenig mit Magie zu tun«, erklärte Zerolas. »Vielmehr hat Residor die Funktionsweise des Elbenauges erforscht und versucht, es nachzubauen. Das Ergebnis ist sicherlich nicht so perfekt wie ein echtes Elbenauge, aber immerhin wärt Ihr nicht mehr blind.
    Und allein schon der Anblick des Tageslichts erwärmt doch die Seele, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Rhiagon verstand sehr gut, was dieser Händler aus Berghaven im Herzogtum Nordbergen meinte. Und obgleich da etwas im Tonfall seiner Stimme war, das dem Elben nicht gefiel, konnte er sich der Faszination nicht entziehen, die der Gedanke auf ihn ausübte, wieder sehen zu können, und wenn es nur für einen einzigen Moment wäre.
    »Ich mache Euch einen Vorschlag, werter Hauptmann.«
    »Ich höre interessiert zu«, erwiderte Rhiagon.
    »Ihr probiert das Augenpaar des Residor einfach für eine Weile aus. Dann werde ich Euch aufsuchen und fragen, ob Ihr damit zufrieden seid. Falls Ihr es nicht seid, so gebt Ihr mir die Augen zurück, und ich werde gewiss früher oder später einen anderen Kunden dafür finden. Unter den Elben sind Augenverletzungen zwar selten, aber sie kommen doch immer wieder mal vor. Es ist nur eine Frage der Zeit, und mit der ist unser Volk ja reichlich gesegnet.«
    Rhiagon überlegte. »Mit weiteren Verpflichtungen wäre dies nicht verbunden?«
    »Nein. Erst dann, wenn wir uns wirklich handelseinig werden und Ihr die Augen behalten wollt.«
    »Gut, dann ist nichts dagegen einzuwenden. Und worin wird der Preis bestehen?«
    »Darüber reden wir dann.« Zerolas übergab Rhiagon einen Lederbeutel, und der Hauptmann öffnete ihn und ertastete zwei augengroße, kristallharte Kugeln.
    Er nahm eine davon heraus. »Ich nehme an, es ist die kundige Hand eines Heilers vonnöten, sie mir einzusetzen.«
    »O nein, da irrt Ihr. Das könnt Ihr selber – und falls Ihr Euch da unsicher fühlt, bin ich Euch gern dabei behilflich. Gestattet Ihr?«
    »Meinetwegen.«
    Der Händler setzte mit sicheren Griffen die Augen in die leeren Höhlen in Rhiagons Gesicht ein. Sie passten erstaunlicherweise so exakt, als wären sie eigens für den Hauptmann angefertigt worden.
    Im ersten Moment sah dieser nichts als grelle Farben, die dann allmählich zunächst noch undefinierbare Formen annahmen. Aber das Bild wurde bald klarer, und auf einmal konnte er seine Umgebung wieder erkennen. Nicht mit jener Schärfe, wie es ihm mit seinen richtigen Augen möglich gewesen war, aber der Eindruck war für Rhiagon überwältigend.
    »Ihr Namenlosen Götter, ich kann sehen!«, stieß er laut hervor, sodass sich Dutzende von Elben in unmittelbarer Nähe nach ihm umdrehten. Sie starrten ihn an und wunderten sich über die hellgrauen und sehr trüb wirkenden Kristallkugeln, die der Hauptmann anstelle von Augen hatte. Sie ließen ihn wie ein fremdartiges Wesen erscheinen.
    Rhiagon atmete tief durch, ließ den Blick schweifen, richtete ihn hierhin und dorthin und schien gar nicht zu wissen, wo er seinen neu gewonnenen Gesichtssinn als Nächstes hinwenden sollte.
    »Ich werde Euch zu gegebener Zeit aufsuchen, werter Rhiagon«, sagte Zerolas.
    »Sagt mir jetzt den Preis«, verlangte Rhiagon. »Die Ungewissheit, ob ich in der Lage bin, ihn zu bezahlen, oder ob ich die Augen vielleicht wieder abgeben muss, wäre mir schier unerträglich. Denn ich habe mich bereits entschieden: Ich bin sehr zufrieden mit diesen Augen.«
    »Übereilt nichts.« Zerolas’ Stimme klang auf einmal kein bisschen einschmeichelnd mehr, sondern mahnend, fast drohend. »Wie ich schon sagte, zu gegebener Zeit werde ich den Preis von Euch einfordern. Und seid gewiss: Ihr könnt ihn bezahlen. Andernfalls hätte ich Euch niemals angesprochen, Hauptmann.«
    5
    EIN BETTELMÖNCH IM
    PALAST VON ARATANIA

    »Wir haben noch genug von der Essenz des Lebens«, sagte Larana. »Warum willst du also so plötzlich zum Tempel der Sechs Türme aufbrechen?«
    Sie saßen an der festlichen Tafel in einem der Säle des Königspalasts von Aratania. Daron und Sarwen nahmen an diesem Essen nicht teil. Ihr Appetit war sehr wechselhaft, und Magolas hatte seiner Frau erklärt, dass dies ihrem elbischen Erbe entsprang.
    Doch auch Larana hatte kaum Appetit, obwohl sich der Hofkoch alle Mühe gegeben hatte, ihren Geschmack zu treffen.
    Seitdem ihr Gemahl ihr mitgeteilt hatte, dass Andir tot war, war sie sehr schweigsam

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